Gehörst du auch zu den Menschen, die regelmäßig sagen „Wie heißt du noch mal? Sorry, aber ich kann mir einfach keine Namen merken. Gesichter gehen, aber Namen…“. Dann kann ich dich beruhigen, denn du bist nicht allein. Namen können sich die meisten nämlich tatsächlich schwer einprägen und dafür gibt es einen Grund.
Der Hintergrund
Laut einer Studie aus dem Jahr 2017 liegt es hauptsächlich daran, dass Namen willkürlich gewählt werden – sie beschreiben weder den Charakter noch das Äußere der Person und haben insofern keine konkrete Bedeutung. Wenn du jemanden kennenlernst und den Namen zum ersten Mal hörst, vergisst du ihn also möglicherweise schnell wieder, weil dein Kopf ihn, einfach gesagt, nicht direkt mit dem dazugehörigen Menschen abspeichert.
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„Eine weit verbreitete Annahme ist, dass das Problem nicht etwa auf die Fähigkeit sich Dinge zu merken zurückzuführen ist, sondern auf die hohe Interferenz, also die Überlagerung von bereits gelerntem Stoff durch neuen, ähnlicher Namen“, erklärt Dr. Weiwei Zhang, ein Assistant Professor an der University of California, Riverside, der sich auf das menschliche Gedächtnis spezialisiert hat.
Anders gesagt: Namen sind nicht einzigartig, Gesichter schon. Du kennst womöglich mehrere Menschen mit demselben Namen, was es dir erschwert, verschiedene Personen unter einem „Label“ abzuspeichern. Gesichter gleichen sich dagegen nur selten, weshalb sie sich viele auch besser merken können. Außerdem können wir Gesichter buchstäblich sehen, Namen nicht – außer, wenn jemand wirklich so aussieht, wie sie*er heißt, aber das ist eine andere, spannende Geschichte. Es gibt nämlich tatsächlich eine Studie, bei der Namen unbekannten Menschen zugeordnet werden sollten und die Trefferquote war überraschend hoch!
Aber zurück zum Thema: Es gibt noch einen weiteren Grund, warum du den Namen deines Gegenübers direkt wieder vergessen haben könntest: Vielleicht hast du sie oder ihn auf einer Party kennengelernt und denkst, du siehst die Person eh nie wieder. Also versuchst du erst gar nicht, dir den Namen einzuprägen. Das klingt vielleicht ganz schön abgeklärt, aber so ist es nun mal – alles können wir uns nicht merken, also sortieren wir (unterbewusst?) aus.
Tipps & Tricks
Jetzt wo du weißt, woran das mit den Namen liegen könnte, fragst du dich vielleicht, ob du deinem Gedächtnis künftig etwas auf die Sprünge helfen kannst. Die Antwort lautet: Ja, kannst du. Da wäre zum Beispiel der House-Bunny-Trick: Hier wiederholst du einfach den Namen einer Person, direkt nachdem sie sich vorgestellt hat (die Exorzistenstimme ist optional). Du kannst auch versuchen, es deinem Gehirn etwas zu erleichtern, indem du nicht nur den Namen wiederholst, sondern noch ergänzt, wen du noch kennst, der genauso heißt. Angenommen Steffi stellt sich vor, dann antwortest du einfach: „Hi Steffi, wie geht’s? Meine Lieblingstante heißt auch Steffi“ – oder so was in der Art. Sollte das immer noch nicht reichen, kannst du den Namen auch noch Mal bewusst ins Gespräch einbauen: „Und was machst du beruflich, Mark?“
Außerdem kann es hilfreich sein, den Namen bewusst mit etwas zu assoziieren. „Wenn wir uns einen Namen eingeprägt haben, dann meist, weil er im episodischen Gedächtnis gelandet ist“. Dort speicherst du alles ab, das dich unmittelbar betrifft, wie deine glücklichsten Momente, peinlichen Missgeschicke und Menschen, die eine wichtige Rolle in deinem Leben spielen oder gespielt haben. „Wir merken uns also nicht nur den Namen der Person, sondern auch alle Informationen, die wir mit ihr verbinden“, so Dr. Zhang. Wenn du den Namen deiner neuen Kollegin also nicht direkt wieder vergessen willst, dann versuch dir gleichzeitig Details über sie zu merken – die Art und Weise, wie sie lacht, läuft oder redet zum Beispiel. „Forschungsergebnisse von Gedächtnisexperten deuten darauf hin, dass es helfen kann, so viele Informationen wie möglich zu einem Namen zu sammeln und so eine episodische Erinnerung zu formen“, sagt Dr. Zhang.
Wenn das alles nicht funktioniert, dann scheu dich nicht davor, einfach noch mal nachzufragen. Und zwar lieber zu früh als zu spät, damit du deine*n Freund*in nicht nach drei Monaten noch mit „Hey du“ anreden musst.
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