Erst kam das Outfit, dann das Make-up und das Essen und nun ist das Badezimmer, der Kühlschrank und die Vorratskammer dran – der Optimierungs- und Durchstylungsdrang auf Instagram (und damit auch zumindest für einen kurzen Moment im realen Leben) nimmt kein Ende und das geht mir krass auf meine lieblos zurück ins Regal geworfene Kekspackung. Versteht mich nicht falsch, ich mag Ordnung und Sauberkeit, aber ich will auch bitte noch Zeit zum leben haben, auch wenn ich deswegen auf Symmetrie in meinem Bad und nach Farben sortierte Lebensmittel verzichten muss. Und hey, für jemanden mit Ordnungszwang hat der Anblick einer Kardashian-Küche mit perfekt platzierten Oreos in riesigen Keksbehältern – wohlgemerkt nicht -dosen, dafür sind die zu fancy – wahrscheinlich einen entspannenden Effekt. Ich fange vor Anxiety an zu schwitzen.
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Ich will nicht in einer durchdesignten Wohnung leben
Pantry-Porn sieht toll aus, keine Frage – auch meine Augen freuen sich, wenn sie in den visuellen Genuss von Busy Philipps perfekter Vorratskammer kommen. Alles sieht toll aus, genau das ist ja das Problem. Instagrams Inhalte machen Selena Gomez, Hailey Bieber und mir schon genügend Minderwertigkeitskomplexe und verschlimmern die Depressionen bei übermäßiger Nutzung – also fast täglich. Zu allem Übel zeigt einem iPhone netterweise die Bildschirmzeit einer jeden App an.
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Ich will keine Ordnung da hineinbringen müssen, was chaotisch gehört.
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Badezimmer stylen geht schnell: Alles von einer Marke gekauft (Aesop wenn du in Berlin wohnst) und schon hat sich das mit dem Ordnung halten eigentlich schon getan. In der Küche fehlt es häufig an Stauraum, deswegen ist meine Pantry, beziehungsweise mein Abstellraum mit integrierter Vorratskammer (ja, da staunst du jetzt) voll gestopft bis unters Dach und das wird auch so bleiben. Bei Busy reihen sich unterschiedlich erzeugte Olivenöle aneinander aber nicht einfach so hingestellt, nein, ein platzbegrenzendes Tablett trennt die Öl-Area von der Essig-Area. Mein Tablett hat einen Cupholder, steht neben dem Waschbecken und ist dafür da, nicht zwei Mal von Küche zur Couch laufen zu müssen.
Wo ist denn bitte noch Platz für vermeintlich Hässliches, für Unperfektes, für Schiefes und ein bisschen Verstaubtes, wenn nicht im Abstellraum? Ich brauche eigentlich mehr als ein Zimmer für Unpräsentierbares – Neudeutsch nicht instagrammable – wie Raviolidosen, unförmige Mehlpackungen und Essiggurken. Wird einem heute nicht mal ein Raum gewährt, der nicht durchdesignt ist? Wohin dann mit dem Staubsauger, dem ein Rad fehlt, Tüten, in denen noch mehr Tüten stecken, einen zusammengewürfelten Werkzeugkasten und zahlreiche Kartons mit Gebrauchsanweisungen von Produkten darin, die schon längst kaputt sind? Die Müllschublade mit Bons, Lieferservice-Prospekten und Reißzwecken ist schon voll…
Gerade als meine Rage ihren Höhepunkt erreicht, erkenne ich eine Gemeinsamkeit an Busy Philipps, Mandy Moores und Whitney Ports Instagram-Posts: Die Damen standen gar nicht das ganze Wochenende da und haben ihre Konserven und Gewürze nach der Tabula-rasa-Methode ausgemistet! Diese luxuriöse Ordnung haben sie der Firma The Home Edit zu verdanken. Na, ein Glück waren da Profis am Werk, das lässt mich aufatmen. Und ratet mal, wer das Vorratskammer-Styling so populär gemacht hat? Klar, Gwyneth Paltrow auf ihrem Lifestyle-Portal Goop.com – die mit dem unerreichbarem Standard. Schlechte Laune macht mir das alles trotzdem. Ich freu mich schon auf meinen nicht instagram-baren aber dafür super funktionalen Abstellraum daheim. Vielleicht werfe ich eine angebrochene Packung Maiswaffeln hinein und schaue, wo sie landet.
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