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Warum der US-Playboy für mich eine Ikone der Popkultur ist

Dieser Artikel wurde ursprünglich am 17. Februar veröffentlicht. Zum Todestag von Hugh Hefner wurde der Text aktualisiert.
Hugh Hefner, der Gründer des legendären Playboy, ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Der Mann, der den „Sex in Amerika revolutionierte“, wurde in der Öffentlichkeit meist als Hedonist gefeiert, hat jedoch für das, was ihm wichtig war, weder Mut noch Mühe gescheut: Als Sohn streng religiöser Eltern im Chicago der 1920er geboren, musste er nicht nur gegen familiäre sondern auch gegen gesellschaftliche und politische Barrieren ankämpfen, um sein Magazin zu etablieren. Neben der Enttabuisierung von nackter Haut waren es zum Beispiel die Kritik am Rassismus und der politischen Verfolgung von anders Gesinnten im Amerika der 50er Jahre, die im Playboy einzigartig und gewagt thematisiert wurden – eine Brücke, die das US-Magazin bis heute schafft zu schlagen.
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Als 2015 jedoch beschlossen wurde, dass ab dem darauffolgenden Frühjahr keine gänzlich nackten Frauen mehr gezeigt werden sollten, war der Aufruhr groß. Wurde der Playboy plötzlich bieder? Wie sollte die Balance zwischen investigativem Journalismus und der baren Ästhetik gehalten werden, so ganz ohne das Nackte?
Das Magazin wollte damit vor allem eins erreichen: Sich aus der Masse der Nacktheit in Werbung, Porno und Popkultur hervorheben – und wieder auf den Radar des Mainstream und in die Haushalte zurückkehren. Doch mit dem Einstieg von Hefners jüngstem Sohn Cooper in die Führungsetage kehrte in der März/April-Ausgabe 2017 unter dem Leitspruch „Naked is normal“ auch die Nacktheit in den US Playboy zurück. Zum Glück!
„Nacktheit war nie das Problem, weil Nacktheit per se kein Problem ist“, schreibt Cooper Hefner nun in einem persönlichen Tweet und kündigt einen Kurswechsel an. „Heute erobern wir unsere wahre Identität zurück.“

Nackte Haut also, unter dem Deckmantel eines neuen, befreiten Körperbewusstseins als Instrument, um wieder relevant zu werden –ist das zu befürworten oder kann das weg?

Identität, das bedeutet in diesem Fall: Zeitgeist auf höchstem Niveau. Ästhetik und Hedonismus, ein bisschen Anti-Establishment und guter Journalismus. Was sich seit der Gründung des Playboy in den 1960er Jahren verändert hat, ist zum Beispiel die Interpretation von Ästhetik, nicht aber, das Verlangen danach selbst. Nackte Haut bleibt nun mal nackte Haut – 1964 wäre das allerdings mit großer Wahrscheinlichkeit eine nackte Frau in Heels mit Hasenohren gewesen, die mit wohlwollendem Hundeblick in die Kamera schaut. Heute wäre das so zum Glück nicht mehr denkbar. Und genau das ist doch der Punkt: Das Team des Playboy US hat bemerkt, dass man 2017 keine Frau mehr wortlos und unbekleidet an den Herd stellt. Gucken wollen sie trotzdem – und wir übrigens auch. Wofür gibt es schließlich Pornhub.
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Nicht nur deshalb wurde übrigens auch die Subline „Entertainment For Men“ abgeschafft, und die von Hugh Hefner initiierte Rubrik „The Playboy Philosophy“ wieder ins Leben gerufen. Was in Deutschland viele verkennen, ist nämlich vor allem der Status des Playboy US. Schon lange ist er nicht mehr nur „ein Sexmagazin mit weltumspannendem Erfolg“. Publiziert werden hier einige der interessantesten literarischen Schrift- und Meinungsstücke, Rezensionen, Interviews und Reportagen der US-amerikanischen Presse. Zu den publizierten Persönlichkeiten gehören mitunter Gabriel Garçía Márquez, Margaret Atwood, Martin Luther King, Jr., Haruki Murakami, Roald Dahl und die Pulitzer-Preisträgerin Joyce Carol Oates.
Dass einige den Playboy „nur wegen der Artikel kaufen“, ist in den USA ein Running Gag, der stets mit einem Augenzwinkern erzählt wird. Dabei ist da so einiges Wahres dran – vielleicht nicht nur, aber auch wegen der Artikel.

„Ich bin der erste, der zugibt, dass die Art und Weise, in der das Magazin Nacktheit gezeigt hat, überholt war. Aber völlig auf sie zu verzichten, war ein Fehler.“

Was Cooper Hefner in seinem Statement aufgreift, ist der kleine, feine Unterschied des Wie. Dass der Playboy per se nie ein feministisches Grundprinzip verfolgt hat, wird indes niemand abstreiten. Das wird sich allerdings mit oder ohne ein Stück Kleidung auf dem Nippel auch nicht ändern. Zumal der offenere Umgang mit Nacktheit kombiniert mit einem offenen Gespräch darüber doch wirklich zur Normalisierung dessen beitragen kann – und sei es nur der Auflage wegen.
Wer einmal die amerikanische mit der deutschen Ausgabe vergleicht, der wird schnell merken: Der Playboy US schafft es durchaus, ästhetisch anspruchsvolle Nacktbilder mit qualitativ hochwertigem Journalismus zu kombinieren. Der deutsche Playboy – wenn nicht sogar Deutschland allgemein – könnte sich davon ruhig eine Scheibe abschneiden.

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