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Psychische Gesundheit: Podcasts, Beratungsstellen & Co. für Schwarze Menschen

Hinweis: Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wenn du weitere Anlaufstellen kennst, schreib sie gern in die Kommentare.
„Wie auch bei anderen Formen von Diskriminierung bedeutet Rassismus einen Angriff auf den Selbstwert, weil man von den Tätern oder der Gesellschaft durch strukturellen und institutionellen Rassismus konstant entwertet wird.“ (Eben Louw 2019 in einem Interview mit der Vogue)
Ein Jahr später ist dieses Zitat mindestens noch genauso relevant – wenn nicht sogar noch relevanter. Spätestens seit dem Tod von George Floyd wird das Thema Rassismus zwar endlich auch in den Mainstream-Medien angesprochen, doch der Weg zu einer anti-rassistischen Gesellschaft ist immer noch weit. Noch immer werden Schwarze Menschen Opfer von rassistischer Gewalt und Mikroaggressionen. Und zwar nicht nur in den USA oder an anderen “weit entfernten“ Orten, sondern auch hier in Deutschland. Und das wirkt sich natürlich auch auf die Psyche der Betroffenen aus. Manchmal sind es konkrete Übergriffe, manchmal viele kleine Bemerkungen oder Blicke weißer Menschen, die sich über die Jahre anhäufen und still und leise an der mentalen Gesundheit nagen. Vielleicht ist es dir manchmal auch gar nicht bewusst, dass das so ist. Du fühlst dich dann vielleicht einfach nur müde, traurig oder wütend, kannst aber gar keinen konkreten Anlass dafür benennen.
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Die Frage ist, wie geht man am besten mit all diesen Emotionen um? Wie schafft man es, sich davon nicht unterkriegen zu lassen, hoffnungsvoll in die Zukunft zu sehen und das Leben zu genießen?
Die Antwort ist so einfach und doch so schwer: Man sucht sich Hilfe.
Einfach, weil es auf der Hand liegt. Du hast ein Problem, mit dem du allein nicht fertig wirst, also fragst du eine andere Person, ob sie dir helfen kann. Schwer, weil es manchmal gar nicht so leicht ist, den richtigen Ansprechpartner oder die richtige Ansprechpartnerin zu finden. Wenn du schon mal auf der Suche nach einem Therapieplatz warst, weißt du, wovon ich spreche. Ich meine das Letzte, was eine Person, die unter Depressionen leidet, gebrauchen kann, ist eine Absage nach der nächsten von Therapeut*innen zu bekommen, weil sie gerade keinen neuen Patient*innen aufnehmen.
Und deswegen soll dir Artikel dabei helfen, Hilfe zu finden.
Im Folgenden stelle ich dir ganz unterschiedliche Ressourcen vor, die dir gerade jetzt, aber auch in Zukunft, Unterstützung bieten können – angefangen bei empowernden Podcasts über Facebook-Gruppen bis hin zu Beratungsstellen. In der Hoffnung, dass du darunter etwas findest, was dir ganz persönlich hilft und Kraft gibt. 

Podcasts

Solltest du (noch) nicht bereit sein, deine eigenen Erfahrungen mit anderen zu teilen (was natürlich vollkommen okay ist!), hilft es dir vielleicht, Podcasts zu hören. Denn es kann einen großen Unterschied machen, zu wissen, dass man mit seinen Ängsten und Problemen nicht alleine dasteht.
Wenn du ohnehin regelmäßig Podcasts hörst, kennst du bestimmt schon den einen oder anderen. Aber für Podcast-Newbies hätte ich hier ein paar Beispiele.
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Afropod – Kompromisslos Schwarz: Ein Community-Projekt, bei dem sich die beiden Macherinnen Maciré und Fatou regelmäßig Gäste einladen – weil sie wissen, dass sie nicht für alle Schwarzen Menschen sprechen können und weil sie hoffen, so möglichst viele Schwarze Menschen zu erreichen. Ihr Ziel ist es, zu polarisieren, gegenseitig voneinander zu lernen und gemeinsam zu erinnern.

Black & Breakfast: Diezwei Berlinerinnen Jaide und Joana sprechen über ihre persönlichen Erfahrungen als Women of Color. Es geht um „Repräsentation, das Verlernen vonrassistischen Strukturen und braune Nippel“.

Feuer & Brot: Die freie Journalistin AliceHasters und die Sprecherin Maxi unterhalten sich über gesellschaftlichrelevante, popkulturelle und persönliche Themen.

Kabu’s Box: Ein afro-diasporischer Podcast, bei dem Kabu einmal im Monat Geschichten von Schwarzen Menschen, BPoC und Allys teilt. Thematisch geht es vor allem um Selbstliebe, Identitätsfindung, Herkunft, Kultur, Hautfarbe und Rassismus.
Matatu Podcast: Ein Podcast, bei dem Caro, Jackline und Paul AfroKultur in allen Facetten feiern.

Facebook-Gruppen

Es mag ein bisschen oldschool klingen, abertatsächlich sind Facebook-Gruppen immer noch eine tolle Möglichkeit, mitanderen Menschen, die ähnliche Erfahrungen wie man selbst machen, in Kontakt zutreten. Am besten schaust du einfach mal, ob es schon eine Gruppe gibt, diedich anspricht. Und wenn nicht, kannst du ja mal überlegen, ob du vielleichtselbst eine gründen möchtest. Hier zwei Beispiele für bereits bestehende Gruppen:

Schwarze BusinessFrauen Germany ist eineprivate Facebook-Gruppe, die aktuell knapp 580 Mitglieder hat und sich speziellan berufstätige WoC wendet. Dieses Netzwerk kannst du nutzen, wenn du auf derSuche nach Stellenausschreibungen und Events bist, aber auch, wenn du dich einfachnur mit Gleichgesinnten austauschen willst.

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Auch bei der Facebook-Gruppe Eltern Schwarzer Kinder verrät der Name bereits, worum es geht: Die Mitglieder dieser privaten Gruppe können sich überregional vernetzen und über das Thema Anti-Schwarzer Rassismus gegenüber Kindern sprechen.

Sport machen

Man sagt nicht umsonst „Ein gesunder Geist ineinem gesunden Körper“. Und deswegen kann bei mentalen Problemen manchmal auchBewegung sehr hilfreich sein – zum Beispiel, wenn du im übertragenen Sinne dasGefühl hast, auf der Stelle zu treten. Oder, wenn du schon richtigeRückenschmerzen hast, weil du das Gefühl hast, das ganze Elend der Welt lastetauf deinen Schultern. Oder aber, wenn du einfach mal Dampf ablassen und deineWut und Frustration rauslassen willst. Im letzten Fall wäre zum Beispiel boxeneine gute Idee. Du kannst aber auch buchstäblich deinen Sorgen davonlaufen undeine Runde Joggen gehen. Oder aber du versuchst es mit Yoga.

„Für mich ist Yoga eine Praxis der radikalen Selbstakzeptanz, Selbstliebe und Heilung“, sagt die Sozial- und Kulturanthropologin Elisa, die seit 2017 auch als Yogalehrerin arbeitet. Normalerweise unterrichtet sie donnerstags und sonntags im HeileHaus in Berlin, derzeit bietet sie aber (Online-)Kurse an. Infos dazu findest du auf ihrer Facebook-Seite.

Beratungsstellen & Plattformen

ReachOut unterstützt undberät Opfer und Zeug*innen rassistischer Gewalt sowie deren Angehörige undFreund*innen. Das vielseitige Angebot reicht vom Aufzeigen juristischerMöglichkeiten über die Begleitung zur Polizei bis hin zur Vermittlungtherapeutisch arbeitender Ansprechpersonen. Die Beratungsstelle selbst ist inBerlin, du kannst dich aber auch telefonisch oder per Mail – und wenn du willstauch anonym – an die Mitarbeiter*innen wenden.

Die Initiative Schwarze Menschen inDeutschland Bund e.V. (ISD)fördert politische Schwarze Projekte, bietet Räume und Aktivitäten für SchwarzeKinder und macht rassistische Diskriminierung, Benachteiligungen undAusbeutung sichtbar und bekämpft sie. Zu den Projekten der IDS gehörtbeispielsweise das Online-Diskussionsforum Das Afronetz, das alsPlattform für den Austausch über soziale, politische, ökonomische undkulturelle Themen dient.

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OPRA ist einepsychologische Beratungsstelle für Opferrechtsextremer, rassistischer und antisemitischer Gewalt. Dievertraulichen, kostenlosen Beratungen zu Themen wie Traumata oderBewältigungsstrategien bei Symptomen (zum Beispiel Angst oder Schlafproblemen)sind vor Ort in Berlin möglich, aber auch telefonisch und videogestützt. DasAngebot kann auch von Menschen ohne Krankenversicherung wahrgenommen werden.

Empowerment, politisch, positioniert,unterstützend, unabhängig, mehrsprachig, queer: Diese Begriffe nutzt GLADTselbst, um sich zu beschreiben. Die Selbstorganisation von Schwarzen, Indigenenund of Color Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans*, Inter* und Queeren Menschenin Berlin engagiert sich gegen Rassismus, Sexismus, Trans- undHomofeindlichkeit, Behindertenfeindlichkeit und weitere Formen vonDiskriminierung. Auch, wenn du Mehrfachdiskriminierungen erlebst, ist GLADT derrichtige Ansprechpartner. Sie bieten sogar eine psychologischeBeratung an für Menschen die (noch) keinen Therapieplatz haben!Wegen Corona findet diese jedoch per Telefon-, Video- oder Chat-Beratung statt.

Each One Teach One e.V. ist ein Community-basiertes BerlinerEmpowerment- und Bildungsprojekt, das sich zusammen mit anderen Organisationenfür die Interessen Schwarzer, Afrikanischer und Afrodiasporischer Menschen inDeutschland und Europa einsetzt. Neben einer hauseigenen Bibliothek, die Romane afrodiasporischerAutor*innen, aber auch Werke zu Themen wie Kolonialismus, Widerstand und Rassismusanalyseführt, ist die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ein wichtiger Bestandteilvon EOTO. Ein weiteres Element ist die Antidiskriminierungs- und SozialberatungEACH ONE.

BEFORE ist eine kostenlose, vertrauliche und vonstaatlichen Behörden unabhängige Beratungsstelle für Betroffene vonDiskriminierung, Rassismus und rechter Gewalt in München. Zum Angebot gehören unteranderem eine psychosoziale Beratung, die Stärkung der persönlichen Kompetenz,die Begleitung zu Anwält*innen, Ärzt*innen, Behörden und Co. sowie dieVermittlung von Kontakten.

Um Beratungsstellenin deiner Nähe zu finden, kannstdu gegebenenfalls auch die Hilfe des Antidiskriminierungsverbands Deutschland(advd) nutzen. Das ist ein Dachverband unabhängiger Antidiskriminierungsbüros und -beratungsstellen,Selbstorganisationen und wissenschaftlicher Einrichtungen, zu dem 24Mitgliedsorganisationen aus 12 Bundesländern gehören. Die Seite befindet sichjedoch aktuell noch im Aufbau, weshalb du deine Anfrage per Email schickenmusst.

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Therapeut*innen

Kommenwir zum schwierigsten Thema in Sachen Hilfsmittel: Dem Finden einer passendenTherapeutin oder eines passenden Therapeuten.

Obeine Therapie erfolgreich ist oder nicht, hängt von vielen Faktoren ab. Einerder wichtigsten ist die Beziehung zwischen den Therapeut*innen und Klient*innen.Schließlich solltest du nicht das Gefühl haben, dich in irgendeiner Formverstellen zu müssen oder nicht du selbst sein zu können. Du solltest dichverstanden und ernstgenommen fühlen, denn sonst traust du dich vermutlichnicht, deine innersten Gefühle preiszugeben und aufzuarbeiten. Es ist alsowichtig, dass du dir Zeit für die Suche nach einer Person die zu dir passt nimmst.

DasProblem ist jedoch, Google kann dir hier wahrscheinlich nur bedingt helfen.Websites, auf denen Schwarze oderPoC-Therapeut*innen aufgelistet werden, gibt es nämlich leider nicht (oder siesind extrem gut versteckt, denn ich habeauch nach sehr gründlicher Recherche keine gefunden). Was du jedoch machenkannst, ist, konkret nach den folgenden Begriffen zu googlen: Ethnopsychologie,Kulturpsychologie, kultursensible Psychologie, Transkulturelle Psychologie undInterkulturelle Psychologie. Mit etwas Glück findest du dann Praxenbeziehungsweise Therapeut*innen, die sich auf das Thema Diskriminierungspezialisiert haben – sprich Fortbildungen in dieser Richtung gemacht haben –,wie beispielsweise die von Dr.Ulrike von Lersner. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch,dass diese Personen weiß sein werden.

Indem eingangs bereits erwähnten Vogue-Artikel erzählte diePsychologin Stephanie Cuff, die genau wie Eben Louw in der Beratungsstelle “Opra“tätig ist und außerdem “My Urbanology“ betreibt, sie sei weder imStudium noch bei ihren Praktika „jemals mit Psycholog*innen oder Therapeut*innen of Color in Berührunggekommen“. Louw bestätigte das, in dem er sagte, es gäbe in pro Jahrgang häufignur einen Schwarzen Menschen an den Instituten, an denen psychotherapeutischeAusbildung stattfinden. „Ich habe das Gefühl, dass die Möglichkeiten fürDiskriminierung bei der Zulassung zur Ausbildung für Psycholog*innen of Colorenorm sind“, so der Psychologe.

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Will heißen: Höchstwahrscheinlich gibt es inDeutschland nur sehr wenige Schwarze Therapeut*innen. Ich sage höchstwahrscheinlich, weil ich dazukeine konkreten Zahlen finden konnte. Wenn es dir persönlich also wichtig ist,dass dein*e Therapeut*in ebenfalls Schwarz ist, frag am besten bei einer deroben genannten Organisationen nach, ob sie dir bei der Suche helfen können.

Oder aber du versuchst es erst Mal mit einer weißen Therapeutin oder einem weißen Therapeuten, die oder der eine Weiterbildung im Bereich Ethnopsychologie oder Interkulturelle Psychologie gemacht hat. Am Anfang jeder Therapie macht man nämlich ohnehin erst Mal fünf probatorische Sitzungen, in denen man sich gegenseitig “beschnuppern“ kann. Erst danach beschließen beide Parteien, ob es Sinn macht, die Therapie bei der Krankenkasse zu beantragen.
Vielleicht stellst du dabei dann fest, dass du doch lieber, eine Schwarze Therapeutin oder einen Schwarzen Therapeuten hättest, weil du das Gefühl hast, sie oder er könnte dich einfach besser verstehen. (Damit will ich natürlich nicht sagen, dass alle Schwarzen Menschen die gleichen Erfahrungen machen!)
Vielleicht läuft es aber auch richtig gut und du fühlst dich wohl bei dieser Person, obwohl sie nicht die gleichen oder ähnliche (Rassismus-)Erfahrungen gemacht hat wie du. Im Endeffekt kann es schließlich auch sein, dass du eine Schwarze Therapeutin oder einen Schwarzen Therapeuten findest und bei euch trotz der Gemeinsamkeiten die Chemie einfach nicht stimmt. Also probier’ es einfach mal aus. 
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Weitere Ansprechpartner*innen und Beratungsstellen – zum Beispiel auch speziell für Kinder – findest du bei MyUrbanology, einer Plattform, die Menschen, Angebote und Empfehlungen für andere sichtbar macht. Vielleicht kennst du die beiden Macherinnen, die hinter dem Projekt stecken, bereits aus dem einen oder anderen Podcast: die Dipl. Psychologin Stephanie und die Trainerin/Kommunikationsexpertin Alina.
Und auch auf der Website von Black Brown Berlin, einer Plattform, die informiert und verbindet, findest du weitere Adressen – zum Beispiel von Non-Profit-Organisationen und Kulturzentren, aber auch von BPoC-Hair- & Beautysalons sowie BPoC-Ärztinnen. Außerdem gibt es einen Eventkalender mit Veranstaltungen in Berlin.

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