Zwischen Aufwachen und Arbeiten liegen bei mir in der Regel etwas mehr als zwei Stunden. In der Regel wache ich auf, setze Kaffee auf, öffne den Computer und beginne so den Tag konzentriert und informiert.
In der letzten Woche habe ich allerdings etwas verändert: Seit ich in einem Tweet von der Morgenroutine der britischen Prinzessin Margaret las, packte mich der Geist der Veränderung. Margaret lag morgens nach dem Aufwachen noch zwei Stunden im Bett – Kette rauchend wohlbemerkt –, während ihr ein heißes Entspannungsbad eingelassen und ein Wodka Drink bereitet wurde.
Nein, ich habe nicht beschlossen, mit einer Packung Zigaretten und einem Long Drink in den Tag zu starten. Stattdessen wählte ich eine genauso lange Prozedur, die jedoch um einiges gesünder sein sollte: Ich bin jeden Morgen um 6 Uhr aufgestanden und habe mir als allererstes ein Bad eingelassen, eine Kerze angezündet, mich entspannt – und es war verdammt nochmal großartig. Nun komme ich nicht mehr umher mich zu fragen: Haben wir den Beginn eines jeden Tages womöglich fundamental falsch verstanden? Gehören unsere Morgen- und Abendrituale vielleicht einfach getauscht?
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Bevor ich anfange, wie Marie Antoinette zu klingen, gebe ich Entwarnung durch: Meine Gedanken können wissenschaftlich belegt werden. Im April 2016 brachte die Universität Loughborough in Großbritannien eine Studie heraus, die besagte, dass man beim Baden so viele Kalorien verbrennt wie bei einem halbstündigen Spaziergang. Eine weitere Studie der Universität Oregon in den USA hat herausgefunden, dass regelmäßiges Baden den Blutdruck senken kann.
Könnte das morgendliche Entspannungsbad also die schnelle Wach-werden-Dusche ersetzen? Ja, findet auch Dr. Sophie Bostock, Schlafexpertin und Mitarbeiterin der Schlafprogramminitiative Sleepio. Bostock untersuchte im Rahmen ihrer Doktorarbeit den Effekt von frühem Aufstehen auf den Schlafrhythmus bei Pilot*innen. Gerade bei dieser Berufsgruppe, die arbeitsbedingt unregelmäßigen Ruhezeiten ausgesetzt ist, wurde sichtbar, dass das Weckerstellen auf beispielsweise vier Uhr morgens schon beim Schlafengehen die Stresslevel erhöhte. Die Nachtruhe war meist nicht konstant und die Menge an ausgeschüttetem Cortisol, einem natürlichen Stresshormon, stieg beim Aufstehen und blieb den Tag über gleichbleibend hoch. Somit wurde unmittelbar gestresst in den Tag gestartet. Unter den Testpersonen war jedoch auffallend, dass diejenigen, die sich morgens etwa Zeit zur Meditation nahmen, wesentlich gesünder und ruhiger beim Arbeiten bleiben konnten.
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In der heutigen Zeit ist ein ruhiger Moment kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit.
Dr. Katie Abott
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„Allein der Gedanke daran, nach dem Aufstehen nicht direkt arbeiten zu müssen, sondern erst mal Zeit für sich zu haben, kann den Schlaf und die Tagesform beeinflussen“, so Bostock.
Auch Schlaftherapeutin und Life Coach Katie Abott ist passionierte Befürworterin eines langsamen Anfangs am Morgen. „20 Minuten Meditation am Morgen können Wunder bewirken“, so Abott im Gespräch. „Wer einen wirklich stressigen Tag vor sich hat, sollte morgens sogar eine ganze Stunde meditieren! In der heutigen Zeit ist ein ruhiger Moment kein Luxus mehr, sondern eine absolute Notwendigkeit.“
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Der dritte größte Faktor neben Stressreduktion und Schlafverbesserung ist natürlich die Routine. Laut Bostock ist eine „positive Routine“ der wichtigste Schlüssel zu gesundem Schlaf. Die Betonung liegt auf positiv: Anstatt sich unter Druck gesetzt zu fühlen, jeden Abend zur selben Zeit ins Bett zu gehen und sich darauf zu fixieren, morgens früher aufstehen zu müssen, sollte man sich Rituale setzen, auf die man sich freut. Denn was kann es Schöneres geben, als beim Schlafengehen zu wissen, dass man morgens erst einmal baden geht, bevor einen der Alltagsstress einholt und das Handy zum ersten Mal klingelt?
Auch für den Abend gilt im Übrigen die Routine: Egal was es ist, auf das du abends noch Lust hast, achte einfach darauf, dass die Aktivität für dich das Ende eines Tagesablaufs symbolisiert und eine Ruhephase einläutet. Das kann auch jeden Abend ein Schokoeis sein – ungelogen: Ich kenne jemanden, der jeden Abend ein Magnum Mini isst und das ist dann sein Abendritual. Wenn es für dich funktioniert, warum also auch nicht!
Fazit: Nicht jeder hat eine Badewanne oder etwas für Meditation übrig. Such' dir deine eigene Beschäftigung und versuche, sie regelmäßig einzulegen. Lass' dich morgens nach dem Aufstehen erst noch mal so richtig fallen, so kannst du dem täglichen Hustle gleich stärker begegnen.
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