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Stop being jealous! – Warum wir unbedingt aufhören sollten, neidisch aufeinander zu sein

Illustration: Heyer-Mallory
Das erste Mal, als sich Neid bei mir in irgendeiner Form bemerkbar gemacht hat, muss als Kind gewesen sein. Ich wollte auch mit Gogo Gassi gehen und in Barbies Traumhaus wohnen. Aber welches Kind der 80er nicht!? Kurz danach, der pubertierende Neid; große Brüste, kleine Brüste, „das ist meine beste Freundin“, große Lieben, die eine Woche später durch eine neue ausgetauscht wurden, Boybands und was sonst so alles dazu gehörte, um sich das Leben unnötig schwer zu machen.
Doch Gott sei Dank wurde mit dem Älterwerden alles einfacher – bringt es doch einige Vorteile mit sich. Der Charakter formt und stärkt sich und der fiese Begleiter namens Neid macht sich allmählich vom Acker. Hier und da zeigt er sich noch mal, aber ein mal übers Köpfchen gestreichelt, zieht er sich meist wimmernd und mit eingezogenem Schwanz wieder zurück. Dass ich jedoch selbst mal für Neid und Missgunst bei meinen Mitmenschen sorgen würde, daran hatte ich eigentlich nie wirklich einen Gedanken verschwendet. Warum auch? Dachte ich doch lange, beneidet zu werden sei ein Privileg derer, die sich alles leisten können und mit einer Extraportion Schönheit durchs Leben gehen. Pustekuchen!
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Denn Neid ist schlicht und einfach nichts anderes, als ein schlechtes Gefühl, das man hat, wenn andere etwas haben oder geschafft haben, was man selbst gerne hätte oder schaffen würde.

Daniela Wilmer
Das geht auch mit Durchschnitts-Aussehen, Durchschnitts-Leben, Durchschnitts-Kontostand. Und wie das geht! Zum Beispiel mit einer glücklichen Beziehung, einem Beruf, der einem viele Freiheiten lässt oder schlicht und einfach Zufriedenheit mit seinem bescheidenen Glück. Als ich dann vor einiger Zeit beschloss, einige Kilos los zu werden und wider Erwarten Erfolg damit hatte, dachte ich eigentlich es würde sich dabei um MEIN Projekt handeln. Doch es löste anscheinend bei einigen Frauen völlig unbegründetes Unbehagen aus. Klar, hier und da gab es Komplimente und Gratulation, doch die wurden überboten von scannenden Augen, kleinen, fiesen Kommentaren à la „na wenn das mal so gesund war, wie die das gemacht hat“, bis hin zu kontrollierenden Blicken bei der gemeinsamen Nahrungsaufnahme.
Ein sehr befremdliches Gefühl, wenn man sich plötzlich dafür rechtfertigen muss, dass man sich im eigenen Körper wohl fühlt. Und doch suchte ich den Fehler erst bei mir, bis mir klar wurde, dass ich ausnahmsweise in diesem Punkt absolut gar nichts „falsch” gemacht habe. Ich habe es nicht an die große Glocke gehängt oder mich damit profiliert, nein, ich habe etwas viel Schlimmeres getan: Ich habe anscheinend einigen um mich rum einen Spiegel vors Gesicht gehalten. Denn Neid ist schlicht und einfach nichts anderes, als ein schlechtes Gefühl, das man hat, wenn andere etwas haben oder geschafft haben, was man selbst gerne hätte oder schaffen würde. In den meisten Fällen passierst das durch ein mangelndes Selbstvertrauen. Wir projizieren unsere eigene Schwächen in die Verdienste anderer und das lässt uns sprichwörtlich Grün werden vor Neid. Hilft aber leider gar nichts, denn die Farbe Grün macht uns auch nicht schlanker, schöner oder erfolgreicher.
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Illustration: Anna Sudit
Was hingegen ganz besonders viel bringt, ist es, in solchen Situationen ein ehrlich gemeintes Kompliment einzusetzen und somit dem bösen Neid gar keine Chance zu geben zum Vorschein zu kommen. Was so einfach klingt musste ich allerdings erst lernen und was soll ich sagen: Ich liebe es! Nichts reinigt einen besser von schlechten Gedanken und macht die Menschen, die man doch so gerne hat, von null auf hundert glücklicher, als ein ernst gemeintes Kompliment. Der Freundin sagen, wie unfassbar gut sie heute wieder aussieht, auch oder gerade wenn man sich heute selbst besonders ungern im Spiegel anschaut. Charaktereigenschaften und Körperteile der Liebsten aufzählen, die man besonders mag, denn das Gegenüber kämpft doch schließlich mit den selben Problemchen wie man selbst. Stolz sein auf den neuen Job von jemandem, auch wenn es bei einem selbst gerade nicht so gut läuft. Urlaubsfoto und Reiseziele feiern, auch wenn man sich diese wahrscheinlich niemals leisten können wird.
Möchte dieses blöde Gefühl von Missgunst aber mal einfach nicht weggehen, dann sollte man sich die Zeit nehmen und dieses genauer hinterfragen. Denn egal welche Sehnsüchte sich dahinter verbergen, es wird nicht dadurch besser, dass man es seinem Gegenüber nicht gönnt. Materielle Dinge oder berufliche Erfolge kann man sich natürlich ebenfalls erarbeiten und in diesen Fällen kann Neid auch der Antrieb für die nötige oder fehlende Motivation sein. Doch gerade bei Äußerlichkeiten ist es so wichtig, sich nicht ständig zu vergleichen, sondern zu akzeptieren, dass wir einfach alle unterschiedlich sind und unsere Freunde uns wiederum manchmal für den knackigen Po oder den scharfsinnigen Humor beneiden – für Dinge also, die wir selbst bei uns gar nicht immer auf dem Schirm haben.
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Denn wenn man will findet man [auf Social Media] für jede Art von Neid etwas Brauchbares; Körperneid, Haarneid, Urlaubsneid, Klamottenneid, Babyneid, sogar Essensneid.

Daniela Wilmer
Social-Media-Kanäle sind was das Thema Neid angeht keine besonders große Hilfe (die sind ja schließlich heute eh für alles verantwortlich). Fühlen wir uns an einem Tag noch stark wie Pippi Langstrumpf, knicken wir am nächsten Morgen beim täglichen Insta-Feed-Check wieder ein. Denn wenn man will findet man hier für jede Art von Neid etwas Brauchbares; Körperneid, Haarneid, Urlaubsneid, Klamottenneid, Babyneid, sogar Essensneid. Und auch wenn wir ein Herzchen oder Like unter diese Selbstzerstörungsbilder setzen, ist man noch lange nicht gegen dieses Gefühl gewappnet, das sich bei einem selbst wie ein Würgereiz – kurz und unangenehm – bemerkbar macht. Denn für einige Augenblicke sind wir im Leben der Anderen und haben die eigenen Benefits schon wieder längst vergessen.
Dass es sich dabei hauptsächlich um ein Frauen-Problem handelt, klingt wahnsinnig klischeehaft, doch es ist tatsächlich etwas dran. Natürlich gibt es auch Neid unter Männern, aber nicht in diesem Ausmaß und dieser Feindseligkeit, wie man es bei Frauen beobachten kann. Ständiges vergleichen, Missgunst, besser und schöner sein zu wollen, als die andere. Keine große Überraschung, schaut man sich das Zeitschriftenregal im Späti ums Eck an; während Männer regelrecht dazu aufgefordert werden, sich noch geiler und selbstbewusster zu fühlen, suggeriert die klassische Frauenzeitschrift, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben, bis wir endlich PERFEKT sind. „So bekommst du die perfekten Haare“, „Bye bye Cellulite, Hallo perfekte Haut“, „Diese 10 Regeln führen dich zu deinem Traummann“.
Ständig versucht man uns Frauen zu optimieren! Kein Wunder also, dass wir uns vergleichen und schnell die Krallen ausfahren, wenn uns jemand über den Weg läuft, der all das hat, was wir angeblich brauchen, um in unserer Gesellschaft als perfekt zu gelten. Fakt ist: Den Druck machen wir uns selbst. Also lasst uns doch bitte damit aufhören! Kein fieses Getuschel hinter dem Rücken darüber, wer ab-oder zugenommen hat, keine zynischen Bemerkungen, so dass es unserem Gegenüber kurz die Sprache verschlägt und lasst doch diese bösen Blicke auch bitte sein. Wir sitzen doch alle im selben lächerlichen Boot des Schönheitswahns. Anstatt uns gegenseitig zum Kentern zu bringen, sollten wir uns Rettungsringe zuwerfen, mit kleinen Nachrichten dran, voller Komplimente und Wohlwollen.

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