Ich glaube so richtig hat meine Familie bisher nicht verstanden, was ich eigentlich tue. Aber sie haben sich daran gewöhnt mich auch mal in Magazinen oder im Fernsehen zu sehen.
Nach dem prägenden Aufenthalt in Kapstadt spülte es die modeinteressierte Twiggy wieder in ihr geliebtes und gleichzeitig verhasstes Soweto: Zurück in ihr altes Zuhause, zu Mama Mollison, die immer noch mit ihr dort lebt. Sie ist eine einfache, herzliche Frau, die freundlich lacht, als ich kurz auf ihrem Sofa Platz nehme, während Twiggy sich oben umzieht. Sie schaut eine Castingsendung für Musiker und erklärt mir, dass das die Stars von morgen seien – dabei hat sie selbst so einen kleinen Star zuhause. Denn heute zählt Twiggy zu den einflussreichsten Bloggerinnen des afrikanischen Kontinents. Sie sieht ein bisschen verloren aus in ihrem durchgestylten Outfit mit Overkneestiefeln und rotem Lippenstift, wie sie da zwischen TV und Couch in ihrem Elternhaus steht. „Ich glaube so richtig hat meine Familie bisher nicht verstanden, was ich eigentlich tue. Aber sie haben sich daran gewöhnt mich auch mal in Magazinen oder im Fernsehen zu sehen.“
Heute ist sie stolz aus Soweto zu stammen – auch weil sie es geschafft hat und das ganz allein. „Als ich jünger war, habe ich meine Freunde in den Vororten regelmäßig besucht, nur zu uns ist niemand gekommen. Es war schlichtweg zu weit und auch zu gefährlich. Natürlich habe ich mich geschämt“, sagt sie heute. „Heute gibt es immer mehr Kids und Jugendliche aus den Vororten oder der Stadt, die versuchen sich so zu kleiden oder den Habitus derer, die wirklich aus Soweto kommen zu imitieren. Ich muss das nicht, denn ich stamme von hier.“
Twiggy ist selbstbewusst – und das sieht man ihr mit jedem Schritt an. Noch immer irritiert mich ihre zarte, zurückhaltende Stimme ein wenig und manchmal bricht sie in ein schüchternes, mädchenhaftes Kichern aus, aber wenn es um ihren Job geht, ist sie Profi. Ob sie übereinstimmt, mit der Aussage, dass sie eine der einflussreichsten Bloggerinnen Südafrikas ist, frage ich sie. Twiggy zieht die Augenbrauen nach oben. „Ja.“ Mit so einer direkten Antwort hatte ich ehrlicherweise nicht gerechnet. Doch sie kommt promt. „Ich will nicht arrogant klingen, aber wenn man es objektiv betrachtet ist es so. Ich bin sehr dankbar dafür und ich weiß, dass ich eine der ersten bin, die Blogging zum Beruf gemacht hat auf diesem Kontinent. Es ist so viel mehr als nur ein Hobby.“
Twiggy ist Vorbild – und zwar schwarzes Vorbild. Eins, das Frauen aus ihrer Stadt brauchen, mit dem sie sich identifizieren können und zu dem es Parallelen gibt.
Darüber ist nicht nur sie froh, sondern auch ihre vielen Leser, von denen einige sie als Vorbild sehen. Hat denn auch eine der erfolgreichsten Influencerinnen Südafrikas Vorbilder? Twiggy lacht ein kleines, verschämtes Lachen. „Aber klar doch. Chriselle Lim und Aimee Song sind zwei Frauen, die ich wirklich bewundere. Sie haben zwar mittlerweile ganze Teams, die sich um ihre Outfits und ihre Inhalte kümmern, dennoch wirkt alles immer sehr authentisch und echt. Und sie haben es geschafft aus diesem verrückten Job eine echte Karriere zu machen – das bewundere ich.“
Schwarze Millenials in Südafrika – vor allem in Soweto – reisen nicht und sind es nicht gewöhnt. Das steht gar nicht zur Debatte. Dafür gibt es einfach nicht genug Geld.
Zu einer Frau wie Twiggy gehört irgendwie auch ein Mann, der zu ihrem Lifestyle und dem Look passt. Den hat sie Anfang des Jahres in Sebastian Bash Jameson gefunden. Der Musikproduzent hat schon viele Jahre in ihrem Dunstkreis existiert, nahe gekommen sind die beiden sich aber erst jetzt. „Er ist immer ziemlich für sich geblieben und irgendwann hab ich einfach meinen ganzen Mut zusammen genommen und mit ihm gesprochen. Wir sind komplett unterschiedlich, ergänzen uns aber perfekt.“ Zwar arbeiten sie nicht gemeinsam, aber als Kinder der Entertainmentbranche verstehen beide den stressigen Terminplan des jeweils anderen und unterstützen sich wann immer es möglich ist. „Unsere Aufträge sind weit genug voneinander entfernt, wenn auch in der gleichen Branche. Wir haben genug Abstand, um objektiv einen Rat zu geben.“