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„Wann ist es denn bei euch soweit?“ Über den Druck ein Baby zu bekommen

FOTO: Ngo Ly
Ein weiblicher Embryo besitzt zwei Millionen Eizellen. Beim Einsetzen der ersten Periode sind es nur noch 400.000 und mit etwa 35 Jahren haben wir nur noch 35.000 Eizellen, die darauf warten befruchtet zu werden. Das ist dann wohl auch der Moment in dem man anfängt sie ticken zu hören, die sogenannte biologische Uhr. Ich höre sie ungefähr seit meinem 30. Geburtstag, jedoch kommt das ticken nicht aus den Tiefen meines Uterus, sondern laut und deutlich aus meinem Umfeld. Und jeder der schon mal einen zu lauten Wecker in der Nacht neben seinem Bett stehen hatte, weiß wie nervig ungewolltes ticken sein kann... Tick Tack - „Wann legt ihr beide denn endlich mal los?“, Tick Tack - „Und? Schon schwanger?“, Tick Tack - „Wann ist es denn bei euch soweit?“ Medizinisch gesehen können Frauen mit 24 Jahren am einfachsten schwanger werden, meine Mutter hat mich sogar schon mit 22 Jahren in die Welt gesetzt. Was toll ist, denn es hat viele Vorteile eine junge Mutter zu haben. Doch ticken die Uhren heute ein bisschen anders, langsamer, vielleicht auch etwas egozentriert. Aber muss man sich denn dafür ständig rechtfertigen? Gefühlt komme ich mindestens ein mal pro Woche in Erklärungsnot, das kann auf der Straße beim Blick in den Kinderwagen einer Bekannten sein, es kommt von Arbeitskolleginnen die einen nach dem Alter fragen, sogar die Frauenärztin konnte sich ihren Kommentar nicht verkneifen. Und ganz vorne mit dabei, klar, die liebste Mutti. Es scheint also völlig normal zu sein, dass man sich ab 30 mit festem Freund an der Seite, möglichst schnell Fortpflanzen muss. Dabei finde ich Kinder toll und habe große Lust auch über kurz oder lang ein Muttertier zu werden, aber doch bitte dann wenn WIR wollen und nicht dann wenn IHR es für richtig haltet. Spätestens wenn dann noch der Satz „aber warte nicht zu lange“ fällt, sträuben sich mir die Nackenhaare und ich würde am liebsten lauthals vermerken; „Was ist dann?“ Sonst läuft mir der Mann weg? Dann brauch ich mich nicht wundern, wenn ich keine Kinder mehr bekommen kann? Dann bin ich zu alt um Mutter zu sein?“
FOTO: Ngo Ly
Wer bitte schreibt uns denn vor, wann wir bereit dazu sind ein Kind in die Welt zu setzen? Vielleicht möchten wir uns erst noch mit vollem Herzblut auf unsere Karriere stürzen, oder jeden Monat eine andere Stadt bereisen. Bei mir sind es ganz klar die Ängste vor Veränderungen, körperlich, finanziell und vor allem das ich nicht mehr tun und lassen kann, wann und wie ich möchte. Bestimmt unbegründet, aber ganz sicher nichts wofür man sich schämen muss oder nach Ausreden suchen muss. Und auch dem Argument „den richtigen Zeitpunkt gibt es nie und Karriere kann man auch mit Kind machen!“ kann ich nichts entgegen bringen, außer dem Gefühl...“ich bin einfach noch nicht soweit“. Und wenn der Druck von außen nicht so groß wäre, dann wäre ich mit dieser Entscheidung auch völlig Tiefen entspannt. Macht euch also bitte keine Sorgen um mich und zerbrecht euch meinetwegen nicht den Kopf, ich bzw. wir können das ganz gut für uns selber entscheiden. Oder sind es am Ende doch nur propagierte Floskeln, die selbst vor starken, unabhängigen Frauen nicht halt machen? Lebt man doch sonst so frei und unabhängig, scheint hier das Schubladendenken eiskalt zuzuschlagen und Privatsphäre verabschiedet sich für einen Moment in den Schlummermodus. Denn ob Floskel oder erstgemeintes Interesse, sollte man sich darüber bewusst sein dass vielleicht nicht jede Frau ein Kind in die Welt setzen möchte, oder aber der Wunsch des Mutter seins extrem groß ist, bisher aber leider unerfüllt blieb. Man bewegt sich also auf verdammt dünnem Glatteis, wenn man sich in solch private Gefilde wagt. Und warum unterstützen wir uns nicht einfach gegenseitig mehr und verabschieden uns von unterschwelligen, nicht nachvollziehbaren Motivationen. Junge Mütter, YES! - Bitte, unbedingt! Frauen die über diese Entscheidung noch mal ein bis zwei Jährchen schlafen wollen, auch fein, lasst uns doch bitte. Schlimm genug dass sich das Ganze Thema ab 35 „Risikoschwangerschaft“ nennt, was daran liegt dass die befruchtete Eizelle sich immer seltener in die Gebärmutterschleimhaut einnistet und es häufiger zu Störungen der Chromosomen kommen kann. Doch am Ende hängt dir Fruchtbarkeit der Frau von ihrem gesundheitlichen Zustand ab, egal ob mit Ende 20 oder ob man schon langsam auf die 40 zugeht. My body is my temple... und wenn ihr schon durch laufen müsst, dann bitte leise und Schuhe ausziehen.
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