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„Wer fährt heute?“: Wenn du deine halbe Jugend im Auto verbringst

Wenn man in einer Kleinstadt oder auf dem Dorf lebt, ist Autofahren Pflicht. Nahverkehr? Das wird auf dem Land oft als Mythos gehandelt. Stundenlang auf einen Bus warten, der nur dreimal am Tag fährt und mit hoher Wahrscheinlichkeit zu spät kommt - darauf hat keiner Lust. In meiner Heimat, einem beschaulichen Örtchen in Baden-Württemberg, hatten alle meine Freunde ein Auto. Ein eigener fahrbarer Untersatz war damals mehr als nur Luxus, sondern ein Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, als ich das erste Mal mit meinem Auto durch die leeren Landstraßen Straßen geheizt bin.
Alles konnte mit dem Auto erreicht werden: die Freunde, das Einkaufszentrum, die nächstgrößere Stadt, die Schule. Einfach alles. Ich war ständig unterwegs, weil ich die Möglichkeit dazu hatte. Ohne Auto? Schwierig.
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Doch spätestens an den Wochenenden kippte der Jubel über die eigene Unabhängigkeit schnell wieder. „Wer ist heute Fahrer?" Diese Frage kennt wahrscheinlich jeder, der auf dem Land großgeworden ist. Lieber trinken und Spaß haben, statt die Aufgabe zu übernehmen, seine Freunde nach Hause zu kutschieren.
Jetzt lebe ich in Berlin, einer Stadt, in der es solche (Luxus-)Probleme nicht gibt. Hier kenne ich nur sehr wenige Menschen, die ein eigenes Auto besitzen. Braucht man auch nicht, denn die Bahnen fahren gefühlt ständig. Das ist das Positive an einer Großstadt.
Interessant ist jedoch, dass sich bundesweit ein Anti-Auto Trend zu entwickeln scheint. Das Auto verkommt mehr und mehr zum Zweckgegenstand, das im besten Fall erst gar nicht gebraucht wird. Den aktuellsten Zahlen des Instituts für Demoskopie Allensbach (IfD) zufolge, ist das Auto bei Menschen unter 40 Jahren nicht mehr so beliebt wie früher. 2005 besaßen noch 73 Prozent der 25- bis 29-jährigen ein Auto. Im Vergleich dazu waren es 2016 nur noch 60 Prozent.
Selbst beim Führerschein sieht es bundesweit ähnlich aus. Laut Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes machen immer weniger Menschen ihren Führerschein. Im Jahr 2006 erwarben gut 1,31 Millionen Menschen die Fahrerlaubnis, 2015 waren es nur noch 1,14 Millionen.
Das Auto als Jugendtraum, den man sich mit dem ersten Gehalt erfüllt oder zum 18. Geburtstag geschenkt bekommt? Auf dem Land wird das, trotz des Abwärtstrends, wohl noch einige Zeit so bleiben, denn hier ist ein Auto nahezu essentiell, um sich fortzubewegen. Daher bleibt wohl unter den Jüngeren auch die Wochenend-Frage schlechthin: "Wer ist heute Fahrer?"
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