Burkaphob – was für ein Schlagwort, das CDU-Politiker Jens Spahn da im Interview mit der Welt voller Wucht herausschmetterte. Er forderte ein generelles Vollverschleierungsverbot in Deutschland. Und die CSU springt mit auf den diskriminierenden Zug: „Die Vollverschleierung widerspricht der Gleichberechtigung von Mann und Frau und macht eine Identifikation der Person unmöglich", sagte CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt. Eine Burka stehe ihrer Meinung nach für die „Ablehnung der westlichen Werte und unseres Menschenbildes."
Das Kopftuch, der Hidschab, der Nikab oder die Burka – im Koran tauchen drei Stellen auf, die sich im weitesten Sinne mit der Bedeckung der Frau beschäftigen. Die Auslegung und persönliche Umsetzung findet individuell statt und das sollte sie auch! Vor allem in einem Land, in dem Religionsfreiheit groß geschrieben wird. Hallo, Deutschland.
Während die Politiker von ihrer Phobie sprechen, reden junge Frauen von ihrem Lebensgefühl. Für die einen bedeutet Verschleierung Bedrohung, für die anderen Schutz. Für die nächste Statussymbol. R29 hat über die Sharing-App Whisper, auf der anonym Fragen und Statements gepostet werden können, Aussagen von jungen Muslimen zum Thema zusammengetragen:
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„Mein Hidschab ist meine Krone. Er gibt mir außerdem die Möglichkeit, jeden Tag eine andere „Haarfarbe“ zu tragen.“
„Ich wünschte, Typen würden nicht immer so viel Angst vor meiner Verschleierung haben. Nur weil ich sie trage, heißt es ja nicht, dass ich langweilig oder extremistisch bin.“
„Ich würde das gerne alles abnehmen, aber dann würde ich mit Sicherheit meine Eltern und viele Freunde verlieren. Nur habe ich so, wie ich jetzt rumlaufe, leider das Gefühl, mich selbst langsam zu verlieren.“
„Nur, weil ich einen Hidschab trage und Muslima bin, heißt das nicht, dass ich nicht sein kann wie alle anderen. Ich trage genauso Make-Up und Schmuck, mein Zimmer ist durch und durch rosa, ich habe einen Schwarm und ich stehe total auf klassischen Mädchenkram. Aber vor allem heißt ein Hidschab nicht, dass ich keine gebildete Frau sein kann, die sich selbst dazu entscheidet, das Kopftuch zu tragen.“
„Ich bin Muslima, 17 Jahre alt, und war letzte Woche auf einer Party. Meine Familie weiß davon nichts. Ich habe das schon öfter gemacht. Meine Haare trage ich dann offen, ich kann trinken und auch Sex haben. Jetzt denke ich darüber nach, mich dem Islam abzuwenden, es war ja sowieso nie meine freie Wahl.“
„Ich hasse es, wenn Leute mir erzählen, dass das Tragen eines Kopftuchs meine freie Wahl ist. Für mich war es keine. Ich hoffe, dass alle Kopftuchträgerinnen irgendwann den Mut finden, sich von dieser Unterwürfigkeit zu befreien, und dass sie aufhören, ihr Haar zu hassen und zu verstecken.“
„Ich trage eine Kopftuch und werde oft gefragt, ob ich keine Haare hätte. Nein, Süße, mach dir keine Sorgen, ich habe Haare bis zur Hüfte!“
„Warum soll es als Mädchen mit Kopftuch nicht möglich sein, eine Beziehung zu führen? Sex ist ja nicht alles.“
„Wow. Der erste Schultag und ich wurde schon als Terroristin beschuldigt, nur weil ich mich bedecke. Das letzte Schuljahr fängt also schon mal gut an.“
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