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Exklusiv bei R29: Hillary Clinton über Frauen & ihre Motivation als Präsidentschaftskandidatin

Hillary Rodham Clinton schloss 1974 als eine von nur 27 Frauen ihr Jurastudium an der Yale University ab. Fortan widmete sie sich Bürger- und Frauenrechten und fungierte als Juristin, Professorin, Rechtsberaterin und Außenministerin. Im November 2016 tritt sie bei den Präsidentschaftswahlen der USA als Kandidatin der Demokratischen Partei an. Sie ist die erste Frau, die eine der beiden großen Mehrheitsparteien des Landes vertritt.

In ihrem Exklusiv-Essay für Refinery29 spricht sie über die Frauen, die sie dazu bewegen und ermutigen für das Amt der Präsidentin eines der größten Länder der Welt zu kandidieren.
Foto: Hillary for America
Im letzten Juni war ich in Kalifornien unterwegs, als ich die Chance bekam einer kleinen Bürgerversammlung in Los Angeles beizuwohnen und mit den Leuten zu sprechen. Das ist die Art von Event, die ich eigentlich am liebsten mag. Große Kundgebungen und Kampagnen sind zwar aufregend, wenn ich wählen könnte, würde ich mich allerdings jedes Mal für das direkte Gespräch mit den Menschen entscheiden – ich würde es immer vorziehen, mir die Gedanken und Sorgen der Leute unmittelbar anzuhören, und gemeinsam daran zu arbeiten, Lösungen zu finden. An diesem Abend in L.A. traf ich eine junge Frau, Chrissy Chambers, die eine harte Zeit hinter sich hatte. Ihr Ex-Freund hatte sich dabei gefilmt, wie er sie sexuell missbrauchte. Nachdem sie sich trennten, veröffentlichte er das Video auf über 30 Webseiten mit pornografischen Inhalten, ohne sie darüber in Kenntnis setzen oder sie gar zu fragen. Sie erzählte mir, dass es sich anfühlte, als wäre sie ihrer Würde beraubt worden. So etwas sollte niemand durchmachen müssen. Chrissy hatte beschlossen, ihre eigene Demütigung zu bekämpfen, indem sie Eigeninitiative ergriff und handelte. Sie organisierte fast 200.000 Menschen, mit denen sie gemeinsam eine Petition vor den Kongress brachte, welche sich für eine Verschärfung der Gesetze gegen „Rache-Pornos“ einsetzen sollte. Jackie Speier, die für Chrissys Unterfangen zuständige Abgeordnete, unterzeichnete kürzlich eine Gesetzesänderung, welche eine härtere Bestrafung bei Veröffentlichung von Rache-Pornos und den Schutz der Betroffenen, die, wie Chrissy, oft unwissend sind, vorsieht. Während ich Chrissy zuhörte, war ich überwältigt von ihrem Mut. Nachdem man einige der intimsten Momente ihres Lebens für die Welt zugänglich gemacht hatte, wäre es nur allzu verständlich gewesen, wenn sie sich dem Spektakel hätte entziehen und ihr Leben neu sortieren wollen. Stattdessen entschied sie sich dazu, anderen Frauen, denen Ähnliches widerfahren war, Mut zu machen und ihnen zu helfen, indem sie den Diskurs an die Öffentlichkeit brachte.
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Foto: Hillary for America
Diesen Kampfgeist und diese unvergleichliche Großzügigkeit und Güte sehe ich in unzähligen jungen Frauen. Ich sehe diese Eigenschaften in Astrid, einer Frau aus Las Vegas, der ich im vergangenen Sommer begegnete und die ich, zu meiner Ehre, zur Democratic National Convention [dem Parteitag der Demokratischen Partei der USA, auf dem die oder der Präsidentschaftskandidat*in ernannt wird] einladen durfte. Sie war im Alter von nur 4 Jahren aus Mexiko in die Vereinigten Staaten gekommen, mit nichts als einer Puppe, einem Kreuz und dem Kleid, das sie am Leib trug. Jetzt ist sie in ihren 20ern und setzt sich für die Rechte illegaler Einwanderer im ganzen Land ein. Ich sehe diese Eigenschaften in Maxine, einer jungen Frau aus New York City. Sie wurde mit 19 Mutter, lebte in Armut, wurde das Opfer häuslicher Gewalt – sie überkam all diese Hürden und ging ans College, um ihren Abschluss als Buchhalterin zu erarbeiten. Wir unterhielten uns während einer Wahlveranstaltung und sie erzählte mir angeregt von ihrem tagtäglichen Engagement, andere junge Frauen, vor allem Afroamerikanerinnen, zur Wahl und zur Eigenbestimmung zu motivieren.
Frauen wie Chrissy, Astrid und Max verkörpern die Essenz meiner Erziehung: „Tue alles Gute, was in deiner Macht steht, auf jede dir mögliche Art und Weise, für jeden Menschen, der dir begegnet, solange du kannst.“ Dieser Impuls, diesen Drang etwas tun zu müssen, wenn man im Leben auf Ungerechtigkeit stößt oder sie am eigenen Leib erfährt, ist etwas, das die meisten Frauen kennen. Auch ich spürte die Kraft meines Instinkts während ich als Jurastudentin mehrere Monate am New Haven Krankenhaus verbrachte, um Kindern und Minderjährigen Rechtsschutz zu bieten. In dieser ganzen Zeit fragte ich mich immer wieder, wo das Recht abgeblieben sei, in einem Land, das seine verletzlichsten Bürger im Stich lässt.
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Nur, weil wir kämpfen können, darf es nicht heißen, dass wir kämpfen müssen.

Hillary Rodham Clinton
Diese wiederkehrende Frage führte mich zu meiner Freundin und Mentorin Marian Wright Edelman, der Bürgerrechtsaktivistin und Gründerin des Children’s Defense Funds. Sie schickte mich nach Dothan, Alabama. Verdeckt ging ich, als weiße Mutter, an eine Schule um meine Kinder dort anzumelden. Es war eine Schule, die dafür bekannt war, Kinder afroamerikanischer Eltern nicht anzunehmen. Es herrschte ein systemischer Rassismus, welcher zu diesem Zeitpunkt zwar bereits illegal war, jedoch von vielen Institutionen weiterhin verfolgt wurde. Nun ja, ich hatte etwas derartiges noch nie zuvor getan. An meinem College hatten sie uns nie beigebracht, wie man für Investigationen verdeckt vorgeht. Aber ich machte mit. Ich ging auf Tuchfühlung mit dem Schuldirektor – bis er irgendwann unter vier Augen zugab, keine schwarzen Kinder an die Schule zu lassen. Sobald ich das erlebt hatte und meine Recherche publiziert sah, den Rassismus Schwarz auf Weiß las, wusste ich, dass ich mich diesem Unrecht nie wieder abwenden könnte. Ich musste mich der Bewältigung widmen. Kurz bevor ich das College verließ, sagte ich Marian also, dass ich nach meinem Abschluss unmittelbar für sie arbeiten würde. Genauso wie ich den Drang verspürte, mich um die Rechte dieser Kinder zu bemühen, und genauso wie Chrissy, Astrid und Max heute für die Rechte ihrer Mitstreiterinnen einstehen und für Gerechtigkeit kämpfen, ebenso wissen alle anderen jungen Frauen, dass die Themen, über die wir derzeit sprechen, um deren Umsetzung wir uns bemühen, nicht nur in der Theorie existieren.
Es ist ein wahrhaftiger Kampf, der für jede einzelne Frau relevant ist. Und jede einzelne wird ihr Bestes geben. Ich möchte, dass ihr wisst, dass ich euch sehe. Ich sehe euch, die ihr eure Kinder morgens in den Kindergarten bringt, damit ihr es rechtzeitig zur Arbeit oder in die Uni schafft. Ich sehe euch, die ihr vor euren Chefs für eure Leistungen einsteht und Anerkennung einfordert, auch wenn ihr Angst davor habt. Ich sehe den Unterschied, den ihr macht. In eurem Leben, und für die Menschen, die ihr liebt. Und wenn ich die Möglichkeit habe, werde ich [als Präsidentin] alles daran setzen, es euch ein bisschen leichter zu machen. Denn nur, weil wir kämpfen können, darf es nicht heißen, dass wir auch kämpfen müssen.

Die hier dargelegten Ansichten sind gänzlich die der Autorin und nicht stellvertretend für Refinery29.
Der Essay wurde gekürzt und übersetzt von Rea Mahrous.
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