Keeping Up with the Kardashians guckend wähnen wir uns in dem Gefühl, einen umfassenden Blick in das Leben der Protagonisten zu erhaschen. Gleichzeitig wissen wir natürlich, dass es zur Natur der Reality Show gehört inszeniert und eigentlich und vor allem so gar nicht authentisch zu sein. Und doch sind es die Kardashians die, wie keine andere Doku-Soap-Familie zuvor, die Hüllen komplett fallen und uns an ihrem intimsten Privatleben teilhaben lassen. Es gibt kaum etwas wobei wir diese Familie nicht begleiten dürfen: Wir sehen sie essen, sich schminken lassen, Freunde treffen, schauen ihnen im Auto über die Schulter, sind bei Fotoshootings dabei, sehen sie streiten, weinen, sich vertragen, in den Urlaub fahren, durch die Clubs ziehen, mit ihren Kindern spielen, sich die Klatschpresse über sich selbst zu Gemüte führen, sehen sie sich gegenseitig hinter vorgehaltener Hand schlechtmachen und verfolgen sie bei der Entwicklung ihrer Apps, Make-up Linien oder neuesten Kollektionen. Und doch gibt es, wie Laura June vom New York Magazine in diesem interessanten Artikel zu bedenken gibt, einen besonders wichtigen Teil im Leben der Familie der vor allem durch seine Abwesenheit von unseren Bildschirmen auffällt: ihre Nannys.
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Natürlich beschäftigen die Kardashians Nannys - genauso wie unzählige berufstätige Mütter auch. Doch glaubt man der TV-Show gibt es diese in ihrem Leben eigentlich gar nicht. „Ich sehe eine kurze Szene mit den Kindern während Scott und Kourtney sich unterhalten. Cut. Einen Augenblick später zurück zu Scott und Kourtney - allein in der Küche.“ schreibt June. „Ich sehe Kim unterwegs in ihrem Auto, nur wenige Monate nach der Geburt ihrer Tochter und ich frage mich Wo ist North?“
Das absurde ist, dass es gerade diese Abwesenheit der Nannys ist die ins Auge sticht. Man kommt nicht umhin sich zu fragen: Warum?
Wie June sagt: In einer Show die so den Rahmen sprengt mit ihrer Transparenz und ihrer „Echtheit“ - warum sind die Nannys gerade hier unsichtbar?
Die einfachste Erklärung für die Abwesenheit der professionellen Kinderbetreuung bei KUWTK ist auch die unspektakulärste: Wir sehen die Nannys einfach aus dem Grunde nicht, dass sie nicht gesehen werden wollen. Gleichzeitig aber sehen wir doch permanent Angestellte des Kardashian Klans vor der Kamera: Assistenten, Personal Trainer, Geschäftspartner, Stylisten, Köche, Visagisten und Bodyguards - sie alle bevölkern unsere Bildschirme. Die Nannys hingegen werden nicht nur nicht gezeigt, es wird auch nicht über sie gesprochen. „Selbst eine kleine Bemerkung am Rande könnte viel dazu beitragen das Thema der täglichen Kinderbetreuung im eigenen Haus zu normalisieren“, so June.
Und genau das ist das potentielle Problem der fehlenden Nannys bei KUWTK: Es scheint eine bewusste Entscheidung zu sein, die Tatsache vertuschen zu wollen, dass diese viel beschäftigten, erfolgreichen, temperamentvollen Frauen beim Großziehen ihrer Kinder Hilfe brauchen. Dabei ist das doch für Millionen von berufstätigen Müttern weltweit der Fall. Wenn eine der berühmtesten Familien der Welt genau diese Tatsache verheimlicht, dann steckt darin eine Nachricht: Bezahlte Kinderbetreuung zur Unterstützung im eigenen Haushalt gilt es nicht nur zu verstecken - man sollte sich dafür schämen.
Doch das sollte man nicht. „Eine Nanny oder eine Kinderfrau einzustellen, macht niemanden zu einer schlechten Mutter. Die Tatsache, dass du dich nicht 24 Stunden am Tag mit deinen Kindern beschäftigst, hat nichts zu tun mit dem Wert der Zeit, die ihr gemeinsam verbringt.“
Dem würden sicherlich auch die Kardashians zustimmen. Doch wenn die ganze Welt dir beim Leben zuschaut, steckt nicht nur in dem, was du zeigst eine Botschaft, sondern auch in dem, was du nicht zeigst.