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Ist es so unvorstellbar, dass der Bachelor eine „normale“ Frau wählt?

Die gestrige Folge der Kuppelshow „Der Bachelor“ auf RTL hat mich wütend gemacht. Nicht der Rosenkavalier selbst, sondern die Frauen, die ihn unbedingt daten oder im Fernsehen sein wollen. Man sagt ja, dass bei der Liebe die Freundschaft aufhört (oder war es doch beim Essen?), und die meisten der Damen sind, wie sie immer wieder gerne betonen, „nicht hier, um Freundinnen zu finden.“ Feindinnen hingegen schon. Es ist nichts Neues (und sogar vom Sender gewollt), dass die Kandidatinnen sich streiten und übereinander lästern, aber so etwas, wie in Folge zwei der aktuellen Staffel habe ich lange nicht gesehen: Frauen, die sich gegenseitig als „hässlich“ beschimpfen.
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Ist es wirklich so unvorstellbar, dass ein attraktiver Mann eine „normale“ Frau mit – wie er selbst sagt – „süßen Lachfalten“ oder großflächigen Tattoos mögen kann und nicht unbedingt auf das fast schon unnatürlich symmetrische Gesicht einer perfekt aufgestylten Mittzwanzigerin abfährt? Genau darum drehte sich die Sendung. Aus der Gruppe der Frauen wurden gleich zwei Damen zum Einzeldate (sowas wie die Goldmedaille jeder Sendung) gebeten, die in den Augen ihrer Konkurrentinnen „vom Aussehen her eine Katastrophe“ sind und „am schlechtesten“ aussehen. Die Stimmung wurde noch weiter aufgeheizt, als eine der beiden auch noch den ersten Kuss der Staffel bekam. Alarm!
Die erste, die den Ladys Gesprächsstoff bot, war Carina. Sie durfte nach einem Gruppendate noch alleine etwas Zeit mit Daniel Völz verbringen. Ein kurzes Gespräch bei Kerzenlicht in „entspannter, ruhiger“ Atmosphäre war Grund genug für den Rest die Lästerbombe zu zünden: „Die ist vom Aussehen eine Katastrophe und passt eher zu einem Zuhälter oder Fitnessstudiobetreiber.“ Wieso spricht man so über eine andere Frau, obwohl man im Vorfeld weiß, dass der Mann, auf den man sich zwei Monate lang konzentrieren soll, auch mit anderen sprechen, flirten und diese küssen wird? Ein großes Selbstbewusstsein ist ja löblich, aber andere Frauen deswegen als „Wischmop“ zu bezeichnen und mit Desinfektionsplänen für den verseuchten Mund des Bachelors um die Ecke kommen?

Die ist vom Aussehen eine Katastrophe und passt eher zu einem Zuhälter oder Fitnessstudiobetreiber.

Der „Wischmop“, der bürgerlich auf den Namen Janina Celine hört, wurde nach dem zweiten Gruppendate zum sehr kurzen Verweilen in einem tristen Backstage-Raum nach einem Fotoshooting-Massen-Date eingeladen und schaffte es irgendwie, den Bachelor mit ihrem süßen Lächeln zum ersten Knutscher der Staffel zu locken. Anscheinend wurde sie von der Hälfte des Hauses schon vor diesem Privileg gehasst: „Er hat die Falsche geküsst.“ Yeliz befand: „Hallo? Wir sind echt nicht hässlich und dann nimmt er die, die am schlechtesten aussieht.“
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Gibt es beim Bachelor nur ein Schönheitsideal?

Dieser Satz machte mich stutzig: „Wir sind echt nicht hässlich.“ Wieso spricht sie hier von einer Mehrzahl? Vielleicht liegt es daran, dass ein Großteil der Kandidatinnen gleich aussehen. Auch der amerikanischen Schauspielerin Mila Kunis ist aufgefallen, dass momentan nur ein einziges Schönheitsbild zu sehen ist. Die Schauspielerin sagte in der amerikanischen Show „The Talk“, wie schade sie es finde, dass „alle die selben Gesichtszüge haben.“ Weiter sagt sie: „Ich glaube, dass die Menschen das Gefühl für sich selbst verlieren und das ist betrüblich.“ Recht hat sie. Die Mädchen im Bachelor-Haus haben viel gemeinsam: ein leicht gebräunter Teint, hohe Wangenknochen, eine kurze Nase, volle Lippen, weiße und grade Zähne, strahlende Augen, lange (falsche) Wimpern und hohe geschwungene Augenbrauen treffen auf einen flachen Bauch in Kombination mit einem runden Hintern und dem momentan angesagten Modestil der Influencer auf Instagram à la Kim Kardashian eben. Da stechen Frauen mit „süßen Lachfalten“ wie Janina Celine, wie Völz sagt, und einer innere Ruhe und natürlichen Art, wie Carina sie ausstrahlt, doch positiv heraus und sind deshalb viel interessanter als der Rest. Scheint der Bachelor zumindest so zu sehen.

Alle haben die selben Gesichtszüge.

Mila Kunis
Schon in der ersten Nacht der Rosen überraschte er mit seiner Auswahl und vergab die ersten zwei Rosen bereits vor der eigentlichen Zeremonie an Maxime und Carina – beide eher ruhig, unaufgeregt und ohne tonnenweise Highlighter im Gesicht.
oben Janina, unten Lina
Vielleicht ist die Einheitssuppe an Frauen auch der Grund dafür, wieso Völz in der ersten Folge Janina nicht von Lina unterscheiden konnte und prompt in ein Fettnäpfchen trat. Das hätte ihm genauso gut auch bei Svenja und Jessica passieren können, denn irgendwie sehen hier alle gleich aus.
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Ich verstehe ja, dass man aus Eifersucht Dinge sagt, die man eigentlich gar nicht so meint. Naja, um ehrlich zu sein, verstehe ich so ein Verhalten bei einer Kuppelshow, während der man ungefähr 30 Minuten mit einem fremden, vom Sender ausgewählten Mann gesprochen hat, eigentlich nicht. Aber tun wir mal so, als würde die Teilnahme bei einer solchen Sendung trotzdem halbwegs normale Gefühle und zwischenmenschliche Reaktionen auslösen. Alkohol und Langeweile in der Villa wirken da sicherlich unterstützend.
Schade, dass RTL mit seinem Erfolgsformat nicht dem Zeitgeist folgt. Während andere Frauen #TimesUp sagen und sich gegenseitig stärken, unterstützen und aufbauen zicken die deutschen Mädchen in Florida rum und beschimpfen sich als hässlich. Schade!
Ein positver Kommentar gilt dem Bachelor. Er ist in seiner Rolle (bisher) sehr respektvoll. Und so ein kleiner Fauxpas wie bei Janina und Lina kann ja jedem mal passieren, der vor einem Dutzend Blondinen steht.
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