Am Internationalen Weltfrauentag wollen wir nicht nur starke und inspirierende Frauen feiern, sondern selbstverständlich auch Männer zu Wort kommen lassen, die genauso für Female Empowerment einstehen wie wir. Gemeinsam lässt sich die Welt nicht nur viel schneller erobern, wir sind auch doppelt stark, wenn es um den Kampf gegen Ungerechtigkeiten weltweit geht.
Einer, der das verstanden hat, ist Alex Weber-Grün. Alex leitet als Geschäftsführer nicht nur die Kommunikationsagentur PLANTAGE in Berlin, sondern ist zudem Vater von drei Töchtern. Klara, seine älteste Tochter aus erster Ehe ist bereits 17 Jahre alt und damit längst eine junge Frau. Zusammen mit seiner Verlobten Daria Surneva zieht er seine beiden jüngeren Töchter Ella Masha, 6 Jahre, sowie Juli Nikita, 15 Monate groß. Wir haben mit Alex über Geschlechtergerechtigkeit in seinem Unternehmen, über das Vatersein von drei Töchtern und natürlich den Weltfrauentag gesprochen:
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Refinery29: Stichwort Gender Equality: Wie gleichberechtigt geht es in unserer Gesellschaft zu?
Alex Weber-Grün: Ich denke, dass wir in Deutschland schon ziemlich viel erreicht haben, was Gender Equality betrifft. Zumindest, wenn man die Welt insgesamt betrachtet und an Länder denkt, wo Frauen immer noch nicht wählen dürfen, unterdrückt werden oder dazu gezwungen werden, Mädchen abzutreiben. Nimmt man aber nur die westliche Welt zum Vergleich, ist noch Raum für Verbesserung da. Die absolute Gleichstellung von Mann und Frau in allen Gesellschaftsbereichen ist noch lange nicht da.
Von welchen Bereichen sprichst du?
Das zeigt sich besonders, wenn es um Familie und Karriere geht. Frauen müssen hier in der Regel immer noch mehr zurückstecken als Männer. Auch der Kampf um gleiche Gehälter und Führungspositionen ist noch lange nicht ausgefochten.
Wo siehst du konkret Verbesserungsbedarf?
Die Gleichberechtigung von Männern und Frauen ist zwar in der Verfassung festgeschrieben, und es gibt mittlerweile ja auch bei öffentlichen Ämtern eine Frauenquote, was total Sinn macht. Aber leider obliegt es in privaten Betrieben immer noch der Einstellung des Unternehmers, Frauen und Männer gleich zu bezahlen, Verantwortung zu geben und in Führungspositionen zu installieren. Hier gibt es definitiv Nachholbedarf.
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In meiner Firma entscheidet Kompetenz über Gehalt und Position, nicht das Geschlecht
Alex Weber-Grün, Geschäftsführer der Kommunikationsagentur PLANTAGE in Berlin
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Würdest du dich als Feminist bezeichnen? Wenn ja – warum?
Per Definition würde ich mich nicht als Feminist bezeichnen, weil ich mich außerhalb meiner Familie und meines Jobs nicht wirklich für die Gleichstellung von Frauen einsetzte. Aber in meiner Firma entscheidet zum Beispiel Kompetenz über Gehalt und Position und nicht das Geschlecht. Die Frauenquote liegt bei uns bei rund 50 Prozent. Und zu Hause als Vater von drei Töchtern muss ich ehrlich gesagt mehr um meine Rechte kämpfen, als die Girls um ihre. Zudem habe ich, glaube ich, mehr weibliche Freunde als männliche. Und wurde nur von meiner Mutter großgezogen. Ok, ich muss wohl doch ein Feminist sein.
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Was hat sich bei dir persönlich verändert, seitdem du Vater bist?
Ich glaube, ich erzähle keinem Vater oder keiner Mutter etwas Neues, wenn ich sage, dass sich mit dem Kinderkriegen das Wertesystem stark verändert. Meiner Meinung nach gibt es keinen Platz mehr für Egoismus und die uneingeschränkte persönliche Selbstentfaltung. So funktioniert Familie nicht. Wenn man geschnallt hat, das die kleinen Würmer eigentlich der wahre Grund sind, jeden Tag aufzustehen und sein Bestes zu geben, hat man einen großen Schritt zum besseren Menschen gemacht.
Was bedeutet Vatersein noch für dich?
Vatersein bedeutet für mich in erster Linie ein unfassbar großes Glück! Es bedeutet wirklich, Verantwortung zu übernehmen. Sind die erst einmal auf der Welt, gibt es kein Zurück mehr. Dein bisheriges Leben? Im Arsch! Deine neues Leben? Viel geiler! Man stellt schnell fest, dass man gar nicht soviel vermisst, wie man gedacht hat. Ich habe die Sauftouren mit Bollerwagen allerdings auch vorher schon nicht vermisst.
Findest du es wichtig, dass es einen Internationalen Frauentag gibt? Wofür kann so ein Tag gut sein?
Ich finde es sehr wichtig, dass es diesen Tag gibt. In Deutschland leiden wir zwar bekanntlich auf hohem Niveau, aber die Bedeutung, die dieser Tag international hat, ist immens. Weltweit an diesem Tag genauer hinzuschauen und sich in Erinnerung zu rufen, welche Missstände es in vielen Staaten bezüglich Gender Equality gibt, ist enorm wichtig. Leider leben wir ja in einer Gesellschaft, die schnell vergisst, was nicht in den Medien ist.
Sprichst du mit deinen Töchtern über den Weltfrauentag? Wie erklärst du ihnen, worum es geht?
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Nein. Zwei sind noch zu jung. Und meine Älteste eine hat eine Feministin als Mutter. Die weiß sicher mehr über den Weltfrauentag als ich.
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Ich möchte meine Töchter zu weltoffenen, toleranten und selbstreflektierenden jungen Frauen erziehen.
Alex Weber-Grün, Geschäftsführer der Kommunikationsagentur PLANTAGE in Berlin
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Gibt es Unterschiede in der Erziehung von Jungen und Mädchen?
Da ich als Vater von drei Töchtern ja bis jetzt nicht das Glück hatte, einen Jungen zu erziehen, kann ich es nicht wirklich sagen. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass ich ihn eher zu einem kleinen Feministen erziehen würde als zu einem Macho. Zuviel Testosteron hat schon vielen Männern geschadet und verklärt den Blick aufs Wesentliche. Mann ist man nicht, weil man viel Testosteron an den Tag legt, sondern weil man reflektiert, tolerant ist und bereit, Verantwortung zu übernehmen.
Was ist dir im Hinblick auf die Erziehung deiner Töchter am wichtigsten?
Was aus unseren Kindern wird, liegt zu einem nicht zu unterschätzenden Teil in unseren Händen. Ich habe Freunde, die heute noch damit zu kämpfen haben, was bei ihrer Erziehung falsch gemacht wurde. Ich habe eine sehr offenes Verhältnis zu meinen Töchtern. Der Erziehungsstil von mir und meiner Frau ist definitiv antiautoritär. Es gibt wenige schwachsinnige Verbote, aber es wird auch nicht alles zugelassen. Kindern Grenzen aufzuzeigen ist unabdingbar. Aber man sollte Kinder auch nicht zu sehr einschränken, sich selbst auszuprobieren, und ihre Erfahrungen sammeln lassen, wie ihr Verhalten ankommt und was es auslöst. Ich möchte meine Töchter zu weltoffenen, toleranten und selbstreflektierenden jungen Frauen erziehen. Und bei meiner 17 Jahre alten Tochter Klara ist mir das eindrucksvoll gelungen. Das gibt mir die Bestätigung, dass ich mit meiner Einstellung nicht auf dem Holzweg bin.
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