Als erstes Bundesland deutschlandweit schafft Berlin ab August die Gebühren für Kitas und Tagesmütter komplett ab, was von vielen schon jetzt als „sozialpolitischer Meilenstein“ gefeiert wird. Das Problem Kinderbetreuung wird hierzulande von Bundesland zu Bundesland in föderalistischer Manier unterschiedlich gehandhabt. Während Eltern in einigen Ländern für die Betreuung ihrer Kinder in Kitas und Kindergärten schnell mehrere Hundert Euro monatlich ausgeben müssen, haben andere Länder bereits günstigere oder teilweise kostenlose Modelle eingeführt. Ein Blick auf die gesamt-deutsche Situation zeigt aber, dass es kaum ein Thema gibt, bei dem man mehr von Ungleichheit sprechen kann als bei diesem. Die Devise bei der Kinderbetreuung lautet scheinbar: Wer am falschen Ort wohnt, der hat eben Pech gehabt.
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Berlin schafft Kita- und Betreuungsgebühren komplett ab
Deshalb hat die Koalition aus Union und SPD gerade erst beschlossen, dass Eltern zukünftig sehr viel stärker entlastet und bei der Kinderbetreuung vom Staat unterstützt werden müssen. In den nächsten Jahren sollen mehrere Milliarden nur in die Kita-Finanzierung fließen, heißt es.
Obwohl es in Berlin schon länger einen rechtlichen Anspruch auf Betreuung gibt und mit dem neuen Gesetz ab dem ersten August jetzt auch schon Kinder unter einem Jahr kostenlos betreut werden, mangelt es aber nach wie vor an mehreren Tausend Kita-Plätzen. Bundesweit, so vermutet eine aktuelle Studie, fehlen außerdem mindestens 100.000 Erzieher*innen, die man dringend benötige, um überhaupt ein ausreichendes Platzangebot schaffen zu können. Wie diese Problematik behoben werden soll, darüber hören wir dieser Tage noch nicht viel. „Die gebührenfreie Kita für alle bedeutet für viele Eltern eine spürbare finanzielle Entlastung“, teilte jedoch nun die Berliner Familiensenatorin Sandra Scheeres (SPD) mit. Berlins Vorstoß in Sachen kostenloser Kinderbetreuung ist dennoch ein klares Zeichen dafür, in welche Richtung Sozial- und Bildungspolitik sich künftig entwickeln muss.
Auch andere Länder führen neue Regelungen in der Kinderbetreuung ein
Hessen und Niedersachsen bieten übrigens ebenfalls ab dem 1. August eine kostenlose Kita-Betreuung für Kinder ab drei Jahren an, in Brandenburg ist immerhin das letzte Jahr vor dem Schulanfang kostenfrei. Hamburger Familien erhalten schon seit 2014 die Möglichkeit, ihr Kind für fünf Stunden am Tag kostenlos betreuen zu lassen und auch Rheinland-Pfalz hat sich darum bemüht, dass Eltern dort schon seit 2010 Kinder ab zwei Jahren umsonst betreut werden. Kostenlose Kitas stehen auch in Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen auf der Prioritäten-Liste, wann eine komplette Beitragsfreiheit umgesetzt werden kann, ist allerdings noch nicht abzusehen.
Weitere Zahlen und Infos zu diesem Thema hat Spiegel Online für euch.
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