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Frauen in Japan kämpfen dafür, beim Arbeiten Brillen tragen zu dürfen

Photo: Noriko Hayashi/Bloomberg/Getty Images.
Wenn ich mich morgens für die Arbeit fertigmache, entscheide ich meistens spontan, ob ich Kontaktlinsen oder meine Brille tragen werde. Ich mag mich zwar eigentlich lieber ohne Brille, aber spätestens nach sechs Stunden Bildschirmarbeit plus Heizungsluft werden meine Augen trocken. Dass es nicht selbstverständlich ist, sich so zu kleiden, wie man will, so zu schminken, wie man will oder komplett ungeschminkt und ungestylt im Büro aufzutauchen, vergisst man schnell mal. Bis man hört, was in Japan gerade los ist: Dort kämpfen Frauen aktuell dafür, bei der Arbeit eine Brille tragen zu dürfen.
Einige Manager im Einzelhandel sind der Meinung, eine Brille würde dafür sorgen, dass die Verkäuferinnen einen „kühlen Eindruck“ machten. Manager einiger Fluggesellschaften behaupteten, durch Brillen könnten die Angestellten nicht richtig sehen, was aus Sicht des Arbeitsschutzes schlecht wäre. Einige Restaurant-Manager meinen, Brillen würden nicht zu den traditionellen Outfits passen, wie Kimonos, die die Angestellten bei der Arbeit tragen müssen.
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Das Brillenverbot hat in ganz Japan Unruhen ausgelöst. Frauen vorzuschreiben, was sie tragen dürfen und was nicht, ist schlicht Diskriminierung am Arbeitsplatz. Männer betrifft das Verbot nämlich nicht. Der Twitter-Hashtag #メガネ禁止 (Brillen sind verboten) wurde ins Leben gerufen und sorgte für Tausende von Tweets, die Solidarität mit den betroffenen Frauen Japans ausdrücken. 
Für Aufmerksamkeit sorgte auch die südkoreanische Nachrichtensprecherin Lim Hyeon-ju, die 2018 als erste weibliche Moderatorin eines großen Senders eine Brille im nationalen Fernsehen trug. Lim sagte Koreas Yonhap News Agentur gegenüber damals, die Brille würde ihren Job angenehmer für ihre Augen machen, welche durch das Tragen von Kontaktlinsen und falschen Wimpern oft trocken und müde waren.
Leider ist das nur eins von vielen Beispielen, bei denen sich die wachsende, lautstarke Bewegung der japanischen Frauen veralteten, unterdrückenden Schönheitsideale entgegensetzen muss. So unterschrieben im Juni mehr als 20.000 Frauen eine Online-Petition gegen den allgemeinen Anspruch, Frauen hätten im Job High Heels zu tragen. Diese Bewegung lief unter dem Hashtag #KuToo – angelehnt an die US-amerikanische #MeToo-Bewegung und das japanische Worte für Schuhe (kutsu) und Schmerzen (kutsū). Die Schauspielerin und Freelance-Autorin Yumi Ishikawa, die #KuToo ins Leben gerufen hat, erzählt Bloomberg News, das Brillenverbot wäre nicht anders als die sexistischen Schuhregeln, die es im Land gibt. „Wenn Brillen am Arbeitsplatz ein echtes Problem darstellen würden, müsste man sie für alle verbieten“, so Ishikawa. „Aber mit dem Brillenverbot ist das wie mit den High Heels: Die Regel gilt nur für weibliche Angestellte.“
Sollte die Reaktion der japanischen Regierung auf #KuToo ein Indikator für den Erfolg zukünftiger Petitionen sein, sieht es für die Frauen, die gegen das Brillenverbot kämpfen, leider nicht so gut aus. Nachdem die Demonstrant*innen ihre Unterschriftensammlung im Juni an die Regierung übergeben hatten, meldete sich der Gesundheits- und Arbeitsminister Takumi Nemoto zu Wort und sagte, er sähe kein Problem darin, dass Frauen dazu angehalten werden, am Arbeitsplatz Absatzschuhe zu tragen. 
Auch wenn es wahrscheinlich schwer sein wird, kurzfristig die kulturell bedingten Schönheitsideale und Vorschriften umzustoßen beziehungsweise wenigstens zu lockern – denn wir wissen ja, wie gut das hierzulande klappt –, werden Japans Frauen nicht aufgeben. Sie werden weiter versuchen, gemeinsam darauf aufmerksam zu machen, dass derartige Verhaltensweisen unbedingt hinterfragt und angefochten werden müssen.

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