Mittlerweile bist du es gewöhnt, deine Hände täglich unzählige Male mit Seife und Wasser für mindestens 20 Sekunden zu waschen. Das Handflächen und Fingerspitzen schrubben, ist dir bereits so in Fleisch und Blut übergegangen wie Instagram nach neuen Corona-News zu checken. Du machst es praktisch automatisch. Aber wie sieht es eigentlich mit deinen Haaren aus? Wäschst du die jetzt auch häufiger als sonst? Und falls nicht: Solltest du?
Dr. Hadley King, eine Dermatologin aus New York, würde diese Option zumindest nicht direkt verwerfen. Denn das Problem ist, wir wissen immer noch nicht alles über Corona – zum Beispiel auch nicht, wie lange das Virus wirklich auf bestimmten Oberflächen überleben kann. Warum? Weil die Untersuchungen in Laboren durchgeführt werden, wo ganz andere Bedingungen vorherrschen als im echten Leben. Außerdem haben die Laborstudien zwar gezeigt, dass das Virus theoretisch (!) „bis zu 24 Stunden auf Pappe, bis zu zwei Tage auf Metall und bis zu drei Tage auf Plastik überleben kann, aber Haare wurden nicht getestet“, so Dr. King. Wir können also nicht zu 100 Prozent ausschließen, dass wir uns nicht doch auch über die Haare anstecken könnten. Für alle, die auf der sicheren Seite sein wollen, haben wir Dr. King nach Tipps gefragt.
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Reinige deine Haarbürste gründlich
„Allgemein betrachtet gedeihen Viren nicht gut auf porösen Oberflächen wie Haaren, aber es hängt von der Situation ab. Wenn zum Beispiel abgestorbene Haare auf einem Tisch oder in der Haarbürste sind und mit Schleim, der virale Partikel enthält, in Kontakt kommen, könnt sich das Virus möglicherweise bis zu zwei oder drei Tagen auf dieser Oberfläche überleben“, erklärt Dr. King. Klingt nach einem guten Grund, deine Haarbürsten- und kämme mal wieder richtig gründlich zu reinigen, findest du nicht? Das machen die meisten von uns ohnehin zu selten, wenn wir mal ehrlich sind. (Und das gilt auch für Make-up-Pinsel!) Dabei ist es tatsächlich ganz einfach: Entferne erst alle Haare und tauche die Bürste dann in eine Schüssel mit warmen Wasser ein, in die du zuvor ein paar Tropfen Shampoo gegeben hast.
Versuch, deine Haare nicht anzufassen
Glücklicherweise sind die Haare auf unserem Kopf laut Dr. King generell weniger gefährdet: „Die lebenden Haare, die aus unserer Kopfhaut wachsen, sind möglicherweise durch die natürlichen Öle geschützt. Diese haben antimikrobielle Eigenschaften und erschweren es Mikroben, sich am Haar anzulagern“, so die Dermatologin. Die Wahrscheinlichkeit müsste also gering sein, dass in der Luft herumschwirrende Viren an deine Haare andocken. „Theoretisch könnte das Virus allerdings durch die Hände in die Haare gelangen.“ Dieses Risiko kannst du reduzieren, wenn du dir nicht mit den Fingern in die Haare fasst.
Mach einen Zopf, wenn du raus gehst
Wenn du lange Haare hast, mach einen Zopf. Wenn du einen Pony hast, steck ihn mit Haarnadeln fest – wahrscheinlich ist er mittlerweile ohnehin rausgewachsen. Kurz gesagt: Dr. King empfiehlt, während der Pandemie die Haare aus dem Gesicht zu nehmen, wenn du einkaufen gehst oder aus einem anderen wichtigen Grund die Wohnung verlassen musst. Allein deswegen schon, weil sie dich sonst vielleicht krabbeln und du sie automatisch mit den Fingern aus dem Gesicht streichen willst. Und das Gesicht zu berühren, ist draußen natürlich absolut tabu!
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Überlege, dir öfter die Haare zu waschen
Expert*innen empfehlen, die “Draußen-Kleidung“ zu waschen, dein Smartphone zu desinfizieren und die Hände gründlich zu waschen, wenn du wieder nach Hause kommst. Und laut Dr. King könnte es auch sinnvoll sein, ähnliche Vorsichtsmaßnahmen bei deinen Haaren zu treffen: „Wenn du an Orten warst, die theoretisch kontaminiert sein könnten, dann schadet es sicher nicht, dir, wenn du wieder zu Hause bist, die Haare zu waschen“, sagt sie. Aber es gibt Unterschiede zwischen Haare und Hände waschen. „Wir wissen, dass das Virus durch die Schleimhäute eindringt und die Haut ist semipermeabel, aber die Oberfläche der Haare ist es nicht.“ Sprich: Viren können sich wahrscheinlich besser auf der Haut halten als auf den Haaren und deswegen müssen wir die Hände auch für mindestens 20 Sekunden ordentlich schrubben – unseren Kopf aber nicht. Außerdem brauchst du laut Dr. King auch kein spezielles, aggressives Shampoo verwenden – das, was gerade in deiner Dusche rumsteht, ist absolut ausreichend. „Alle Shampoos enthalten Tenside, die Schmutz, Öl, Bakterien und Viren entfernen“, sagt sie. Sie warnt aber gleichzeitig auch, dass Haarsprays und -puder diesen Inhaltsstoff nicht enthalten! Du kannst die Viren also nicht einfach wegsprayen und statt Trockenshampoo solltest du aktuell vielleicht doch besser richtiges Shampoo und Wasser verwenden.
Hilfreiche Tipps sowie tagesaktuelle Informationen zum Thema Coronavirus findest du auf der Seite des Bundesministeriums für Gesundheit. Solltest du Angst haben, möglicherweise selbst betroffen zu sein, kannst du dich unter 116117 an den ärztlichen Bereitschaftsdienst wenden. Gehörlose und Hörgeschädigte können eine Mail an info.gehoerlos@bmg.bund.de schicken oder das Gebärdentelefon (Videotelefonie) via https://www.gebaerdentelefon.de/bmg/ verwenden.