Achtung: Spoiler für Staffel 1 von Netflix’ Sweet Tooth direkt voraus!
Keine Serie, die in einer post-pandemischen Welt spielt, in der Tier-Mensch-Hybridenkinder gejagt werden, während die Menschheit weiterhin gegen ein unheilbares Virus kämpft, könnte je ein wirklich glückliches Happy End nehmen. Demnach kommt das schockierende Ende der ersten Staffel von Netflix’ Sweet Tooth wohl nicht besonders überraschend – und nimmt uns als Zuschauer:innen trotzdem total mit.
Nachdem er sich mutig in die große, weite Welt hinauswagt und dort alles riskiert, um seine verschollene Mom Birdie zu finden, wird Gus (Christian Convery) von General Abbot (Neil Sandilands) und anderen Überlebenden gefangen genommen und in den Zoo gebracht. Dort wird der Arzt Dr. Adi Singh (Adeel Akhtar) dazu gezwungen, an den Hybrid-Kindern herumzuexperimentieren, um dadurch hoffentlich ein Heilmittel für das H5G9-Virus zu finden, das noch immer Millionen Menschen rund um den Globus tötet.
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Gus’ Situation erscheint auswegslos – bis auf einen einzigen Lichtblick: Er ist nicht mehr nur auf sich gestellt, sondern unter anderen Hybrid-Kindern. Zu denen gehören Wendy (Naledi Murray) und deren Geschwister, die sich schutzsuchend in Aimees (Dania Ramirez) Reservat geflüchtet hatten. Nun sind sie alle zusammen gefangen, aber wenigstens nicht mehr allein.
Gemeinsam schmieden sie Fluchtpläne, und Gus versucht, den Doktor auf seine Seite zu ziehen; kurz, nachdem Adi jedoch Gus verschont und zur Besinnung zu kommen scheint, tötet er jedoch ein unschuldiges Kind. Bevor Wendy oder Gus dasselbe Schicksal ereilt, geben Aimee und Big Man (Nonso Anozie) alles, um die Kinder zu retten.
Der große Cliffhanger der ersten Staffel kommt aber erst später, als Bear (Stefania LaVie Owen) es schafft, die Wissenschaftlerin Birdie (Amy Seimetz) mit deren altem Satellitentelefon zu kontaktieren. Aber lebt Birdie wirklich noch, oder will uns diese Szene in die Irre führen?
So, wie sich die letzte Szene der Staffel abspielt, scheint Bear tatsächlich Kontakt zu Birdie – Gus’ Mutter – hergestellt zu haben, die in Alaska forscht und das Bakterium entdeckt hat, das für die Hybriden und die Pandemie verantwortlich ist. Aber was, wenn sich hinter dieser Szene noch mehr verbirgt? Was, wenn die Aufnahme von Birdie, die in Alaska ans Telefon geht, gar nicht wirklich zeigt, wie Birdie Bears Anruf annimmt – sondern wenn es ein Flashback aus ihrer Zeit als Wissenschaftlerin ist, bevor es die Hybriden und die Pandemie überhaupt gab?
Die Antwort darauf verbirgt sich in dem Poster an der Wand hinter Birdie, auf dem ein Schiff durch Eis und hohe Wellen schippert. Es ist das gleiche – vielleicht sogar dasselbe – Poster, das Bear unter Birdies Sachen auf dem Dachboden fand. Entweder hatte Birdie also zwei identische Poster und ließ eines davon zurück – oder aber es ist ein und dasselbe, nur zu unterschiedlichen Zeitpunkten, ein Jahrzehnt auseinander. Verdächtig ist auch das Satellitentelefon, das Bear findet. Warum hätte Birdie das einfach auf dem Dachboden zurücklassen sollen, ohne jemandem Bescheid zu sagen? Wenn das die einzige Möglichkeit ist, Birdie zu kontaktieren, warum hätte sie es dann verstecken sollen?
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Wenn Birdies Alaska-Cliffhanger also tatsächlich eine Szene aus der Vergangenheit sein sollte, ergibt das durchaus Sinn. Schließlich wirkt es nicht so, als hätte die amerikanische Infrastruktur den Virusausbruch überlebt – wie hätte Birdie also die Mittel und Möglichkeit bekommen sollen, nach dem Virus eine Forschungsreise nach Alaska anzutreten? Sie hätte so eine Expedition nicht allein hinbekommen, während die Welt unterging. Noch dazu wissen wir aus einer vorherigen Szene, dass Birdie von Soldaten in ein Regierungslabor gesperrt, danach entlassen wurde und einige Zeit in ihrem Zuhause in der Nähe verbringen konnte, bevor sie aufbrach, um nach Gus zu suchen. Wie hätte sie dann in Alaska landen sollen?
Wenn Birdie aber tatsächlich am Leben sein sollte, hieße das, dass sie in Alaska offensichtlich nach demselben Bakterium sucht, mit dem sie versehentlich Gus kreiert hat – und somit nach einem Heilmittel für das H5G9-Virus. Rein logisch betrachtet kann sie daher gar nicht allein sein; eine solche Forschung braucht ein ganzes Team. Anstatt uns also zu fragen, was Birdie da macht, sollten wir uns vielleicht eher fragen, für wen sie arbeitet.
Kann uns die Comic-Vorlage zur Serie dazu nicht viel verraten? Leider nein. Zwar basiert Sweet Tooth eben auf der gleichnamigen Comic-Reihe von Jeff Lamire, ist aber nur eine relativ lockere Adaption. Kurz gesagt: Für die Antworten auf all die Fragen, die die erste Staffel der Netflix-Serie aufwirft, werden wir uns wohl bis Staffel 2 gedulden müssen…
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