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Warum die große Trennung im Finale von Grey’s Anatomy eine gute Sache ist

Foto: Raymond Liu/ABC via Getty Images.
Achtung: In diesem Artikel erwarten dich Spoiler zur 17. Staffel von Grey’s Anatomy!
Zu Beginn der 17. Staffel von Grey's Anatomy fühlen sich Amelia Shepherd (Caterina Scorsone) und Atticus „Link“ Lincoln (Chris Carmack) wie der einzige Lichtblick in einem unergründlich dunklen Sturm an. Meredith Grey (Ellen Pompeo) hat sich gerade mit COVID-19 angesteckt, aufgrund der Pandemie ertrinkt die Belegschaft im Grey Sloan Memorial in Arbeit und die meisten Figuren streiten sich entweder mit ihren Lebensgefährt:innen oder sind unglückliche Singles. Selbst Maggie Pierce (Kelly McCreary) und Winston Ndugu (Anthony Hill) – das frisch verheiratete und glücklichste Paar im Staffelfinale (17. Folge: „Someone Saved My Life Tonight“) – hat mit Schwierigkeiten zu kämpfen, die eine Fernbeziehung während einer globalen gesundheitlichen Notlage eben so mit sich bringt.
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Das trifft aber nicht auf Amelia und Link zu: Sie nehmen sich Zeit für wirklich heißen Sex, während sie sich um vier Kinder – einschließlich ihres neuen kleinen Sohnes Scout – kümmern (... diese eine Sex-Session im Garten!). In einem Ozean der Verzweiflung sind Amelia und Link zumindest etwas zufrieden und fraglos heiß aufeinander (etwas, das wir es aus vergangenen Episoden der Kultserie kennen).
Doch dann trennen sich die beiden im Finale der 17. Staffel. Die Folge endet mit einem Heiratsantrag, den Link Amelia macht und scheitert. Weil die Partnerschaft der beiden Figuren während des Großteils dieser Staffel so solide ist, ärgern sich Fans wahrscheinlich über diese überraschende Trennung. Wenn du aber wirklich darüber nachdenkst, ist das Ende dieser Beziehung eigentlich eine gute Sache. Es weist darauf hin, dass sich Amelie enorm weiterentwickelt hat, was ganz schön beeindruckend ist.
Das Finale führt uns vor Augen, wie sehr sich die Standpunkte von Amelia und Link in Hinblick auf ihre Beziehung unterscheiden. Link, scheinbar beflügelt von Merediths Genesung und dem allgemeinen Optimismus einer Welt mit COVID-Impfstoffen, beginnt ernsthaft über eine Heirat nachzudenken. Link erzählt seiner besten Freundin Jo Wilson (Camilla Luddington), dass er seit Wochen einen Antrag plant und drei mögliche Verlobungsringe für Amelia gekauft hat. Fast stellt er ihr am Tag nach Weihnachten die Frage. Zu diesem Zeitpunkt hat Amelia in ihrer Gruppe für anonyme Drogensüchtige bereits zugegeben, dass sie sich wünscht, dass Link ihre Probleme als jemand mit Suchtproblemen „wirklich versteht“ und dass sie in Sachen weitere Kinder „nicht das möchte, was er will“. „Ich fühle mich alleine mit diesen Schwierigkeiten“, sagt Amelia seufzend.
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Foto: freundlicherweise zur Verfügung gestellt von ABC
Chris Carmack und Caterina Scorsone in Grey's Anatomy.
Die Risse in ihrer Beziehung sind seit der elften Folge der 17. Staffel („Sorry Doesn't Always Make It Right“) sicht- und spürbar. Als Link ihr dann einen Heiratsantrag macht, lehnt sie ihn mit folgender Begründung ab: „Ich hatte noch keine Zeit, um darüber nachzudenken.“ „Ich hatte auch noch keine Zeit dafür, aber ich habe trotzdem darüber nachgedacht“, antwortet Link. Als dieser ihr mitteilt, dass er Amelia „auf der Stelle“ heiraten würde, ist alles, was sie erwidert: „Warum?“
Durch ein abschließendes Gespräch mit Richard Webber (James Pickens Jr.), der sich ebenfalls ständig mit seiner Sucht auseinandersetzen muss, wird Aufschluss über all die Probleme gegeben, mit denen Amelia zu kämpfen hat. „Es ist okay, wenn es nicht läuft“, sagt Richard zu Amelia bei einem Gespräch über ihre Beziehung. Er weist auf einen geistigen Denkfehler hin, der Menschen mit Sucht plagt: die Annahme, dass die Krankheit „der einzige Grund ist, warum unser Leben ein Chaos ist.“ Seitdem Amelia keine Drogen mehr nimmt, hat sie sich eingeredet, dass sich alles andere von selbst ergeben würde. „Das ist aber nicht immer der Fall“, fährt Richard fort. „Du hast das Recht, das zu wollen, was du eben willst. Auch wenn es nicht das ist, was er will.“
Das ist ein lebensverändernder Ratschlag, den Amelia in früheren Staffeln von Grey's Anatomy wahrscheinlich nicht angenommen hätte.
Ein großer Teil von Amelias Entwicklung zeichnet sich durch ihr unermüdliches Bestreben aus, zu beweisen, dass sie der Vorstellung anderer Leute von „normal“ gerecht werden kann, während sie an ihren eigenen Problemen mit Drogenmissbrauch und psychischer Gesundheit arbeitet, die sie von anderen absondern. Oftmals treibt dieser Wunsch Amelia dazu, große Verpflichtungen einzugehen, die sie lieber vermeiden würde (einschließlich Hochzeiten). Amelia verweist oft auf ihre problembeladene Ehe mit Owen als Beweis für ihren selbst empfundenen Defekt. Während der beiden ersten gescheiterten Heiratsanträge in der Episode „Sorry Doesn't Always Make It Right“ erzählt Amelia Link, dass sie ihrem Ex Owen Hunt (Final-Regisseur Kevin McKidd) eine „furchtbare Ehefrau“ war. Als Link Amelia daran erinnert, dass sie damals einen Hirntumor hatte, gibt sie immer noch ihre eigene Persönlichkeit als Hauptursache für das Problem an.
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In der Folge „Someone Saved My Life Tonight“ bekommen wir eine Amelia zu sehen, die sich nicht mehr durch ihre Sucht beeinträchtigt fühlt. Sie kann einen Antrag selbstbewusst (wenn auch schweren Herzens) ablehnen, den die meisten Menschen schnell annehmen würden. Wie Amelia in einem Meeting bei den Anonymen Drogensüchtigen sagt, ist Link, ein umwerfender, großer, mitfühlender und erfolgreicher Chirurg, der „schlichtweg wunderbar“ ist. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass sie keine weiteren Kinder und das traditionelle Leben will, für das sich Link – ebenfalls ursprünglich zurückhaltend in Sachen Ehe – in der letzten Staffel erwärmt hat. Als dieser also mit einer perfekten Rede während Maggies Hochzeitsfeier an einem privaten Strandabschnitt um Amelias Hand bittet, sagt diese nicht „Ja“. Sie schweigt, während ihre drei lächelnden Nichten und Neffen jeweils einen anderen spektakulären Verlobungsring für sie in der Hand halten. Link versteht, dass Amelias Schweigen in dieser Situation ein stillschweigendes „Nein“ ist und schließt die Ringschachtel in seiner Hand.
Danach sehen wir Amelia im Finale nicht mehr wieder. Link taucht aber in Jos neuer Wohnung auf, welche die alte Wohnung von Jackson Avery (Jesse Williams) ist, und fragt, ob er dort übernachten kann. Diese Szene ist erschütternd. Die Alternative wäre aber gewesen, dass Amelia seinen Antrag annimmt, worauf zahllose monotone Episoden der 18. Staffel gefolgt wären, in denen Amelia sich fragt, ob sie tatsächlich mit Link verheiratet sein sollte. Das will doch niemand. Immerhin haben wir das Gleiche bereits mit Cristina Yang (Sandra Oh) durchgemacht – und das zweimal.
Wenn du glaubst, ein Drogenproblem zu haben, kannst du dich an die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. wenden, um professionelle Beratung und Unterstützung zu erhalten.
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