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Nein, Netflix’ Young Royals ist nicht die schwedische Version von Élite

Foto: freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Netflix
Achtung: Spoiler für die Netflix-Serie Young Royals direkt voraus!
In Netflix' Young Royals, der schwedischen Teenie-Serie, die seit Juli auf der Streaming-Plattform verfügbar ist, steht ein nachdenklicher, fast schon unbeholfener Prinz (Edvin Ryding) im Mittelpunkt. Nachdem er in eine üble Nachtclub-Schlägerei verwickelt wird und die königliche Familie in Ungnade fallen lässt, wird er auf ein Internat geschickt. Prinz Wilhelms Familie – dazu gehören auch die Königin (Pernilla August) und sein machthungriger Cousin zweiten Grades August (Malte Gårdinger) – erwartet von ihm, dass er sich mit Personen wie Felice (Nikita Uggla), die ebenfalls der Oberschicht angehören, anfreundet. Stattdessen fühlt sich Wilhelm aber zu dem ungeselligen Bürgerlichen Simon (Omar Rudberg) hingezogen.
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Sofort nach dem Erscheinen des ersten Trailers wurden aber auch schon Vergleiche zu anderen Formaten angestellt. Auf YouTube und Twitter zum Beispiel wurde die Grundidee von Young Royals mit Casey McQuistons Buch Red, White and Royal Blue verglichen. Andere meinten, die europäische Kulisse erinnere sie an die norwegische Serie Skam, die weltweit eine Kult-Fangemeinde hat. Aber eine überwältigende Mehrheit sprach von einer enormen Ähnlichkeit zu der Netflix-Soap Élite. „Der Trailer und der Sound erinnern mich stark an diese spanische Serie“, kommentierte eine Person. Mehrere Leute beschrieben Young Royals als schwedische Version von Élite – ohne all die Mordfälle.
Trotz des heißen und dramatischen Trailers ist Young Royals völlig anders als diese anderen Serien über reiche, berühmte und weltgewandte Teenies. Zum einen hat niemand reine Haut oder perfektes Haar – selbst die trendigsten, ausgefallensten Figuren sehen tatsächlich wie Highschool-Schüler:innen aus. (Ryding ist 18 Jahre alt; der Rest der Hauptdarsteller:innen ist zwischen 20 und 22). Aber auch darüber hinaus kommen sie altersgerecht rüber. Wilhelm wirkt charismatisch und ist unter seinen Klassenkamerad:innen beliebt – wie wir es von einem jungen Royal erwarten würden. Er hat aber auch eine verletzliche Seite und wird besonders in der Nähe des Kerls, auf den er steht, nervös. Er kaut an seinen Fingernägeln, wenn er gestresst ist. Er zappelt oft herum und steht oder sitzt krumm da. Auch Simon ist nicht unbedingt gerade die Verkörperung von „cool“.
Gleichzeitig scheint es aber auch nicht die Absicht zu sein, einen realistischen Einblick in das Highschool-Leben geben zu wollen. Die Figuren bringen sich vielleicht nicht gegenseitig um oder haben Sex, während Freund:innen neben ihnen schlafen, aber sie intrigieren trotzdem gegeneinander, haben heimliche Affären und schwimmen in Geld. Young Royals ist ein erfrischendes Teenie-Drama, das tollpatschige und aufrichtige Teenies, denen man auch wirklich abnimmt, dass sie Teenies sind, auf authentische Weise zeigt und in lustige, realitätsferne Situationen bringt.
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Die Sexszenen zwischen Wilhelm und Simon, die im Trailer in sinnlichen Ausschnitten angedeutet werden, sind der Beweis dafür. Im Gegensatz zu den heißesten Momenten bei Élite, Riverdale und sogar Skam wirken ihre intimen Momente etwas unbeholfen und albern. Gerade deshalb und nicht trotzdem sind sie aber auch romantisch. Die beiden Jungs lachen. Sie machen sich über den schlechten Atem des anderen am nächsten Morgen lustig. An einer Stelle steht Simon etwas tapsig auf und schaltet ein Videospiel ein, damit seine Mutter und seine Schwester nichts mitbekommen. Dank Serien wie Sex Education und Normal People kriegen wir immer häufiger realistischen Sex auf dem Bildschirm zu sehen. Chaotische, nachvollziehbare Sexszenen zu zeigen, ist wichtig. Außerdem handelt es sich dabei auch um heiße Erfahrungen für die Figuren. Und ist es nicht genau das, was eine gute Sexszene ausmacht?
Es kommt eher selten vor, dass LGBTQ+-Figuren und solche Beziehungen im Mittelpunkt von Serien und Filmen stehen. Daher sind auch Sexszenen mit queeren Paaren eher eine Seltenheit. Oft werden LGBTQ+-Pärchen entweder hypersexualisiert oder werden komplett sexlos dargestellt; ihre Sexszenen werden langsam ausgeblendet oder sind übertrieben und queere Charaktere werden auf ihr Sexleben reduziert. Eine der besten Besonderheiten von Young Royals ist, dass es in Wilhelms Beziehung zu Simon nicht um Sex oder seine Sexualität geht. Vielmehr geht es um gestohlene Blicke, unbeholfenes Flirten, Schmachten und ja, ein bisschen Geilheit.
Wenn Young Royals noch in deiner Netflix-Warteschlange steht, weil du etwas brauchst, das du zwischen der explosiven (in mancher Hinsicht implosiven) neuen Staffel von Élite und dem Reboot von Gossip Girl anschauen kannst, wirst du vielleicht nicht das zu sehen bekommen, was du erwartet hast: Auch wenn du dir möglicherweise seifenopermäßiges Drama erhofft hast, wird es die tollpatschige, reizende und auf dezente Weise gezeigte schöne Liebesgeschichte sein, wegen der du hängen bleiben wirst.

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