Die Freude, die ich empfinde, wenn ich mir die Haare mache, wird mich für immer begeistern. Der Prozess dauert ganze zwei Tage, während der ich mich weder meiner Arbeit, noch Freund:innen, noch dem Stapel an Geschirr in der Küche widme (für den ich ehrlich gesagt keine Ausrede gebraucht hätte, um ihn zu ignorieren). Meine Waschtage verlangen mir mehrere heilige Stunden ab, während der ich die Braids entwirre, die mir bis zum Po reichen, oder vorsichtig die Extensions rausschneide und dabei darauf achte, meine echten Haare intakt zu lassen. Ein bisschen Shampoo und eine Menge Conditioner (den ich viel länger einwirken lasse als vorgeschrieben) sowie einen weiteren Tag später habe ich ganz erschöpfte Arme, während ich mir die Haare föhne, bevor mir meine Schwester die Mähne wieder zusammenflechtet. Ist das alles erledigt, betrachte ich mich zufrieden im Spiegel und bin voller Ehrfurcht für die Frauen, die mir bei dieser Wiedergeburt geholfen haben.
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Für viele Schwarze Frauen bedeuten die eigenen Haare eine Form der Freiheit, der Selbstbestimmung, der Entfaltung der eigenen Persönlichkeit. Es ist unsere Form des Selbstausdrucks in einer Welt, die unsere Individualität und unsere Existenz nicht immer würdigt. In guten wie in schlechten Zeiten erzählen unsere Frisuren die Geschichten unseres Lebens, und davon, wo wir uns zu einem bestimmten Zeitpunkt in unserer Vergangenheit befanden. Ich persönlich befinde mich gerade in dem Kapitel zwischen Ohr- und Schulterlänge. Meine Haare erzählen die Geschichte einer trans Frau auf dem Weg zu ihrer eigenen Identität.
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Mein Haar war schließlich das Tor, das mich zu meiner Identität als trans Frau führte. Wie eine vertraute Person flüsterte es mir ein, mich auf meinen eigenen Weg zum „natürlichen Haar“ zu wagen.
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Den Großteil meiner Kindheit verbrachte ich mit kaltem Kopf, mit so kurzen Haaren, dass sie sich anfühlten wie eine Kiwi, wenn man darüberstrich. Im Laufe meiner Schulzeit wuchsen sie zum klassischen, eleganten „Cäsar-Schnitt“ heran – kurz an den Seiten, oben länger. Als ich eine eigene Stimme entwickelte, weigerte ich mich, weiterhin meine Eltern über meine Frisur bestimmen zu lassen, und experimentierte so viel mit meinen Haaren herum, wie ich konnte. Der Afro, den ich mir bei einem Freund abgeguckt hatte, wich schließlich einem kürzeren Look, wieder gefolgt vom „Cäsar“. Aber trotz der zahlreichen Veränderungen fand ich dennoch nie die Frisur, die sich wie ein Ausdruck meiner selbst anfühlte – wie die echte Version von mir.
Mein Haar war schließlich das Tor, das mich zu meiner Identität als trans Frau führte. Wie eine vertraute Person flüsterte es mir ein, mich auf meinen eigenen Weg zum „natürlichen Haar“ zu wagen. Während meines ersten Studienjahrs an der Uni hörte ich also auf, mir die Haare zu rasieren oder zu schneiden. Stattdessen probierte ich verschiedene natürliche Styles aus und trug meine Haare in schützenden Frisuren wie Braids oder Faux Locs. Als mein Selbstbewusstsein wuchs, wurde ich mutiger und trug auch Schmuck in meinen Braids. Meine Haare machten mich immer wieder aufs Neue glücklich und verliehen mir jedes Mal ein neues Gefühl der Schönheit, der Identität und Zugehörigkeit – denn ganz egal, ob wir cis, trans oder nichtbinär sind: Afro-Haare sind Teil der Schwarzen Community, und das gilt insbesondere für Frauen und Femmes.
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Unsere Haare sind das Rückgrat, das uns über die Jahrhunderte hinweg miteinander vereint und uns an unsere Vorfahr:innen erinnert, die uns diese Braids und andere Styles hinterlassen haben. In diesen Frisuren schwingen die schmerzhaften Erinnerungen an den transatlantischen Sklavenhandel mit, und an die Frauen, die Reis in ihre Cornrows flochten, um sich während des Transports aus Westafrika selbst zu ernähren. Die selbstgemachten Öle und Cremes, die unsere Ahn:innen einst in die Neue Welt mitnahmen, verwenden wir noch heute. Und obwohl die Gesellschaften, die wir heute unser Zuhause nennen, zwar versuchen, uns als Personen einzuschränken, sind wir doch immer noch Schwarze Frauen – und lehnen das ab, was sie uns vorschreiben zu sein. Wir nehmen uns unseren eigenen Freiraum. Denn unsere „Black girl magic“ beschränkt sich nicht bloß auf die Ursprünge unserer Haare, auf ihre Länge, ihr Lockenmuster, ihren Stil – sondern sie liegt darin, uns, und unsere Haare, nicht zähmen zu lassen.
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Obwohl ich also in meiner eigenen Vergangenheit keine niedlichen „Black girl“-Frisuren vorzuweisen habe, hat sich meine Haar-Geschichte doch ihren eigenen Platz zwischen all unseren einzigartigen Storys verdient, die davon erzählen, wie wir unsere Identitäten entdeckten.
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Obwohl ich also in meiner eigenen Vergangenheit keine niedlichen „Black girl“-Frisuren vorzuweisen habe, hat sich meine Haar-Geschichte doch ihren eigenen Platz zwischen all unseren einzigartigen Storys verdient, die davon erzählen, wie wir unsere Identitäten entdeckten.
Ob deine eigene Haar-Geschichte nun elegant ist wie der kahle Kopf der US-Kongressabgeordneten Ayanna Pressley, geglättet wie die Mähne von US-Vizepräsidentin Kamala Harris oder fließend wie der Style von Solange Knowles: Unsere individuellen Haar-Geschichten sind Teil einer größeren, gemeinsamen Erzählung.
Während der zwei Tage, die ich meinen Haaren widme – während der Momente des Entwirrens, der Pflege, des Stylings –, erfüllt mich mein Haar mit Liebe. Meine Locken wachsen immer weiter; nicht nur durch meine eigenen Mühen, sondern auch dank der von anderen Frauen. Es wächst und gedeiht, wenn mir eine ältere Schwarze Frau ein Kompliment für das natürliche Volumen meiner Haare macht; und es gewinnt an Schwung, wenn mich eine Frau fragt, wo ich mir meine Braids habe machen lassen. Mein Haar schenkt mir eine gemeinschaftliche Liebe und ein starkes Selbstbewusstsein und verbindet mich mit allen Schwarzen Frauen um mich herum.
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Meine Haare haben mich zu meiner Identität als trans Frau geführt und sind wichtiger Bestandteil der Identität so vieler anderer Frauen mit allen möglichen Hintergründen. Sie lehren uns Selbstliebe – und erlauben es mir, mich voll und ganz als Schwarze Frau zu fühlen.
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