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Nach der „Ehe für alle“ muss die Ehe allgemein abgeschafft werden

Foto: Megan Medden.
Da reicht man einen Finger, schon ist die ganze Hand weg.
Das hat sich die amtierende Kanzlerin wahrscheinlich auch gedacht, nachdem sie am Montag im Brigitte Live Talk zum ersten Mal vom strikten ‚Nein‘ der Christdemokraten bezüglich der gleichgeschlechtlichen Ehe abrückte und just eine Abstimmung darüber an der Backe hatte.
Morgen, am letzten Tag vor dem sommerlichen Aus, soll im Bundestag erneut über die Ehe für alle abgestimmt werden. Dass die SPD mit ihrer Forderung nach einer Abstimmung Koalitionsbruch begeht, birgt theoretisch Konsequenzen für die Regierungszusammenarbeit. Daraus gerade jetzt einen politischen Strick zu drehen, würde den Christdemokraten so kurz vor dem Wahlkampf allerdings mehr schaden als guttun. Also: Tor auf für #LoveIsLove! Endlich.
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Die Ehe für alle ist ein längst überfälliger Schritt in Richtung Gleichberechtigung. Fraglich bleibt jedoch, ob die Ehe an sich überhaupt noch ein zeitgemäßes Konzept ist. Müssten unverheiratete und verheiratete Paare nicht sowieso dieselben Rechte genießen? Im 21. Jahrhundert sollte man sich weder kirchlich noch staatlich trauen lassen müssen, um ein Anrecht auf Ehegattensplitting, Witwenrente und die Möglichkeit einer Adoption genießen zu können.
Abgesehen von romantischen Vorstellungen einer Zeremonie ist das Lebensmodell einer Ehe zudem völlig verstaubt: Die folgenden Generationen werden mehr reisen, umziehen, sich trennen, scheiden lassen, in offenen oder polyamoren Beziehungen leben. Millennials und ihre Nachfolger entledigen sich bereits konventioneller Labels, denken nicht mehr in staatlich steuerbaren Bahnen.
Es scheint, als wäre eine allgemeine Abschaffung der Ehe langfristig der einzig logische nächste Schritt.
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