Wer kennt es nicht: Smart gekleidete, wunderschöne Frauen, die an ihren Cocktails nippen und über ihr Leben, ihre Liebe und den letzten Stromausfall in der Stadt reden. Moment - Stromausfall?
Die Freundinnen aus der Serie An African City beschäftigen zum Teil ganz andere Probleme als die Clique des US-amerikanischen Pendants. Die Serie, inspiriert vom amerikanischen Vorbild und HBO-Hit Sex and the City, geht nämlich dem Leben junger, professioneller Frauen in Ghana nach.
Nana Yaa ist in New York aufgewachsen. Nachdem sie an den renommierten Universitäten Georgetown und Columbia studiert hat, zieht sie zurück nach Accra. Zusammen mit drei anderen Freundinnen, die ebenso nach jahrelangen Auslandsaufenthalten heimkehren, sucht sie in der Hauptstadt Ghanas nach Liebe, Erfolg und einer sinnstiftenden Identität.
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„Es gibt 7 Milliarden Menschen auf der Welt“, erzählt Yaa, ganz im Stil von Carrie Bradshaw, in der ersten Szene der Serie. „Hin und wieder findet einer von uns seinen Weg in die Heimat zurück. Oder unsere Heimat findet uns zuerst.“
Die Show, die sich selbst als erste afrikanische Web-Serie bezeichnet, ist auf der ganzen Welt wie eine Bombe eingeschlagen. Die ersten Folgen haben bereits tausende von Views pro YouTube-Video verzeichnen können. Mittlerweile wurde die zweite Staffel veröffentlicht – sowohl online als auch bei einigen privaten Fernsehsendern weltweit.
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Die Facetten, die wir von Accra zeigen, haben die meisten Menschen so noch nie gesehen.
Millie Monyo, Executive Producer
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Die Erfahrungen, die sie als „Rückkehrerinnen“ gemacht haben, waren von zentraler Bedeutung für die beiden Frauen hinter der Serie. Beide haben ihre Studienjahre in den USA verbracht, bevor sie als Erwachsene nach Ghana gezogen sind. Und sie sind damit nicht alleine. Es ist schwer, an genaue Zahlen zu kommen, aber viele Geschichten in den Nachrichten und Social-Media-Gruppen bestätigen den Verdacht eines Trends. Laut Christian Science Monitor sind rund 3.000 Menschen afro-amerikanischer oder -karibischer Herkunft nach Ghana zurückgekehrt, was nicht zuletzt auch daran liegt, dass die ghanaische Regierung die Immigration von Menschen mit afrikanischen Wurzeln unterstützt.
Auch Produzentin Millie Monyo wurde in New York geboren. Für sie ist die Rückkehr nach Ghana „eine wertvolle Erfahrung, die sich für viele Menschen als Chance herausstellt“, sowohl in Accra als auch in anderen Städten.
„Es gibt sehr viele berufliche Möglichkeiten“, so Monyo. „Man kann sich hier etwas ausdenken, es umsetzen und damit die Erste sein. Wo sonst ist das noch möglich?“
Doch es gibt auch Herausforderungen. In der Serie müssen sich die Protagonistinnen einem neuen Lebensalltag stellen, sich mit Dingen wie der örtlichen Datingkultur und normativen Geschlechtererwartungen („Mich hat ein Typ mal verlassen, weil ich dreimal am Tag für ihn kochen sollte. Ich bin keine Köchin. Ich bin Anwältin!“), befremdlichen Traditionen und anderen gesellschaftlichen Werten auseinandersetzen, die ihnen, im Ausland aufgewachsen, nicht unmittelbar naheliegen. In der Serie reichen die Frauen etwa immer wieder Dinge mit der linken Hand – ein absolutes No-Go, wie sich im Laufe der Serie herausstellt. Bekannte Trostspender aus der Heimat, etwa Starbucks, Drogerieprodukte oder vegetarische Mahlzeiten? Fehlanzeige.
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Nicht alle „Rückkehrer“ kommen damit zurecht. Monyo brach ihre Zelte wieder ab und zog in die USA zurück.
„Man ist immer außerhalb seiner Komfortzone. Man muss lernen, auf viele Annehmlichkeiten zu verzichten, und irgendwann überschreitet man die Grenzen seiner eigenen Willenskraft“, erzählt Monyo über ihre Erfahrungen. „Irgendwann war es bei mir soweit, dass ich einfach nicht mehr wusste, ob Accra noch das Richtige für mich war.“
Andere, wie etwa Drehbuchautorin und Urheberin der Serie Nicole Amarteifio, haben diese Übergangszeit überwunden. Mit der zweiten Staffel von An African City hoffen Monyo und Amarteifio darauf, ihre Zuschauer weiterhin mit ihren persönlichen Erfahrungen zu konfrontieren und sowohl die Schicksale der Zurückkehrenden als auch die guten und schlechten Seiten der Realität in Accra abzubilden.
„Die Facetten, die wir von Accra zeigen, haben die meisten Menschen so noch nie gesehen. Sie wissen nicht mal, dass sie existieren.“
Selbst mit diesem speziellen Fokus auf ein neues Leben in einem fremden, wenn auch irgendwie vertrautem Land, schaffen es die Macherinnen der Serie auch Zuschauer*innen jenseits von Afrika in ihren Bann zu ziehen.
„Die Serie hat viele Menschen bewegt“, so Monyo. „Wir erhalten Zuschriften aus Korea, Vietnam und den karibischen Inseln von Menschen, die die Show entdeckt haben und ihre Lebensgeschichten darin wiederfinden.“
Die erste Staffel ist auf YouTube verfügbar. Die zweite Staffel von An African City kann hier gekauft werden.
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