Den Cast von Netflix’ Klunkerimperium verbindet vor allem eins: Geld, Geld und noch mehr Geld. Die Serie dreht sich um das Leben einer kleinen Gruppe wohlhabender ostasiatischer Männer und Frauen in Los Angeles. Wenn ich hier von „wohlhabend“ rede, meine ich damit nicht die obere Mittelschicht – sondern eher exorbitanten Reichtum, aufgrund dessen Kritiker:innen die Stars der Show mit den Charakteren aus Crazy Richvergleichen. (Der koreanische Adoptivsohn Kevin Kreider, der trotz seiner bescheideneren Wurzeln als Teil dieses inneren Kreises akzeptiert wird, ist hier die Ausnahme.)
Aber so reich diese Leute auch sind: Wenn uns die zahlreichen Reality-Shows über die Leben der High Society eines beweisen, dann, dass ein prall gefülltes Bankkonto nicht zwangsläufig gesunde Beziehungen verspricht. In Das Klunkerimperium zeigt sich das vor allem in Form von einseitigen Beziehungen.
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Vom Immobilienunternehmer und Gossip-Fan Kane Lim mit seiner Besessenheit davon, die Milliardenerbin Dorothy auf sich aufmerksam zu machen, bis hin zu Christine Chiu und ihrem unterwürfigen Verhalten gegenüber Anna Shay – Staffel 2 setzt ein prominentes Motiv aus Staffel 1 weiter fort: Menschen, die ansonsten alles haben, sehnen sich nach der großen Liebe.
Dabei gerät eins schnell in Vergessenheit: Das Klunkerimperium ist Reality-TV, keine romantische Komödie. Das Katz-und-Maus-Spiel der Singles in diesem funkelnden Mikrokosmos nimmt demnach nicht zwangsläufig ein Happy End à la Hollywood. Kim Lee zum Beispiel besteht darauf, dass sich Kevin für sie quasi ein Bein nach dem anderen ausreißt, um hoffentlich mit ihr zusammenzukommen. Das Ergebnis ist aber nicht die große Liebe, sondern beidseitiger Frust.
Wer selbst schon dem klassischen Hetero-Dating-Ratschlag zum Opfer fiel, bloß nicht so zu wirken, als sei man „leicht zu haben“, bekommt hier womöglich eine wertvolle Lektion erteilt. Klar, Das Klunkerimperium wirkt häufig sehr unrealistisch – aber nicht in Bezug auf Kevins naive Hoffnungen auf eine Beziehung mit Kim.
Kim selbst rechtfertigt ihr Verhalten, indem sie behauptet, eine ehemalige Beziehung habe ihr Vertrauen in andere Menschen nachhaltig beschädigt. In einer superunangenehmen Szene versetzt sie Kevin jedoch – bei ihrem allerersten Date. Das deutet nicht bloß auf Vertrauensprobleme, sondern auf fehlenden Respekt hin. Könnte das daran liegen, dass Kevin – der im bürgerlichen Philadelphia aufwuchs – weniger reich ist als die anderen Mitglieder der Gruppe? Schließlich ist einer der Konfliktpunkte der Serie von Anfang an der Klassenunterschied zwischen Kevin und den anderen reichen Asiat:innen in seinem Umfeld. 2021 erzählte er in einem Interview mit CNBC, seine Rolle in der Show habe ihm zum ersten Mal in seinem Leben ein sechsstelliges Gehalt eingebracht. Ein großes Erfolgserlebnis für ihn – und doch eher durchschnittlich in Los Angeles. Kevin kann auch seine Ehrfurcht für den extravaganten Lifestyle seiner Freund:innen manchmal nicht für sich behalten und staunt zum Beispiel darüber, wie viel Geld sie in einem asiatischen Feinkostladen für Suppenzutaten wie Haiflossen ausgeben. Es ist also wohl kaum ein Geheimnis, dass er aus einer anderen sozioökonomischen Schicht stammt als die anderen Mitglieder des Klunkerimperium-Universums.
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Aber ganz egal, was genau Kim nun für ihr wankelmütiges Verhalten gegenüber Kevin verantwortlich macht – es ist nicht in Ordnung. Warum aber lässt Kevin, ein attraktives Model, das einfach so über sich ergehen? Die Beziehungsberaterin Wendy Middlehurst, Autorin des Selbsthilfebuchs How to Stop Dating Dickheads, hat dazu eine ganz klare Meinung. Obwohl sie sich in ihrem Buch mit heterosexuellen Frauen befasst, die von einer einseitigen Beziehung in die nächste schlittern, lassen sich ihre Einblicke auch auf die Situation von Kim und Kevin übertragen.
Wendy meint: „Ich stelle fest, dass es dabei meist um das Selbstwertgefühl geht. Die Person, die die ganze schwere Arbeit in der Beziehung übernimmt, hat in gewisser Hinsicht das Gefühl, das tun zu müssen, um akzeptiert oder geliebt zu werden. Sie versuchen, es anderen recht zu machen, und geben sich auch mit weniger als dem zufrieden, was sie sich wünschen, weil sie Angst haben, nichts Besseres zu bekommen oder verdienen.“
Kevin versucht schließlich sogar, Kim von sich zu überzeugen, indem er einen Lügendetektortest macht – doch sind seine Bemühungen am Ende zwecklos. Kim sagt ihm, sie vertraue ihm noch immer nicht. Letztlich scheint sie aber einfach nicht so sehr auf ihn zu stehen. Kevin hat seine Zeit verschwendet.
Was können wir daraus lernen? Mir persönlich vermittelt diese neueste Staffel vom Klunkerimperium vor allem eine Message: Es hat keinen Sinn, andere Leute von dir überzeugen zu wollen, die dich nicht zu schätzen wissen.
Die Darstellung davon, wie Leute ihre (romantischen oder platonischen) Beziehungen bewältigen, in denen sich eine Person mehr bemüht als die andere, ist eine der spannendsten Facetten der Serie – und meiner Meinung nach die inspirierendste. Schließlich ist die gelegentliche Abfuhr wohl doch unvermeidbar, wenn sogar diese berühmten Promis ihr Leben lang damit beschäftigt sind, Leuten gefallen zu wollen, die von ihnen nichts wissen wollen. Die Moral: Ganz egal, was du kaufst oder wer du bist – du kannst nicht mit allen befreundet sein (sorry, Kane).
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