Sich für eine neue Haarfarbe zu entscheiden geht meist mit der Verpflichtung einher, sich regelmäßig zum Auffrischen und Spitzen schneiden beim Friseur einzufinden. Doch ein neuer Haartrend lässt den Traum einer (wirklich) pflegeleichten Frisur etwas näher rücken. Darf ich vorstellen: die Lived-In-Färbung.
Erstmals durch den bekannten Coloristen Johnny Ramirez geprägt und von den Ladies hinter The Cut medial berühmt gemacht, steht die Lived-In-Färbung (lived in bedeutet im Deutschen etwa „eingelebt“) für eine Mischung aus Strähnen und Verblenden von Farben, sodass das Haar auch beim Auswachsen weiterhin natürlich aussieht. Die Prozedur ist mit einer Sitzung von sechs Stunden verhältnismäßig langwierig – die Vorstellung jedoch, sich alle halbe Jahre für einen halben Arbeitstag in den Friseursalon zu setzen, anstatt alle vier bis fünf Wochen zwei Stunden dort zu verbringen, klingt für uns wie ein Segen. Er verspricht, uns als Kunden Zeit, Geld und Haarkuren zu ersparen, aber auch für den Stylisten lohnt sich der Look langfristig.
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„Es ist auch ein Kompliment an mich“, sagt Ramirez. „Man würde anfangs vielleicht vermuten, dass das Geschäft einbricht, weil die Leute seltener wiederkommen, aber Mundpropaganda gehört weiterhin zu den besten Werbemitteln. Im Schnitt bringt mir jede zufriedene Kundin 10-20 [neue Kunden].“
Grundsätzlich geht es bei dieser neuen Haarfärbetechnik darum, das gesamte Oberhaar mit Strähnen zu versehen, es zu färben oder gegebenenfalls zu bleichen, um so einen unechten Ansatz zu schaffen. Der finale Look ähnelt auf den ersten einer Balayage-Färbung, funktioniert jedoch wesentlich anders, wie uns Ramirez erklärt. Während beim Balayage nur die äußeren Haare gefärbt werden, wird hier mit Peroxid das gesamte Haar gefärbt. Diese Technik hält nicht nur länger, sondern führt auch bei jeder Haarfarbe zu Erfolgen. Lediglich graues Haar bedarf laut Ramirez früherer Auffrischung. Er bemerkt außerdem, dass man sich für Lived-In-Color einem Koloristen anvertrauen sollte, der das Verfahren speziell gelernt hat. „Um eine Haarfarbe, die bis zu sechs Monate halten soll, so natürlich wie möglich hinzukriegen, braucht man schon einen richtigen Haarfärbe-Nerd. Man muss wirklich ein verdammt guter Kolorist sein, um das so hinzubekommen.“
Die Idee des Eingelebten überträgt sich mittlerweile von der Farbe auf den Schnitt. Haarguru Wes Sharpton verpasst seinen Kunden gerne Schnitte, die genauso schön auswachsen, wie sie auch frisch gestylt aussehen und somit quasi kein Styling mehr benötigen – auch bekannt als „der Traum“. Seine Schnitte besitzen oft weiche Kanten, die anstelle von markanten Enden und Spitzen, wie wir sie sonst nach einer Frisiersitzung kennen, dem Haar ein natürliches Auswachsen ohne viel Zusatzmittel und Verrenkungen am Morgen ermöglichen. Und ohne die „Ich muss schon wieder Spitzen schneiden“-Phase, die früher oder später bei jedem Schnitt eintritt.
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„Es geht hierbei auch um Modernität“, sagt Sharpton. „Ich bevorzuge es, wenn jemand mit minimalem Aufwand großartig aussieht und dann öfter und über Jahre hinweg in meinen Salon zurückkommt. Und vielen Leuten davon erzählt, die dann auch alle regelmäßig, aber nicht so oft kommen. Dann gibt es wirklich etwas zu tun, und das immer bei anderen Leuten, anstatt desselben kleinen Kreises, der in kleineren Abständen wiederkommt und Neuzugängen womöglich keine Chance gibt. Auch wenn mir das am Ende des Monats vielleicht mehr Geld bringen würde.“
Nach ca. zwei Monaten stößt man allerdings oft auf eine bestimmte Zwischenlänge, die dann nicht mehr ganz so neu aussieht. Kann der Hype wirklich dagegen ankommen? „Wenn der Schnitt richtig ausgeführt ist, dann definitiv“, sagt Sharpton überzeugt. „Wenn der Stylist seine Arbeit richtig tut, muss man eigentlich nicht mehr viel machen. Das ist, als würde man sich eine Jacke kaufen, bei der man jedem Morgen die Ärmel erneut annähen müsste; das macht einfach keinen Sinn. Ich möchte dir doch nichts geben, was du immer wieder zusammenkleistern musst. Ich möchte, dass du meinen Salon verlässt und deinen Schnitt die nächsten Monate einfach weiter so tragen kannst und dich gut dabei fühlst.“
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