Sorry, aber diese 7 Make-up-Produkte kannst du dir sparen

Make-up ist für uns eine Chance, unsere Kreativität auszuleben – aber natürlich lässt sich nicht leugnen, dass es der Branche vorrangig darum geht, möglichst viel Geld an uns zu verdienen. Es ist kein Geheimnis, dass die Beauty-Industrie zu diesem Zweck jede unserer Unsicherheiten ausnutzt, um uns Dinge zu verkaufen, die wir gar nicht unbedingt brauchen.

Natürlich sind die meisten Make-up-Produkte absolut subjektiv, und das, worauf du niemals verzichten würdest, ist für eine andere Person vielleicht überflüssig. Während sich Beauty-Trends aber immer weiter entwickeln und neue Marken an den Start gehen, landen demnach auch immer weitere fragwürdige Produkte auf dem Markt. Oder kannst du mir erklären, was genau ein Mascara-Kamm eigentlich tun soll? Und ist „Lippen-Primer“ nicht einfach nur ein teurerer Lipbalm?

Manchmal sind wir da genauso verwirrt wie du. Deswegen haben wir mit ein paar Make-up Artists darüber gesprochen, welche viralen Make-up-Produkte dein Geld wirklich wert sind – und welche definitiv nicht.

TikTok ist voller Reviews zu Sonnencreme, die sich farblich an deinen Teint anpasst, und selbst diverse Dermatolog:innen sind überzeugt. Die Idee dahinter: Die „universellen“ Pigmente in der Creme sollen sich an deinen Hautton angleichen, wenn du die einarbeitest, dir gleichzeitig UV-Schutz und leichte Deckkraft bieten. Vor der Kamera sind die Ergebnisse beeindruckend; lass dir davon aber nicht vormachen, dass sie im echten Leben immer genauso gut ausfallen. „Farbwechselnde Sonnen- und Feuchtigkeitscremes führen oft zu einem gräulichen Teint oder einem falschen Ton“, meint Saffron Hughes, Make-up Artist bei falseeyelashes.co.uk. Das gilt vor allem für Menschen mit dunklerer Haut. „Stattdessen bleibst du am besten bei Produkten, die speziell für deinen Teint entwickelt wurden“, sagt Hughes. „Das Ergebnis ist verlässlicher.“

Noch dazu sind viele Dermatolog:innen der Meinung, dass getönte Sonnencreme oder Make-up-Produkte mit Lichtschutzfaktor weniger Sonnenschutz liefern als eine explizite Sonnencreme mit Breitspektrum-Schutz und hohem LSF. Das liegt daran, dass die meisten Leute nicht die richtige Menge dieser Produkte auftragen, um die Haut wirklich vor UV-Strahlen zu schützen (die Faustregel sind zwei Fingerlängen: so viel Creme, wie auf deinen Zeige- und Mittelfinger passt). Stattdessen empfiehlt es sich also, ganz normale Sonnencreme aufzutragen, gefolgt von einem leichten Skin Tint, wenn du dir etwas mehr Deckkraft wünschst – wie zum Beispiel dem MAC Strobe Dewy Skin Tint (39,00 € via MAC) oder der Fenty Beauty Eaze Drop Blurring Skin Foundation (38,45 € via Sephora).

Die Make-up Artist Scarlett Burton betrachtet auch CC-Cremes (für „color correcting“, also „farbkorrigierend“) kritisch, vor allem die viralen grünfarbigen. Sie sollen Rötungen kaschieren; Burton meint jedoch, sie habe noch nie eine gute CC-Creme gefunden. „In Sachen Farbtheorie ist es eine tolle Idee, in bestimmten Hautbereichen Grün zu benutzen, um Rötungen auszugleichen. Ich habe aber auch schon Leute gesehen, die eine grüne CC-Creme im ganzen Gesicht auftragen, obwohl das gar nicht nötig ist. Das Ergebnis ist immer ein grauer, fahler Teint.“

Sogenannte „Peel-off Lip Tints“, die die Lippen färben sollen, erfüllen keinen anderen Zweck, als Content Creators zu viralen Videos zu verhelfen, meint die Make-up Artist, Kolumnistin und Beauty-Redakteurin Rose Gallagher. „Jedes Mal, wenn ich einen von diesen albernen Lip Tints auf meiner TikTok-For-You-Page sehe, höre ich sofort auf zu scrollen“, sagt sie. „Niemand, der oder die es morgens eilig hat, hat irgendwas von einer solchen abziehbaren Lippentönung – vor allem, wenn es leichte, schöne Alternativen gibt, die genau dasselbe Ergebnis liefern.“ Und das ohne Sauerei und das Risiko, dir versehentlich Haut von den Lippen zu reißen. Gute Lip Tints gibt es auch ohne Peel-off. Gallaghers persönlicher Favorit: Givenchy Rose Perfecto Pink Irresistible (27,95 € via Sephora). „Mit nur einer Schicht verleiht dieses Lip Balm den Lippen einen schönen Rosé-Ton, basierend auf dem pH-Wert deiner Haut.“

Fake-Sommersprossen waren in der Beauty-Welt im letzten Jahr absolut überall, und haben es auch ins neue Jahr geschafft. Burton empfiehlt allerdings, einen Bogen um Sommersprossen-Stifte zu machen und stattdessen zu benutzen, was du vielleicht ohnehin schon in deinem Make-up-Arsenal hast. „Jedes Mal, wenn ich jemanden einen solchen Stift habe benutzen sehen, ist die Farbe in der Haut verlaufen. Die Flecken bleiben dabei nie so definiert wie echte Sommersprossen“, sagt Burton. „Oft sind sie ein bisschen verschmiert, und häufig eher orange – woran man direkt erkennt, dass sie fake sind.“ Mach’s Burton demnach lieber nach und nimm einen Augenbrauenstift – wie den e.l.f. Ultra Precise Brow Pencil (7,00 € via Douglas).

Wir experimentieren aktuell wieder mehr mit unseren Eyeshadow-Looks – und es ergibt demnach Sinn, dass wir gern Geld in Produkte investieren, die uns dabei helfen sollen, den Lidschatten dort zu fixieren, wo er hingehört. Sprich: Lidschatten-Primer. Dabei eignet sich tatsächlich auch der Großteil der regulären Gesichts-Primer für die Augen, meint Hughes. „Es ist ein Irrglaube, dass Gesichts-Primer nicht ums Auge herum aufgetragen werden sollten“, erklärt sie. „Wenn davon auf der Verpackung nicht explizit abgeraten wird, sind normale Primer auch für die Augenpartie geeignet. Sie müssen vor der Herstellung nämlich zahlreiche Tests unterlaufen.“ Noch dazu ist es günstiger, dir nicht für die Augen ein zusätzliches Produkt kaufen zu müssen. „Alle Gesichts-Primer enthalten Wirkstoffe, die die Haut glätten, Ungleichmäßigkeiten ausgleichen und die Haltbarkeit von Make-up verlängern – und das ist alles auch super für die Augenpartie.“ 

Versuch’s mit dem e.l.f. Power Grip Primer (11,00 € via Douglas), The Ordinary High-Adherence Silicone Primer (6,79 € via Douglas) oder NYX Professional Makeup The Marsh Mellow Primer (16,95 € via DM). Wenn du zweifelst, such nach dem Label „Mit Augenärzt:innen entwickelt/getestet“ oder „ophtalmologist tested“, das dir garantiert, dass das Produkt auch für die Augenpartie geeignet ist.

Die Make-up Artist Mira Parmar hält auch Lippen-Primer für fragwürdig. „Lippen-Primer soll deine Lippen angeblich vorbereiten, das Auftragen von Lippenstift erleichtern und seine Haltbarkeit steigern“, erklärt sie und ergänzt, dass keine dieser Behauptungen bisher wirklich bewiesen wurde. „Als Alternative kannst du auch einfach deinen Concealer oder deine Foundation auf die Lippen auftragen, gefolgt von Lipliner und Lippenstift“, meint sie. Ihr zufolge funktioniert das viel besser.

Abhängig davon, welche Art von Make-up du verwendest, kann dein Schwämmchen es alles aufsaugen – und dir damit jede Menge Geld verschwenden, meint Gallagher. „Wenn du einen Schwamm zusammen mit einer stark deckenden, pigmentierten Foundation oder einem ähnlich kräftigen Concealer benutzt, hilft der Schwamm dabei, das Finish weicher aussehen zu lassen und den Teint besser auszugleichen. Seit den 2020ern sind dünnflüssigere Skincare- und Make-up-Produkte sowie Hybridprodukte aber immer beliebter geworden.“ Damit meint sie beispielsweise Skin Tints oder getönte Tagescremes. „Wenn du einen Schwamm für etwas benutzt, was eher in die Kategorie Skincare fällt, absorbiert der Schwamm das Produkt viel leichter. Das bedeutet: Du musst es häufiger nachkaufen“, erklärt Gallagher. Sie empfiehlt daher, für leichtere Teintprodukte eher deine Finger zu benutzen. „Du wirst feststellen, dass dein Produkt dann viel länger hält.“

Wenn du sehr feine Wimpern hast, kann ein Mascara-Primer dabei helfen, sie zu verlängern und zu verdichten. An den meisten Wimpern sorgen sie aber eher für einen klumpigen oder unnatürlichen Look, meint Hughes. Das gilt vor allem, wenn sie eine andere Farbe haben – wie Weiß –, die sich mit deinem Mascara nicht so gut verdecken lässt. Dadurch brauchst du mehr Wimperntusche als sonst. Dank Entwicklungen in der Beauty-Branche verleihen die meisten Mascaras heute ohnehin schon ordentlich Länge und Volumen und trennen die Wimpern gut voneinander. Somit ist Mascara-Primer eigentlich überflüssig. Hughes’ persönliche Favoriten sind Lancôme Lash Idôle Mascara (21,95 € via Sephora), benefit They’re Real! Lengthening Mascara (19,39 € via Douglas) und Maybelline Lash Sensational Sky High Mascara (12,99 € via Rossmann). 

Wenn du ein Setting Spray benutzt, empfiehlt Hughes, dir die Inhaltsstoffe mal gründlich durchzulesen – vor allem, wenn du empfindliche oder dehydrierte Haut hast. Letztere kann sich unter anderem durch spannende, juckende und fahle Stellen äußern. „Die meisten Setting Sprays – vor allem diejenigen, die ein ‚mattes Finish‘ versprechen – enthalten viel Alkohol, der die Haut übermäßig austrocknen und ihre natürliche Feuchtigkeit beeinträchtigen kann“, erklärt Hughes. Das ist aber noch nicht alles. „Der Preis rechtfertigt meist nicht den Haupt-Inhaltsstoff dieser Sprays – Wasser –, der ironischerweise dazu führen kann, dass das Make-up noch mehr verrutscht als ohne Spray.“ Das gilt vor allem, wenn du dein Gesicht berührst, bevor das Spray wirklich getrocknet ist. Stattdessen rät Hughes dazu, in ein qualitativ hochwertiges Puder zu investieren – wie das Laura Mercier Translucent Loose Setting Powder (52,49 € via Douglas) oder das Charlotte Tilbury Airbrush Flawless Finish Powder (25,95 € via Sephora). Diese Puder fixieren dein Make-up länger. „Und das, ohne die Haut auszutrocknen“, ergänzt Hughes. Wenn du lieber weniger ausgeben möchtest, versuch’s mit dem e.l.f. Halo Glow Setting Powder (9,00 € via Douglas).