Ich habe TikToks Wimpernzangen-Hack getestet & bereue alles

Wenn du dich mal auf TikTok umsiehst, könntest du schnell glauben, dass mit einer Wimpernzange so ziemlich alles möglich ist. Beauty-Fans benutzen die gebogene Form zum Beispiel als Lidschatten-Schablone, für perfekte Lidstriche und sogar für eine saubere Lippenkontur. Professionelle Make-up-Artists werden dir aber sagen, dass das praktische Tool am besten für seinen ursprünglichen Zweck geeignet ist: zum Formen und Anheben der Wimpern.

Das hat TikToker:innen natürlich nicht davon abgehalten, sich immer neue Einsatzmöglichkeiten für ihre Wimpernzangen auszudenken. Und beim neuesten viralen Beauty-Hack mit Wimpernzange überlegst du vielleicht auch, ob du mal was Neues ausprobieren solltest.

Alles begann mit der TikTokerin Audrey alias @audboos. In einem Clip mit über einer Million Likes dreht Audrey ihre Wimpernzange auf den Kopf, schiebt ihre Wimpern durch die Lücke und drückt die Zange für ein paar Sekunden zu. Als sie die Wimpernzange wieder löst, sind ihre Wimpern erstmal schnurgerade, nicht gebogen. Erst der nächste Schritt macht den großen Unterschied – denn jetzt biegt sie ihre geraden Wimpern ganz normal nach oben.

Als sich Audrey daraufhin Mascara aufträgt, ist das Ergebnis deutlich zu sehen: Ihre Wimpern wirken doppelt so lang wie vorher. Laut Audrey verleiht diese Verwendung der Zange den Wimpern nämlich eher eine L- anstatt einer C-Form. Daraus ergibt sich die Illusion längerer Wimpern. „Du hast gerade das Wimpern-Game revolutioniert“, schreibt jemand in den Kommentaren darunter.

Angesichts der positiven Reaktion auf Audreys Video dauerte es natürlich nicht lange, bis auch große Beauty-Fans wie Erin Dugan Jurchak (5,5 Millionen Views), Nikkia Joy (106,2 Millionen Views) und Scortezz Beauty (67,2 Millionen Views) den Hack ausprobierten. „Oh mein Gott“, meinte Nikkia dazu. „Weil die Zange die Wimpern erstmal geglättet hat, lassen sie sich danach viel besser biegen! Seht ihr das? Meine Wimpern sehen superlang aus.“

Bevor ich den Hack selbst austeste, ein kleiner Disclaimer: Meine Wimpern sind von Natur aus schon recht lang. Sobald ich sie aber mit Mascara schminke, hängen sie nach einiger Zeit gern mal etwas durch. Dadurch habe ich dauernd Mascaraflecken unterhalb meiner Augen, die ich im Laufe des Tages immer wieder wegmachen muss. Das stört mich nicht so sehr – ein Teil von mir hatte aber die Hoffnung, der Wimpernzangen-Hack könnte dieses Problem beheben, vor allem, weil so viele TikToker:innen davon schwärmen. Laut einiger Videos verhindert der Trick außerdem, dass die Wimpern am Ende zu stark geschwungen sind (und Mascara in die Augenbrauen schmieren könnten). Damit könnte der Hack perfekt für Schlupflider geeignet sein.

Meine Lieblingswimpernzange ist The Eyelash Curler von Kevyn Aucoin (23,95 € via Zalando), weil sie sanft zu den Wimpern ist, gleichzeitig aber in Sekundenschnelle für einen schönen Augenaufschlag sorgt. Ich benutze diese Zange jetzt schon seit ein paar Jahren und musste das weiche Pad bisher noch nicht auswechseln – im Gegensatz zu anderen Zangen, die nach einiger Zeit verbogen, locker und nutzlos waren. Zuerst benutzte ich die Wimpernzange ganz normal an meinem rechten Auge, bevor ich den Hack an den Wimpern meines linken Auges ausprobierte, in der Hoffnung, einen deutlichen Unterschied zu sehen.

Ganz ehrlich: Es ist nicht so easy, deine Wimpern falschrum zu biegen, wie es auf TikTok immer aussieht. Ich pikste mir selbst drei- oder viermal versehentlich ins Auge, bevor ich einige – nicht alle – Wimpern mit der Zange erwischte. Zu dem Zeitpunkt tränten mir bereits die Augen. In anderen Worten: Der Hack ist nicht so unkompliziert wie versprochen, und es war irgendwie beängstigend, das Metall der Zange so nah an meinem Augapfel zu haben. Ich musste mich daher wahnsinnig konzentrieren.

Nachdem ich meine Wimpern aus der Zange ließ, waren sie tatsächlich komplett gerade und zeigten nach unten. Während ich mir meine tränenden Augen wischte, war ich mir sicher, dass mir meine Wimpern das Ganze nie verzeihen würden. Als ich sie daraufhin aber richtigherum stylte, sahen sie danach doch etwas geschwungener aus als die auf der anderen Seite. Dennoch war der Unterschied wirklich sehr dezent, und ich musste schon genau hinschauen, um ihn wirklich zu erkennen.

Das Auftragen von Mascara war an diesem Auge genauso leicht wie beim anderen. Meine Wimpern auf der „umgedrehten“ Seite wirkten tatsächlich ein bisschen länger und voller. Ich kann nur vermuten, dass das umgekehrte Biegen die Wimpern tatsächlich etwas glättet, weswegen sie nach dem „normalen“ Wimpernstyling länger erscheinen. Ein paar Stunden rächte sich der Hack jedoch: Mir fiel auf, dass mir ein paar Wimpern ins Auge pieksten, und als ich sie wieder zurückschieben wollte, tat das ein bisschen weh. Schließlich fielen sie mir aus.

Weil ich mir Sorgen machte, meine Wimpern beschädigt zu haben, bat ich eine Make-up Artist um ihre Meinung zu dem Hack – und scheinbar bin ich nicht allein mit meinen Zweifeln daran. „Wenn diese Technik korrekt ausgeführt wird, werden die Wimpern erstmal nach unten gebogen und dann steil nach oben. Dadurch entsteht die Illusion dickerer Wimpern“, erklärt mir Saffron Hughes von FalseEyelashes.co.uk. „Das Ergebnis kann einem Wimpern-Lifting ähneln, nach dem die Wimpern länger und dicker aussehen.“

Obwohl eine Wimpernzange laut Saffron eine tolle Möglichkeit ist, gerade Wimpern anzuheben, die ein bisschen Schwung brauchen, riskierst du dabei immer, deine Wimpern zu beschädigen, zu quetschen oder sogar rauszuziehen, wenn du nicht vorsichtig bist. „Eine Wimpernzange andersrum zu verwenden, kann bei manchen Leuten problematisch sein“, erklärt sie. „Die Kurve einer Wimpernzange entspricht womöglich nicht der natürlichen Form deiner Augen, wenn du sie falschherum hältst. Dadurch kannst du dir beispielsweise versehentlich in die Haut des Augenlids kneifen, deine Wimpern beschädigen oder sogar deine Hornhaut zerkratzen.“ Saffron erwähnt, dass jemand unter Nikkia Joys Video auch davor warnte, diesen Trick auszuprobieren, weil sich die Person dabei versehentlich die Wimpern abknipste.

Es ist also die bessere Idee, eine Wimpernzange korrektherum zu verwenden – oder gleich ganz darauf zu verzichten, um stattdessen Mascara mit Lifting-Effekt zu benutzen. „Greif zu einer Wimperntusche mit gebogenem Applikator“, rät Saffron. „Dadurch werden die Wimpern vom Ansatz bis in die Spitzen geschminkt und gerade Wimpern gebogen, während du sie mit dem Produkt umhüllst.“ Versuch’s mit e.l.f. Cosmetics Lash ’N Roll Mascara (7,49 € via Douglas), Maybelline New York Lash Sensational Mascara (9,95 € via DM) oder Lancôme Lash Idôle Mascara (14,95 € via Flaconi).

„Du kannst den Schwung auch verstärken, indem du die Mascarabürste vorsichtig hin und her bewegst, während du die Wimpern schminkst“, fügt Saffron hinzu. „Wenn du das Ende der Wimpern erreicht hast, halte sie noch ein paar Sekunden lang mit der Bürste nach oben, bevor du zum anderen Auge übergehst. Wasserfester Mascara sorgt außerdem für besseren Halt im Laufe des Tages.“

Obwohl mir mit dem Hack durchaus ein kleiner Unterschied auffiel, war der nicht groß genug, um mich davon zu überzeugen, das Ganze nochmal auszuprobieren – vor allem, weil ich einen ähnlichen Lifting-Effekt auch mit dem richtigen Mascara hinbekomme. Die Wimpernzange meines Vertrauens werde ich auch weiterhin benutzen; aber mehr am Wimpernansatz als an den Spitzen, um einen ähnlichen L-förmigen Effekt zu erzielen. Nur eben ohne Tränen.