Mama ist bipolar: Melissa fotografierte ihre psychisch kranke Mutter sieben Jahre
Zuletzt aktualisiert am 7. Oktober 2019, 16:30
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Eine manische Depression ist eine Achterbahn der Gefühle, mal ist es eine rasante Talfahrt in die Geisterbahn, mal ist es ein bunter Looping. Wer an einer bipolaren Störung erkrankt ist, erlebt ausgeprägte Schwankungen in seiner Stimmung, seiner Motivation und seinem Denken. Das Krankheitsbild zeichnet sich durch unberechenbare depressive Phasen und euphorische Glücksmomente. Die Psyche leidet, das Umfeld auch:
Als Melissa Spitz sechs Jahre alt war, wurde ihre Mutter vom Staat Washington in die psychiatrische Anstalt eingewiesen. „Danach ging es für sie nur noch bergab. Man musste ihr die Gebärmutter entfernen, sie bekam eine Krebsdiagnose und zusätzlich zur psychischen Erkrankung auch noch die volle Ladung Chemotherapie und Bestrahlung", erzählt uns die Fotografin. „Früher dachte ich, dass eine psychische Erkrankung nichts Ernstes wäre. Heute weiß ich, dass meine Mutter sehr sehr sehr krank ist und ich denke ganz anders über die psychische Gesundheit. Ich finde, dass es mehr Unterstützung für Familienmitglieder und das Umfeld eines erkrankten Menschens geben sollte."
Sie selbst hat sich und ihre Mutter mit einem außergewöhnlichen Fotoprojekt unterstützt: Sieben Jahre lang dokumentierte sie den Alltag ihrer kranken Mutter Deborah Adams mit der Kamera. Ein Leben mit viel auf und ab, mit Pillen, Verzweiflung, Schmerz, Rausch und Höhenflüge. „You Have Nothing to Worry About", nannte sie es. Die gemeinsamen Fotosessions brachten die beiden noch enger zusammen – und bestärkte andere Menschen, die mit der Krankheit zu kämpfen haben. „Ich hoffe, dass die Leute sich entweder wiedererkennen in meinen Fotos oder aber sehen wie es ist, wenn es Zuhause nicht perfekt ist", so Spitz.
Bipolare Störungen gehören übrigens auch zu den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen hier in Deutschland. In der Allgemeinbevölkerung wird die Möglichkeit, im Verlauf des Lebens an einer Bipolaren Störung zu erkranken, auf 1,3 bis 1,8 % geschätzt.
Nachdem die 27-Jährige den Alltag ihrer Mutter auch teilweise bei Instagram veröffentlichte, warfen ihre einige vor, sie würde die 61-Jährige ausbeuten. Für Melissa und Deborah sind die intimen Bilder allerdings etwas Medizin für die Seele...
Melissa hat uns zwölf Lieblingsbilder zur Verfügung gestellt. Die Reise mit ihrer Mutter seht ihr in unserer Slideshow.
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