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Ernst gemeinte Frage: Soll eine Maniküre wehtun?

Foto: Pexels.
Normalerweise fühle ich mich im Nagelstudio total wohl. Diesmal läuft aber irgendetwas völlig schief: Während die UV-Nagellampe ihr violettes Licht auf meine frisch lackierten Nägel wirft, spüre ich plötzlich ein intensives Brennen in allen fünf Nägeln. Ich rede mir ein, dass das schon wieder vergeht – aber es fühlt sich an, als hätte ich meine Finger gerade in ein loderndes Feuer gehalten. Ich schnappe erschrocken nach Luft, ziehe meine Hand zurück und schaue die Nail Artist fragend an. Sie zuckt mit den Schultern, scheint das nicht so tragisch zu finden. Ich merke, dass mir ein bisschen schwindelig wird und zwinge mich während der restlichen Maniküre dazu, tief durch die Nase zu atmen, ganz nach dem Motto: „Wer schön sein will, muss leiden.“
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Aber… stimmt das überhaupt?
Ich bin riesiger Fan von der Gelmaniküre und wurde durchaus auch schon häufiger im Nagelstudio mit einer Nagelhautschere gezwickt oder zu stark gefeilt. So doll hat mir dort aber noch nie etwas wehgetan. Tatsächlich hat mich das Ganze so verstört, dass ich seitdem komplett auf meine Gelmaniküre verzichte – und damit bin ich nicht allein. Schon nach einer kurzen Umfrage unter meinen Freund:innen und Kolleg:innen wurde mir klar, dass auch viele andere dieses unangenehme Phänomen bei der Gelmaniküre kennen. Und manchmal können diese Schmerzen geradezu unerträglich sind.
„Es fühlte sich so an, als würden meine Finger explodieren“, erzählt mir eine Freundin. „Die Nail Artist meint, dass das bei besonders dickem Gel oft passiert. Sie schien aber der Meinung zu sein, ich würde überreagieren. Mir war das echt peinlich.“ Eine Kollegin erzählt, sie müsse bei ihrer Gelmaniküre immer wieder Pausen von der UV-Lampe einlegen; eine Freundin erinnert sich noch daran, dass sie einmal sogar in Tränen ausbrach. Sie konnte das Brennen nicht ertragen und musste die Maniküre mittendrin abbrechen, bevor das Gel überhaupt gehärtet war. 
Aber sollte deine Maniküre – die ja eigentlich ein schönes Erlebnis sein soll – wirklich so sehr wehtun? Und ab wann sind die Schmerzen ein Grund zur Sorge?

Warum brennt meine Gelmaniküre?

Dieses Empfinden von Hitze bei einer Maniküre ist keine neue Entwicklung. Die preisgekrönte Nail Artist Metta Francis erklärt mir, bei Gel- und Acrylmaniküren kommt es typischerweise zu dieser exothermen Reaktion, bei der Hitze freigesetzt wird. „Das passiert, wenn sich klitzekleine Moleküle aneinanderbinden und unter einer UV- oder LED-Lampe aushärten“, sagt Francis. Ein leichtes Wärmgefühl ist beim Aushärten von Gel unter UV-Licht ganz normal. Intensive Hitze und ein starkes Brennen können dich aber zurecht nervös machen.
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Für diese Hitze kann es mehrere Gründe geben – angefangen mit der Art, wie der Gel- oder Acryllack aufgetragen wird. Manche Nail Artists tragen nämlich nur eine, dicke Schicht auf (anstatt mehrere dünne Schichten, wie es eigentlich gemacht werden soll), um Zeit zu sparen. Das kann dafür sorgen, dass dabei diese Hitze entsteht, erklärt Francis, weil die Menge an Gel oder Acryl eben auch bestimmt, wie viele Moleküle miteinander reagieren können.
@nhnailsxx It’s perfectly normal and is called a “heat spike” just take your hand out the lamp and it’ll stop the wee nippy feeling 🥰 always use low heat mode on your lamps girls this will help avoid this happening ❤️ #heatspikes #nailappointment #nailtechmeme #nailfunny #nailvideos2022 #nailmemesoftheday #notd ♬ Shut Up - Participation Certificate
Der Maniküristin Ami Streets zufolge braucht eine dickere Gelschicht noch dazu meist länger, um auszuhärten – was das Gefühl der Hitze verstärken kann. Streets ergänzt, dass auch allergische Reaktionen auf bestimmte Inhaltsstoffe in manchen Lacken (wie HEMA, Hydroxyethylmethacrylat) ebenfalls dafür sorgen können, dass die Maniküre unangenehm brennt. Danach bemerkst du vielleicht rund um den Nagel Schwellungen, Rötungen, Juckreiz oder Ausschläge.
Typischerweise fühlt sich die Maniküre vor allem dann besonders heiß an, wenn der Naturnagel ohnehin schon empfindlich ist. Das kann mit deinen Genen oder bestimmten Medikamenten zusammenhängen, oder auch mit deinem Menstruationszyklus, der dich im Laufe des Monats mal schmerzempfindlicher, mal unempfindlicher macht, meint Francis. Der geläufigste Grund für die Hitze sind aber Schäden am Nagelbett. „Ein übermäßiges Feilen des Nagelbetts und eine aggressive Entfernung von Gel- oder Acryllack kann den Nagel ausdünnen“, erklärt sie. Auch „gesunde“ Nägel können bei der Maniküre brennen, fügt sie hinzu; das kommt aber seltener vor, weil der Nagel dann nicht so anfällig ist.
Die Hitze zählt für viele Maniküre-Fans einfach als normaler Teil der Behandlung. Sie zu ignorieren, wenn sie schmerzhaft wird, kann sich aber negativ auf deine Nagelgesundheit auswirken. „Empfindest du diese Hitze regelmäßig und über längere Zeit hinweg (zum Beispiel bei jeder Maniküre), kann es zu einer Nagelablösung kommen, bekannt als Onycholyse“, so Francis. „Dabei sieht es so aus, als würde der weiße Teil des Nagels (die Spitze) in Richtung Nagelansatz wandern.“ Das kann schließlich dazu führen, dass sich der Nagel ganz vom Finger löst – und du anfälliger für Entzündungen wirst.
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Zum Glück hast du mehrere Optionen, der Hitze bei der Maniküre vorzubeugen. Die offensichtlichste ist die, deinen Nägeln zwischendurch auch mal eine längere Pause von Gel oder Acryl zu gönnen – vor allem, wenn sie im Laufe der Zeit dünner und schwächer geworden sind, weil sie so oft abgefeilt werden. Streets empfiehlt die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln und eine tägliche Behandlung mit Nagelhautöl, um den Nägeln und der umliegenden Haut Feuchtigkeit zu spenden. Wenn du nicht auf deine Gel- oder Acrylmaniküre verzichten kannst oder willst, rät Francis dazu, im Studio mal nachzufragen, ob die dort verwendeten UV-/LED-Lampen von derselben Marke sind wie die Lacke, die sie auftragen, um potenzielle Komplikationen zu vermeiden. Eine professionelle Nagellampe hat meist auch Einstellungen, die die entstehende Hitze minimieren – wie eine Option zur langsameren Härtung oder pulsierendes Licht, meint Francis. „Es ist auch wichtig, qualitativ hochwertige Produkte zu verwenden und dünnere Schichten aufzutragen“, fügt sie hinzu.
Und was du auch tust: Wenn du bei der Maniküre ein extremes Brennen empfindest, sitz es nicht einfach wort- und tatenlos aus, meint Jordan. „Wenn die Schmerzen wirklich unerträglich sind, zieh deine Hände sofort aus der Lampe und dreh sie um, damit sich der ungehärtete Lack nicht auf dem Nagel oder der Hart verteilt.“ Unterdrücke am besten auch den Impuls, deine Hände zu schütteln, rät sie.

Sind E-Feilen und Nagelfräser sicher?

In letzter Zeit gibt es immer mehr Maniküretrends, bei denen Fräser (oder E-Feilen) verwendet werden, um das Nagelbett zu reinigen und die Nagelhaut zu entfernen. Das klingt vielleicht erstmal brutal – tatsächlich sind diese elektronischen Feilen aber nicht grundsätzlich schlecht. Alle vier Nagelexpert:innen, mit denen ich für diesen Artikel gesprochen habe, sind sich darin einig, dass diese Geräte bei korrekter Anwendung durchaus nützlich sein können; das gilt vor allem bei der Entfernung künstlicher Nagelverschönerungen, wie Acryl oder Gel. Auch hier gibt es aber natürlich ein „zu viel des Guten“.
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Streets stimmt zu, dass E-Feilen in den falschen Händen große Schäden anrichten können. „Eine exzessive oder falsche Anwendung am Naturnagel kann das Nagelbett im Laufe der Zeit beschädigen, schwächen und ausdünnen“, sagt sie. Wie auch unter der UV- oder LED-Lampe gilt hier: Wenn du beim Feilen mit einem Nagelfräser ein Brennen oder Schmerzen fühlst, sag sofort Bescheid. Wie bei jedem anderen Tool besteht auch bei einer E-Feile das Risiko einer Infektion, ergänzt Streets, vor allem, wenn deine Haut verletzt wird und/oder das Gerät zwischen den Behandlungen nicht ordentlich gereinigt wird.
Für diejenigen von uns, deren Nägel schwach und beschädigt sind, hat Streets einen Rat: „Es ist besser, beim Termin darum zu bitten, dass dein:e Nail Artist nur traditionelle Handwerkzeuge verwendet [wie ganz normale Feilen und Scheren], die sich leichter kontrollieren lassen.“ Selbst dann kann es aber zu Schnitten oder Entzündungen kommen, wenn diese Werkzeuge nicht korrekt verwendet werden oder es dein:e Nail Artist besonders eilig hat. Bevor du dir deinen Termin zur Maniküre buchst, frag auch ruhig mal nach, wie die Behandlung im jeweiligen Studio eigentlich abläuft.

Bin ich allergisch gegen Gellack?

Manche Leute können auch eine Art „Überbelastung“ durch diverse Nagelprodukte wie Gel- oder Acryllack entwickeln – eine allergische Reaktion darauf, dass das Produkt deine Haut regelmäßig berührt. Das passiert am ehesten, wenn dein:e Nail Artist nicht entsprechend qualifiziert ist oder es eilig hat. Eine Studie der British Association of Dermatologists (BAD) von 2017 ergab, dass allergische Reaktionen auftreten können, wenn ungehärtete (noch feuchte) Substanzen in Kontakt mit der Haut kommen. Das kann zu „einer Ablösung der Nägel oder einem starken, roten, juckenden Ausschlag führen – nicht nur an den Fingerspitzen, sondern potenziell überall am Körper, wo die Haut Kontakt zu den Nägeln hatte“, heißt es in der Studie.
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@parabellbeauty Here is the truth about gel nail allergies that no one is talking about 😱🌟. These 3 Things Will Surprise You: 🤔 1. Getting gel on the skin? 🙅‍♀️ The real cause of gel nail allergies is too much ‘wet’ or uncured gel getting into the skin. This build-up of wet gel over time can cause your body to have an allergic reaction! Please be very neat with the gel application process. 💅✨ 2.Using 10-15 dollar gel nail lamps? 💡 These don't cure gel fully which can lead to allergies! Invest in a high-quality lamp for the best results! 💅💯 3. Not wiping off sticky layer? 😬 It's a layer of uncured gel! Don't forget to wipe it off with an alcohol pad after your gel has finished curing! 🌟 Comment Questions Below! 💅💬 #gelnailsathome #gelnails #naturalnails #naturalnailcare #gelallergy ♬ Blade Runner 2049 - Synthwave Goose
Um solche Komplikationen zu vermeiden, ist es daher wichtig, deine Manikürist:innen über eventuelle Empfindlichkeiten oder Allergien zu informieren, damit ein möglichst geringes Reaktionsrisiko besteht und du deine Maniküre auch wirklich genießen kannst, meint Streets.
Ein Punkt, in dem sich alle Nail Artists einig sind, ist nämlich der, dass du dich bei deiner Maniküre niemals unwohl fühlen solltest. „Viele Salons sind sehr gut besucht und haben jeden Tag einen Termin nach dem anderen. Das heißt leider, dass sie auch dazu neigen können, die einzelnen Termine so kurz wie möglich zu halten, um den Profit zu maximieren und die Wartezeit zu reduzieren“, erklärt Jordan. Das kann sich aber eben negativ auf deine Nägel und deine Gesamterfahrung beim Termin auswirken, fügt sie hinzu.
Lesley Blair, CEO und Vorsitzende der British Association of Beauty Therapy & Cosmetology (BABTAC) stellt klar, dass ein professionelles Nagelstudio immer genug Zeit gewährleisten sollte, um jeden Termin sicher abzuschließen und den Arbeitsbereich danach zu reinigen und zu desinfizieren. Dazu betont sie, wie wichtig es ist, dir einen seriösen Salon auszusuchen: Lies dir Kund:innenbewertungen durch, überprüfe die Qualifikationen der dort arbeitenden Artists und achte darauf, dass das Studio auch versichert ist. Wenn die Maniküre sehr billig ist, gilt hier vermutlich: „Zu gut, um wahr zu sein“. 
Um zu vermeiden, dass auch du bei deinem Termin schnellstmöglich behandelt und wieder abserviert wirst, empfiehlt Jordan, dir eine:n qualifizierte:n Freelance-Artist zu suchen oder dir eine mobile Maniküre zu buchen; in dem Fall kommt der:die Artist dann nämlich zu dir. „Individuelle Artists lassen sich für die ganze Behandlung eher genug Zeit, weil sie sich ihren eigenen Zeitplan erstellen können“, erklärt Jordan. Sie haben meist auch nicht den zusätzlichen Druck teurer Salon- oder Personalkosten, ergänzt sie. Francis stimmt ihr zu: Viele Salons arbeiten nach dem Geschäftsmodell „Geringe Kosten, viele Kund:innen“. „Das kann manchmal dazu führen, dass auf Kosten der Kund:innen gespart wird“, sagt sie. Und das wiederum kann für schmerzhafte Behandlungen sorgen.
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In anderen Worten: Informiere dich, hol dir Empfehlungen, und melde dich auch ruhig bei Manikürist:innen auf Social Media. „Wenn es sich ein:e Nail Artist leisten kann, dir eine Antwort zu schreiben, hat er oder sie vermutlich auch mehr Zeit für deine Behandlung“, sagt Francis. Auch du solltest aber an die Zeit denken und pünktlich zum Termin kommen, meint Blair. Kommst du nämlich zu spät, übst du damit unnötigen Zeitdruck auf den:die Artist aus – und es kommt umso eher zu Unfällen.

Wie sage ich bei einer Maniküre, dass ich Schmerzen habe?

Es ist immer wichtig, den Mund aufzumachen, wenn dir etwas wehtut. (Nimm dir ein Beispiel an Kanye West, der in einem viralen Video seine Pediküre abrupt abbrach.) Ehrlich währt am längsten, meint Francis – und obwohl es dir vielleicht unangenehm ist, was zu sagen, sollte das eigentlich schon ausreichen, damit dir dein:e Nail Artist zuhört. „Wenn er oder sie dir bei der Vorbereitung wehtut – zum Beispiel beim Feilen oder bei der Entfernung der Nagelhaut – und dir nicht zuhört, zieh deine Hand weg. Dann ist die Person dazu gezwungen, dir zuzuhören“, meint Francis. „Und wenn dir das Aushärten unter der UV-/LED-Lampe so sehr wehtut, dass du deine Hände am liebsten rausziehen würdest, dann tu das bitte auch!“
Nagel-Profis, denen wirklich etwas an der Kund:innenerfahrung liegt, werden niemals wollen, dass du dich unwohl fühlst, betont Francis. Tatsächlich wären sie wohl eher entsetzt, zu wissen, dass sie dir wehtun.
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