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Depression durch hormonelles Verhütungsmittel: Wie hoch ist das Risiko?

Foto: Sophia Giesecke
Nimmst du die Pille? Auf diese Frage antworten die meisten Frauen in ihren Zwanzigern mit einem eindeutigen „Ja“. Verständlich, denn die Pille erleichtert uns viele Dinge. Die Einnahme ist unkompliziert und bringt zudem ein paar sehr angenehme Nebeneffekte mit sich. Doch welchen Hormoncocktail Frauen täglich zu sich nehmen & welche Neben- und Nachwirkungen auftreten können, das wird häufig zu wenig oder gar nicht thematisiert. Wir finden, es fehlt eine angemessene Informationspolitik! Diese Kluft wollen wir schließen und läuten nach ausgiebiger Recherche und Gesprächen mit Expert*innen die Themenwoche „BitterSweet“ rund um die Antibabypille ein, um dich umfassend und differenziert zu informieren.
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Eigentlich müsste dir die Pille Seelenfrieden bringen, weil du dank ihr keine Angst haben musst, ungewollt schwanger zu werden. Doch was wäre, wenn sie sich gar nicht positiv, sondern negativ auf deine seelische Gesundheit auswirkt?
Eine umfassende Studie hat untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen der Verwendung von hormonellen Verhütungsmitteln und dem Risiko einer klinischen Erstdiagnose einer Depression gibt.
An der Studie nahmen mehr als 1 Million dänische Frauen im Alter von 15 bis 34 Jahre teil. Ihre Verhütungsmethoden wurden über einen Zeitraum von 13 Jahren protokolliert. Gleichzeitig wurde beobachtet, ob während dieser Zeit Depressionen klinisch diagnostiziert wurden oder jemand anfing, Antidepressiva zu nehmen.

Das Ergebnis

Die Frauen, die eine hormonelles Kontrazeptivum (egal welcher Art) benutzt haben, bekamen häufiger ein Antidepressivum verschrieben und erhielten öfter eine Erstdiagnose einer Depression als die, die nicht-hormonelle Verhütungsmittel verwendeten. Ein erhöhtes Risiko, erstmalig an einer Depression zu erkranken hatten die 15- bis 19-jährigen Studienteilnehmerinnen.
Damit du ein Gefühl dafür bekommst, wie hoch das Risiko wirklich ist, folgen jetzt ein paar Zahlen. Um die Daten der Frauen, die hormonelle Verhütungsmethoden genutzt haben mit denen der Frauen, die nicht-hormonelle Verhütungsmethoden besser vergleichen zu können, überträgt man sie zunächst auf 100 Personenjahre (diese berechnen sich zum Beispiel so: 10 Patientinnen nehmen 10 Jahre an einer Studie teil: 10*10=100 Personenjahre).
Zahl der Erstverordnungen eines Antidepressivums:
hormonell verhütende Frauen: 2,2
nicht-hormonell verhütete Frauen: 1,7
Zahl der klinischen Erstdiagnosen einer Depression:
hormonell verhütende Frauen: 0,3
nicht-hormonell verhütete Frauen: 0,28
Herausgefunden wurde auch, dass die Depressionsrate fiel, je länger die Frauen Verhütungsmittel verwendet hatten. Nach vier bis sieben Jahren war sie sogar niedriger als die der Frauen, die von Anfang an kein Kontrazeptivum benutzt hatten.
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Hormonelle Verhütung & Suizidgefahr

Das Forscherteam aus Kopenhagen führte eine weitere Studie zum Thema Suizidrisiko durch, bei der Daten von fast einer halben Million Däninnen (15 bis 33 Jahre) über durchschnittlich 8,3 Jahre gesammelt wurden. Der Beobachtungszeitraum war von 1996 bis 2013. Unter hormoneller Kontrazeption zeigte sich ein 1,97-fach erhöhtes Risiko für erste Suizidversuche und ein 3,08-faches Risiko für vollendeten Suizid. Den Studien-Autoren ist es wichtig, dass das öffentliche Bewusstsein für mögliche psychische Auswirkungen von exogen zugeführten weiblichen Sexualhormonen gestärkt wird. Sowohl Frauen, die überlegen, hormonell zu verhüten, als auch Fachleute im Gesundheitswesen sollten darüber informiert werden.

Fazit

Die Ergebnisse zeigen zwar einen möglichen Zusammenhang zwischen hormoneller Verhütung und Depressionen (sowie zwischen hormoneller Verhütung und einer erhöhten Suizidgefahr), allerdings ist auch die Studie mit Vorsicht zu genießen. Das alles heißt also nicht, dass du deine Verhütungsmethode umgehend ändern musst, denn in den Studien geht es um mögliche Risiken – sie sagen keinesfalls aus, dass du auf jeden Fall krank wirst, sobald du die Pille schluckst. Die Risiken der Antibabypille sollten nicht unterschätzt werden, allerdings auch keine Panik auslösen. Nimm die Information mit und berücksichtige sie, wenn du darüber nachdenkst, in Zukunft hormonell zu verhüten. Besprich das Thema auf jeden Fall mit deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt. Dr. Øjvind Lidegaard, ein Co-Autor der Depressionsstudie, sagt: „Hormonelle Verhütung sollte im Kontext von allen Vorteilen und Risiken betrachtet werden und das ist nur ein Punkt, der zur Entscheidung beiträgt“.
Auch Dr. med. Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte, relativiert das Ergebnis der Depressionsstudie: „Hormonelle Verhütungsmittel werden auch nicht nur zur Verhütung verordnet, sondern zum Beispiel auch bei menstrualer Migräne, hormonellen Erkrankungen, schweren Menstruationsschmerzen oder bei anderen Faktoren, die das Auftreten von depressiven Symptomen begünstigen. Solche Zusammenhänge lassen sich durch den Abgleich aus den Gesundheitsregistern, wie es die Dänen getan haben, nicht herausfinden.“
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