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Was Mrs. Maisel gesellschaftlich so relevant macht

Roseanne, Lorelai und Rory Gilmore und nun die wunderbare Mrs. Maisel: Amy Sherman-Palladino schafft es seit den Neunzigern kontinuierlich jedes Jahrzehnt wieder starke, weibliche Charaktere zu erschaffen, die ganze Generationen prägen. Nachdem die erste Staffel von The Marvelous Mrs. Maisel in diesem Jahr zahlreiche Auszeichnungen, wie den begehrten Emmy Award als beste Comedy-Serie verliehen bekam, warten weltweit Fans des Amazon Prime Originals sehnsüchtig auf die Fortsetzung von Miriam Maisels Stand-up-Karriere. Besseres Timing kann es eigentlich gar nicht geben, denn ab heute stehen mit der Premiere der zweiten Staffel gleich zehn Folgen voller (Female) Power und Lachern auf Amazon bereit. Wenn man keine Lust mehr hat am zweiten Advent schon wieder mit Oma über das Internet zu sprechen, ist sie mit ihrem einzigartigen Bühnenprogramm mit nur wenigen Klicks zur Stelle und die Großmutter darf, oder besser gesagt sollte auch zuschauen – warum erklären wir noch. Vorher haben wir während der Premiere bei der Schöpferin höchstpersönlich nachgefragt, wie sie es erneut geschafft hat, im wahrsten Sinne des Wortes Geschichte zu schreiben und wieso ihr jüngstes Projekt ganz bewusst in der Comedy-Branche angesiedelt ist.
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Ich habe noch nie verstanden, wieso Frauen und Männer gesellschaftlich getrennt werden müssen, wieso die eine Gruppe auf dieser und die andere auf der gegenüberliegenden Seite stehen muss.

Amy Sherman-Palladino
Für das Jahr 1959 ist die New Yorkerin Miriam 'Midge' Maisel, inspiriert von realen Komikerinnen wie Joan Rivers, einer echten Pionierin. Denn Frauen arbeiteten damals entweder gar nicht oder hielten Jobs am Make-up-Counter inne. Auf einer Bühne bloß Geschichten zu erzählen, ohne dabei sinnlich zu tanzen oder zu singen, das F-Wort zu benutzen oder sich gar über den fremdgehenden Ehemann lustig zu machen, kam damals eigentlich nicht als Karriereoption in Frage – dabei entsteht besonders aus „Unterdrückung und Misere das beste Storytelling“, meint auch Amy Sherman-Palladino. Und davon gab es in den 50er Jahren genügend. Heute, knapp 60 Jahre später, sieht man das grelle Scheinwerferlicht auch bei uns in Deutschland häufiger auf Frauen und ihre Geschichten gerichtet, denkt man nur an Carolin Kebekus, Enissa Amani, Barbara Schöneberger oder Jilet Ayşe. Echte Gleichstellung gibt es, wenn man mal ganz ehrlich ist, in der Comedy-Branche aber genauso wenig wie in anderen. Auch ein Grund, wieso sich die Schöpfer ganz bewusst für eine Serie über Stand-up-Comediennes entschieden haben. Die meisten Drehbuchschreiber sind immer noch männlich, öffentliche Debatten darüber, ob Frauen überhaupt 'lustig sein können' und Schlagzeilen über sexuelle Nötigung durch etablierte Größen wie Louis C.K. und Bill Cosby beweisen, dass das Berufsfeld auch 2018 nicht das sicherste für Frauen ist und schon gar nicht inklusiv. In einer Zeit, in der es schlimmer zu werden scheint, braucht es mehr optimistisch-feministische Figuren wie Mrs. Maisel und mehr Ideenmaschinen wie Amy Sherman-Palladino, die Frauen Jobs in der Comedy-Branche verschaffen.

Wieso Amy Shermann-Palladinos fiktive Frauen immer wieder funktionieren

„Ich habe noch nie verstanden, wieso Frauen und Männer gesellschaftlich getrennt werden müssen, wieso die eine Gruppe auf dieser und die andere auf der gegenüberliegenden Seite stehen muss. Wieso Frauen nicht arbeiten sollten und Männer nicht gefühlvoll sein durften – all das scheint mir sehr fremd. Ich habe mich auch nie bewusst hingesetzt, weder bei Gilmore Girls noch heute, und mir aktiv Gedanken über einen Typ Frau gemacht, den ich kreieren wollte. Vielmehr sind es alles Charaktere, mit denen ich gern befreundet wäre“, erklärt die Frau mit dem Denker-Hut bei der Premiere der zweiten Staffel. „Das hört sich jetzt wahnsinnig egoistisch an“, lacht sie, hat aber mittlerweile gelernt, sich selbst und ihren Ideen zu vertrauen. Sherman-Palladino ist selbstbewusst und mutig, genau wie ihre fiktiven Frauen und ihr Erfolgsrezept funktioniert und das sogar generationenübergreifend. In das elegante New York der Swinging Fifties lasse ich mich genauso gern entführen wie meine Mutter oder Großtante, weil Period-Pieces einen die Welt um sich herum für eine kurze Zeit komplett vergessen lassen und weil ein Charakter wie Midge beweist, dass man durchaus freudig durchs Leben gehen kann, selbst wenn die eigene Welt und die um einen herum zu zerbrechen scheint. „Am meisten liebe ich an Midge, dass sie als ihre Ehe und dadurch ihr ganzes Leben zusammenzubrechen droht nicht unter Tränen kapituliert und Eiscreme mit Pizza isst, sondern sie sich ordentlich betrinkt und auf die Bühne stürmt. Aus diesem Chaos wird ein Abenteuer, aus ihrer Wut wird etwas Kreatives und das ist eine sehr schöne Message “, meint Sherman-Palladino. Wie Recht sie hat.
Wer also noch nach einer inspirierenden Gruppenbeschäftigung für die Weihnachtszeit sucht, sollte sich nach der Bescherung in seinen Amazon Prime Account einloggen, die Familie vor dem Fernseher versammeln und der wunderbaren Mrs. Maisel in Staffel zwei dabei zuschauen, wie sie weiterhin echtes Ass-kicking auf und abseits der Bühne betreibt. Und wer weiß, vielleicht hat Oma danach Lust, rebellische Anekdoten aus ihrer Jugend zu erzählen und damit einen generationenübergreifenden Dialog über die weibliche Emanzipation von 1950 bis heute loszutreten. Das wäre auch für Sherman-Palladino das schönste Weihnachtsgeschenk.

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