Dieser Artikel erschien zuerst bei RosaMag
Wenn ich auf meine Schulzeit zurückblicke, realisiere ich eines: Die Geschichte von Schwarzen Menschen ist abstinent. Weder May Ayim, die Dichterin, Autorin und Aktivistin, die sich bereits in den 80er Jahren gegen Rassismus und für eine afrodeutsche Identität aussprach, noch die deutsche Kolonialgeschichte auf dem afrikanischen Kontinenten finden einen Platz in den Schulbüchern. Dabei beweist die Familiengeschichte des Schauspielers Theodor Wonja Michael, dass Schwarzes Leben in Deutschland kein Novum ist. Ganz im Gegenteil, es reicht bis zum Kaiserreich. Daran erinnert der Black History Month. Jedes Jahr im Februar memoriert dieser Monat Schwarze Geschichte. Entstanden in den 20ern in den USA und seit den 90ern ist der Black History Month auch in Deutschland ein fester Bestandteil. Warum braucht es diese 28 Tage und wie genau ist der Black History Month entstanden?
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So begann der Black History Month
“If a race has no history, it has no worthwhile tradition, it becomes a negligible factor in the thought of the world, and it stands in danger of being exterminated,” sagte der Historiker und Initiator des Black History Month Carter G. Woodson. “Wenn eine ´Race´ keine Geschichte hat, dann hat sie keine lohnende Tradition. Sie wird zu einem vernachlässigbaren Faktor im Denken der Welt, und es besteht die Gefahr, dass sie ausgelöscht wird,” grob übersetzt. Somit war es Woodsons Wunsch, die Leistungen der Afroamerikaner*innen in den Mittelpunkt zu stellen. Die etablierten Historiker*innen ließen die Afroamerikaner bis in die 1960er Jahre in der amerikanischen Geschichte außen vor und Woodson arbeitete seine ganze Karriere lang daran, dieses Versäumnis zu korrigieren. Seine Gründung der “Negro History Week” im Jahr 1926 ebnete den Weg für die Etablierung des Black History Month im Jahr 1976.
Was ist mit Deutschland?
In Deutschland wurde der Monat das erste Mal in den 90er Jahren von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) ins Leben gerufen. Hier geht es um die Errungenschaften von afrodeutschen Persönlichkeiten. Seit letztem Jahr haben sich afrodeutsche Organisationen, wie die ISD, Each One Teach One, Generation ADEFRA und die Werkstatt der Kulturen zusammengeschlossen. Den gesamten Monat veranstalten sie Communityevents und dieses Jahr sieht es ähnlich aus. Schwarze-deutsche Geschichte erhält dank dieser Initiativen Sichtbarkeit. Das reicht allerdings nicht aus. Nach dreißig Jahren Black History Month sehen deutsche Geschichtsbücher weiterhin gleich aus: Schwarze Geschichte findet keinen Platz. Fast so, als würden sie nicht existieren.
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