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Wie feministisch ist das deutsche Fernsehen?

Gestern lief wieder Germany's Next Topmodel. Ausgerechnet am Weltfrauentag. Und was haben Heidis Mädchen an diesem historischen Tag getan? Hat das Format seine Chance genutzt, einem Millionenpublikum von jungen Frauen und Männern eine wichtige Message mit auf den Weg zu geben? Nein, stattdessen wurde dem Publikum gezeigt, wie toll die Kandidatinnen auf einem Einhorn-Rodeo aussehen. Kein Wort zum Thema Weltfrauentag, Chancengleichheit, Diversity in der Modebranche, kein Frauenpower-Talk kam über die Lippen der Modelmama. Schade! Zwar ist GNTM eines der wenigen Formate im deutschen Fernsehen, das hauptsächlich weibliche Protagonistinnen zeigt, jedoch in Rollen, zu denen nur die wenigsten Gleichaltrigen aufschauen können und sollten. Nur auf Instagram thematisiert Heidi den Frauentag grob, extrem schwammig und oben ohne. Aua! Bereits seit der ersten Ausstrahlung der 13. Staffel macht sich der Hashtag #NotHeidisGirls im Netz breit. Ins Leben gerufen von jungen Frauen, die ein Zeichen gegen die Reduzierung auf Äußerlichkeiten und die gängigen Schönheitsideale setzen möchten.
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Für uns ein dringlicher Anlass, die deutsche TV-Landschaft einmal genauer unter die Lupe zu nehmen und zu fragen, wie feministisch das immer noch „wichtigste“ Medium in unserer Gesellschaft eigentlich ist. Wie viel Prozent der Regisseure, Cinematographer und Schauspieler*innen sind weiblich? Wie viele weibliche Protagonistinnen werden gezeigt, die aus den typischen Genderrollen herausstechen, mehr spielen als nur den hilfsbedürftigen Flirt?

Studie liefert erschreckende Ergebnisse über den Zustand der deutschen Filmlandschaft

Eine Studie der Universität Rostock liefert konkrete Zahlen. Aus über 3000 Stunden TV wurde in der bisher umfangreichsten Studie die Film- und Fernsehenlandschaft auf ihre Frauenquote untersucht. Frauen sind als Protagonistinnen dramatisch unterrepräsentiert im deutschen TV (33%), sie finden zum Großteil im Kontext von Beziehung und Partnerschaft statt. Nur in Telenovelas und Daily Soaps wie GZSZ oder Berlin Tag und Nacht spiegeln die reelle Geschlechterteilung in Deutschaland wieder. Schaut man sich die Ergebnisse unter dem Gesichtspunkt des Alters an, wird deutlich, wie gravierend wenig Frauen ab 60 gezeigt werden. Ganze 80% der Protagonisten sind in dieser Spanne männlich – die größte Diskrepanz der Untersuchungen. Hinzu kommt, dass 83% der Filme aus der Betrachtungsweise von männlichen Regisseuren gedreht werden und Geschichten zu 92% von Kameramännern eingefangen werden. Auch bei Nachrichten gilt: Männer erklären die Welt. Moderatoren nonfiktionaler Unterhaltung sind zu 80% männlich.
Auch ich merkte erst später, dass im Journalismus Platz für mich ist. Erst als ich Dagmar Berghoff in den 90ern die Tagesschau sprechen sah, nahm ich es als mögliches Berufsfeld wahr. Man sollte denken, dass sich seitdem viel getan hat, aber leider sieht es für den heutigen Nachwuchs mit der Repräsentation nicht anders aus. Im Kinder-TV kommt eine weibliche Figur auf vier männliche. Da bleibt mir wirklich die Kinnlade offen, denn es ist so wichtig, dass Frauen sich wiedererkennen, in dem was sie schauen, sich gesehen fühlen. Solche Zahlen möchte ich nicht akzeptieren, denn während Diversität in der Gesellschaft und gar der Modewelt angenommen sind und gefeiert werden, hinkt das TV extrem hinterher und hält mit dem letzten Finger und letzter Kraft an abgedroschenen Stereotypen fest. Bitte lasst einfach los. Das Wasser ist warm, versprochen!
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Das Thema Feminismus im TV

Zum Weltfrauentag beschäftigten sich viele Sender eher mit der Frage nach der Dringlichkeit des Tages als mit den geschichtlichen Hintergründen oder den Zielen. ARD fragt „Abschaffen oder feiern?”, ZDF spielt auf seinem Geschichtssender Dokumentationen über „Amerikas Gangsterkönige” und auch bei Markus Lanz fällt kein Wort zum Thema Feminismus.
Ansonsten wird Feminismus unter dem Schutz der Vergangenheit dargestellt, beispielsweise in der ZDF-Serie Zarah – wilde Jahre. Der Spiegel bringt es sehr treffend auf den Punkt: „Eine Serie über Feminismus funktioniert beim breiten Publikum vermutlich nur, wenn sie in der Vergangenheit spielt. In der Retrospektive verliert jede Bewegung ihre Bedrohung. Die Schlachten sind geschlagen.”

Was machen Netflix und Co.?

#MissRep has now screened in every state in America and 39 countries worlwide.

Ein Beitrag geteilt von Miss Representation (@missrepresentation) am

Bei Netflix und anderen OnDemand-Anbietern beobachtet man währenddessen folgendes: Chelsea Handler bekam 2016 nach ihrer Zeit als Late-Night-Talk-Show-Host beim amerikanischen Sender E! Entertainment ihre eigene Talk-Show auf Netflix. Die erste hauseigene Sendung dieser Art brillierte mit äußerst inklusiven Themen sowie einer diversifizierten Gästeliste: Republikaner, Demokraten, Parteilose, Frauen, Männer, Kinder, hier waren alle willkommen. Schade, dass Chelsea kürzlich nach nur zwei Staffeln eingestellt wurde. Dann wäre da noch Glow, die eine Gruppe Wrestlerinnen bei ihrem Aufstieg zu Stars begleitet und zahlreiche weitere Filme, Serien und Dokumentationen von weiblichen Regisseurinnen zu sehen. Miss Representation von Jennifer Siebel oder Der 13. von Ava DuVernay erzählen Geschichten, die ich äußerst gern öfter im deutschen Fernsehen sehen würde.
Immerhin hat die deutsche Film- und Fernsehbranche nach #MeToo eine Initiative ins Leben gerufen, die Frauen die erste externe Anlaufstelle bei sexualisierter Belästigung, Gewalt und Diskriminierung bieten soll. Ein Schritt in die richtige Richtung, aber die Missstände bewegen mich immer wieder dazu das TV-Gerät ausgeschaltet zu lassen und bewusst Titel in Mediatheken und Streaming-Plattformen zu wählen, bei denen ich mich als Frau akkurat und respektvoll repräsentiert fühle. Um es mit Heidis Worten abzuschließen: „Wir brauchen mehr #GirlPower in unserem Leben.” – Und im Fernsehen! Schade, dass du uns die nicht donnerstags um 20:15 Uhr lieferst.
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So haben den Weltfrauentag auf Refinery29 thematisiert:
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