Der Krieg in Syrien geht nun ins achte Jahr und hat neben zahlreichen Todesopfern circa 12 Millionen Menschen dazu gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen und zu fliehen. So auch die 29-jährige Reem. Die frischverheiratete Syrierin arbeitete als Lehrerin in der Stadt Jableh, führte ein gutes Leben und unterstützte die aufkeimende Revolution in der Hoffnung auf ein demokratischeres Syrien. “Ich habe gerne aus dem Fenster geschaut und dabei zugesehen, wie Menschen aller Schichten gemeinsam auf die Straße gingen”, erinnert sie sich. Selbst auf die Straße zugehen, traute sie sich nicht. Doch aus den friedlichen Protesten wurde schnell ein ethnischer-religiöser Kampf zwischen Präsident Assad und anderen Interessengruppen wie dem Islamischen Staat.
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Die Veränderung kam schnell, und die Blüten der Revolution waren plötzlich nur noch Schmutz im tiefen Profil der Soldatenstiefel. Auch Reems Familie bekam die Konsequenzen des Bürgerkrieges zu spüren. Als einer ihrer Brüder vom Militär eingezogen, der andere verhaftet und kurze Zeit später auch der Einzugsbescheid für ihren Mann zugestellt wurde, wusste Reem, dass sie sich und ihre Familie in Sicherheit bringen musste. Da ihr Mann Gefahr lief, erkannt zu werden, ging das Paar getrennt auf die Flucht.
Und so musste Reem diese furchtbare Reise voll Angst, Ungewissheit und Sorgen alleine antreten. Oder viel mehr zu zweit, denn Reem war schwanger. Auf keinen Fall wollte sie ihr Baby in einem Kriegsgebiet zur Welt bringen.
“Ich hatte große Angst um meinen Mann und habe mich immer wieder gefragt, was sie wohl tun würden, wenn sie ihn erwischen. Dazu kam natürlich die Angst um mein eigenes Leben und das meines ungeborenen Babys. Und schließlich haben der mentale Stress und die physische Belastung meiner Flucht zu einer Fehlgeburt geführt. Ich habe mein erstes Baby verloren”, erzählt Reem mit gebrochener Stimme. Ihr Mann und sie haben es geschafft und leben heute in der türkischen Stadt Gaziantep.
Trotz der unvorstellbaren Tortur, die die beiden hinter sich haben, haben sie nie die Hoffnung verloren. Reem ist wieder schwanger und hofft ihrem Baby in der Türkei ein besseres Leben bieten zu können – auch wenn sie momentan in einem kleinen Zimmer wohnen, das gleichzeitig als Küche und Bad dient. Die Hauptsache ist jedoch, dass sie zusammen sind. Sie haben so wenig und wollen trotzdem geben: Reem hat ihre Tätigkeit als Lehrerin wieder aufgenommen und unterrichtet Flüchtlingskinder aus Syrien. Die Türkei ist nur eine Zwischenstation für sie, denn Reem ist sich sicher, dass sie eines Tages nach Syrien zurückkehren werden.
“Unsere Zukunft fängt erst richtig an, wenn wir nach Syrien zurückgehen, unser Leben dort wieder aufnehmen, das Land aufbauen und die Infrastruktur reparieren können."
In unserer Doku Serie “Behind the Headlines: Daughters of Paradise” erzählt Reem von ihrer Flucht und ihrem täglichen Leben als Flüchtling in der Türkei. Flüchtlinge sind mehr als nur Schlagzeilen oder Statistiken in den Nachrichten. Um Menschen wie Reem zu helfen, könnt ihr an die UNHCR spenden.
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