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Jamie Lee Curtis: Warum die Neuverfilmung von Halloween feministischer denn je ist

Foto: Universal Pictures.
Foto: Moviestore Collection/REX/Shutterstock.
Das Original von Halloween aus dem Jahr 1978 war Jamie Lee Curtis' Kino-Debüt. Der Streifen wurde nicht nur zum absoluten Blockbuster, sondern entwickelte sich schnell zu einem wahren Klassiker des Horror-Genres. Drehbuchautorin Debra Hill kreierte mit der Rolle des Girl-Next-Door Laurie Strode das erste final girl, die letzte Überlebende, die von Michael Myers zuerst auf grausame Weise gestalkt wird. Am 31. Oktober tötet der Mann schließlich zwei ihrer Freundinnen.
40 Jahre und zehn Halloween-Sequels später, von denen Curtis nur an vieren beteiligt war, erscheint in diesem Jahr die neueste Version – allerdings mit einer ganz neuen Laurie. Aus dem schüchternen Babysitter ist eine Frau geworden, gezeichnet von Trauma, mit einem klaren Ziel: Rache zu üben an dem Mann, der für ihren Schmerz verantwortlich ist. Michael muss sterben, damit sie endlich Ruhe finden kann.
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Es ist fast unmöglich Halloween heute nicht auch durch die #MeToo-Linse anzuschauen: Lauries Familie treibt sie in den Wahnsinn mit ihrem Glauben, es würde keine echte Gefahr von Michael ausgehen. Sie wünschen sich, Laurie würde einfach darüber hinwegkommen. Doch sie können sich nicht wirklich in ihre (wenn auch fiktionale) Situation hineindenken. Was Laurie und so viele andere Menschen, denen Leid und Unrecht angetan wurde, statt einer Relativierung hören wollen, sind Sätze wie „Wir glauben dir“ und „Dein Trauma und deine Gefühle sind von Bedeutung“. Trotz fehlender Unterstützung scheut die Protagonistin nicht davor zurück, ihre Gefühle zum Ausdruck zu bringen.
Halloween hat ganz klar ein ganzes Genre an Horrorfilmen inspiriert (Friday the 13th, Nightmare on Elm Street und Scream sind nur einige wenige Beispiele), als feministischen Diskurs kann man das Storytelling von Slasher-Filmen aber nicht wirklich bezeichnen. Weiter noch, das Genre gilt eher als konservativ und veraltet, was die Darstellung von Frauen angeht, fast schon moralistisch in Bezug auf die Opferauswahl. Man fragt sich: Wird Laurie nur verschont, weil sie ein pures Mädchen ohne Sünden ist, das Sex und Drogen ablehnt?
Curtis lehnt diese Annahme ab und geht sogar noch weiter: Für sie fußte Halloween schon immer auf einem feministischen Grundgerüst. Ihre Erklärung dazu und wieso die Zeit gerade jetzt reif für einen erneuten Besuch in Haddonfield ist, hat sie unseren Kolleg*innen aus New York im Telefoninterview geliefert – pünktlich zum Tag der Geister.
Refinery29: Dieses Mal bist du sowohl Hauptdarstellerin als auch Produzentin. Welche Message liegt dir bei diesem Projekt besonders am Herzen?
Jamie Lee Curtis:
In Wirklichkeit ist es David Gordon Green, der Regie geführt und am Drehbuch mitgeschrieben hat. Mein Job war es eher, eine Art Cheerleaderin des Projektes zu sein und die Hauptfigur zu mimen. Mir war es wichtig, Lauries Integrität zu bewahren und das in einer gleichermaßen witzigen und natürlich gruseligen Neuerzählung von Halloween, dessen zentrales Thema die generationsübergreifende Aufarbeitung von Trauma ist.
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Ich habe eine natürliche Verbindung von #MeToo und #TimesUp zum Film sehen können. Ist das bei Ihnen ähnlich?
Das stimmt, auch wenn der Film vor den jeweiligen Movements geschrieben wurde – noch bevor der erste Artikel über Harvey Weinstein erschien. Daran merkt man aber: Es lag bereits etwas in der Luft. Diese neue Welle der Frauenbewegung, in der so viele die Macht der eigenen Narration für sich beanspruchen, so wie die Frauen, die dem Autoren des ersten Entlarvungs-Artikels von Ronan Farrow, Infos lieferten und unzählige weitere Beispiele mutiger Frauen, haben sicherlich die Performances in Halloween beeinflusst, auch wenn dies nicht die anfängliche Intention des Filmes war. Ähnlich war es auch bei Wonder Woman, der ebenfalls vor den Weinstein-Anschuldigungen erschien und bereits Jahre zuvor in Arbeit war. Musik, Filme und andere Kunstformen behandeln aktuelle, kulturelle Thematiken oftmals vor deren Aufkommen – fast wie eine subtile und delikate Einleitung.
Das Original wurde in der Vergangenheit häufig dafür kritisiert, wie viele andere Slasher-Filme, in Bezug auf die letzte Überlebende – das ‚final girl‘ – eine moralische Agenda zu verfolgen. Wie denken Sie heute darüber?
Wahrscheinlich hat Halloween viele Doktorarbeiten inspiriert. Definitiv war der Film ein Auslöser für einen neuen, intellektuellen Diskurs über Frauen, Moral und in diverse andere Richtungen. In Wahrheit war es die spannende Mischung aus der Arbeit von John Carpenter, der einen Slasher-Film über Babysitter produzieren wolle, und der von Debra Hill, einer temperamentvollen, smarten und bissigen Feministin. Reduziert man die Geschichte auf ihr Wesentliches, sind Laurie und ihre beiden Freundinnen Annie und Lynda allesamt ein Teil von Debras Persönlichkeit. Menschen aus jeder Stadt mit den Figuren identifizieren, weil es doch irgendwie eine Geschichte über jede beliebige Stadt mit einer Frau im Zentrum war, die jede*r kennt, sie einmal war oder gerade ist. Aus mondäner Langeweile (und die kennen wir alle) wird plötzlich furchtbarer Horror.
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Man kennt dieses Mädchen, deswegen ist man sofort gefühlstechnisch in ihre Storyline involviert, lange bevor man weiß, dass sie als Einzige überleben wird. Es hat nichts damit zu tun, dass sie noch Jungfrau und damit diejenige mit der höchsten Moral von den dreien ist. Ich bin mir sicher, dass John mir dahingehend zustimmen würde: Der Diskurs über den Mythos des letzten Mädchens hat jenen erst erschaffen und nicht der Film selbst.
Seitdem haben Sie viele andere Filme im Horror-Genre gewählt (The Fog, Prom Night, Terror Train). Aktuell sieht man Sie in der TV-Show Scream Queens. Ganz schön viel Horror. Lieben Sie das Genre einfach so oder ist das Zufall?
Überhaupt nicht! Privat schaue ich nicht gern Horrorfilme, weil ich es nicht mag, mich zu gruseln [lacht]. Laurie Strode und David Gordon Green sind die Gründe dafür, wieso ich zurückgekommen bin. Auf einer der ersten Seiten des von ihm geschriebenen Drehbuchs geht die Enkelin meiner Figur in ihrer Nachbarschaft joggen. Danach geht sie in ihr Zimmer, öffnet die Schiebetüren ihres Schrankes und holt ein Licht heraus, das nur aus einer Glühbirne besteht. Diese Szene, diese unglaublich schöne Umsetzung meiner Rückkehr in den Schrank war es, wieso ich zurückgekommen bin.
Halloween läuft ab sofort in den deutschen Kinos.
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