Der sichtbare Tanga ist zurück. Du glaubst mir nicht? Im Dezember war Beyoncé in der britischen Vogue in einer roten Robe von Christopher John Rogers und einem dazu passenden G-String zu sehen. Einen Monat zuvor posierte Kim Kardashian für Matthew Williams' erste Givenchy-Kampagne in einem schwarzen Maxikleid und einem sichtbaren roten Tanga. Während es uns vielleicht nur etwas überrascht, dass Promis den umstrittenen Y2K-Trend fast 20 Jahre nach seiner Blütezeit wieder aufgreifen, finde ich es irre, dass er auch auf Instagram und in den Geschäften sein Comeback zu feiern scheint.
Brands wie Subsurface, Miaou, Musier Paris, Aya Muse und viele andere haben es sich zur Aufgabe gemacht, diesen gewagten Look – einer der Modetrends der späten 90er und frühen 00er Jahre schlechthin – ins Hier und Jetzt zurückzuholen. Wie es aussieht, ist es ihnen gelungen: Auf Instagram sind überall G-Strings unter Hosen, Röcken und so weiter zu sehen. Auf TikTok hat #WhaleTail (das englischsprachige Pendant des sichtbaren Tangas) mehr als 32 Millionen Views. Allerdings ist es eine Sache, einen sichtbaren Tanga auf einem Foto zu tragen, das in den sicheren vier Wänden deiner Wohnung aufgenommen wurde. Es ist eine ganz andere Geschichte, wenn du einen Fuß in die Welt setzen musst und die ganze Welt deine Unterwäsche zu Gesicht bekommt.
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Um herauszufinden, wie alltagstauglich dieser Modetrend ist, habe ich eine Woche lang verschiedene Kleidungsstücke im „Whale-Tail“-Stil getestet – von Hosen mit tangaförmigen Ausschnitten auf der Rückseite bis hin zu Midiröcken, die mit Schnüren versehen sind, die den Anschein von entblößter Unterwäsche erwecken. Ich trug sogar eine Fallschirmhose mit einem G-String, der über den Bund gezogen war.
Meine Test-Woche begann mit einer Yogahose von Miaou, die an beiden Hüften ausgeschnitten war. Dadurch sah es so aus, als würde ich einen Tanga mit dickem Riemen über meine tief sitzende Loungewear tragen. Um für noch mehr Y2K-Vibes zu sorgen, trug ich zusätzlich zu dem Tanga-ähnlichen Kleidungsstück eine Sonnenbrille mit roten Gläsern und eine kleine Umhängetasche. Als ich in diesem Outfit durch die Stadt spazierte fühlte ich mich überraschend wohl, trotz der Tatsache, dass Hautpartien, die sonst so selten das Licht der Welt erblicken, sichtbar waren. In Yogahosen gesehen zu werden (obwohl sie ein von Emma Chamberlain gutgeheißener Trend sind), war mir ehrlich gesagt unangenehmer.
Am zweiten Tag meiner Whale-Tail-Woche tastete ich mich noch an das Experiment heran und trug einen Strickrock von Musier Paris. Dieser Rock erweckte von allen Test-Stücken am wenigsten die Illusion eines Tangas. Der Rock hat zwei Schnüre, die in der Mitte der vorderen Seite des Bundes angebracht sind und um die Taille gebunden werden, sodass der Look kaum an Unterwäsche erinnert. Wegen der Hitze draußen kombinierte ich das cremefarbene Kleidungsstück mit einem kurzen marineblauen Top und einer passenden Umhängetasche. Zum zweiten Mal war mein Spaziergang durch die Nachbarschaft nicht wirklich anders als sonst. Als ich mich mit einem Freund zum Abendessen in der Nähe traf, bekam ich sogar ein Kompliment – und zwar keines, das creepy war.
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Zu diesem Zeitpunkt dachte ich, ich hätte den Dreh bei diesem ganzen Mode-Experiment raus. Vielleicht hatten Paris Hilton und Christina Milian ja doch recht, als sie ihre Tangas zu Beginn des Millenniums sichtbar über den Hosen- oder Rockbund zur Schau stellten. Deshalb versuchte ich es mit einem echten G-String. Da ich keine tief sitzende Hose besitze – ich bin immer noch ein Fan von hoch sitzenden Modellen – musste ich mich damit begnügen, eine Fallschirmhose von früher zu tragen. Diese saß tief genug, sodass meine Unterwäsche darüber zu sehen war. Fast gleich nachdem ich meine Wohnung verlassen hatte, machte sich ein sehr unangenehmes Gefühl in mir breit. Als ich dann im Supermarkt war, bemerkte ich, dass mich alle anstarrten.
Innerhalb von fünf Minuten fühlte ich mich so unwohl, dass ich das Geschäft ohne Einkäufe verließ. Im Nu kehrte ich zu meinem modisch weniger auffälligen Look aus Baggy Jeans und Kapuzenpulli zurück und vernichtete jedes Beweisfoto, das ich für diese Versuchswoche gemacht hatte.
Am nächsten Tag entschied ich mich, der Tanga-ähnlichen Hose eine letzte Chance zu geben, indem ich eine schwarze, geriffelte Schlaghose der in Los Angeles ansässigen Marke Subsurface anzog – ein Look, der sich auf Instagram gerade großer Beliebtheit erfreut. Auf den Fotos, die ich in diesem Outfit von mir in dieser Hose gemacht habe, sehe ich so aus, als würde es mir nichts ausmachen, einen großen Teil meines unteren Rückens und meiner oberen Hintern-Partie zu entblößen. Es hat mich auch nicht im Geringsten gestört, die Fotos zu posten. Instagram entspricht aber nicht der Realität, weshalb ich zum zweiten Mal in Folge nach der Aufnahme der Pics wieder nichts mehr wollte, als in meine üblichen, bequemen Klamotten zu schlüpfen.
Von diesem Tanga-Experiment erwartete ich zu Beginn zwei mögliche Ergebnisse: (1) unangemessene Kommentare, die sich so viele Menschen, vor allem Frauen, täglich anhören müssen, sobald sie ihre eigenen vier Wände verlassen – egal ob sie freizügig gekleidet sind oder nicht oder (2) Whale-Tail-Mode würde ein Hauptbestandteil meiner Garderobe für diesen Sommer werden (in dem ich vorhabe, die vergangene Zeit modisch einzuholen). Ich wurde aber weder von Fremden auf der Straße angemacht, noch habe ich voller Selbstbewusstsein meinen entblößtem Hintern zur Schau gestellt. Mit sichtbarem Tanga gesehen zu werden, war mir so unangenehm, dass ich jetzt sicher bin, dass dieser Trend aus gutem Grund im Jahr 2006 ein Ende nahm. Sicher, dieser Look sieht auf roten Teppichen und Magazin-Covern gut aus. Ich kann sogar verstehen, dass er auf Instagram so beliebt ist, denn solch ein Outfit eignet sich für die Plattform. Für das echte Leben da draußen taugt es aber eindeutig nicht. Wenn es also um Y2K-Trends geht, die tatsächlich alltagstauglich sind, bleibe ich lieber bei Micro-Miniröcken.
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