Das einzige Kleidungsstück, das 2021 kürzer ist als unsere Party-Kleider, -Tops oder Cardigans ist der Rock, der im Laufe der Pandemie so weit zusammengeschrumpft ist, dass er kaum noch zu sehen ist. Du brauchst Beweise? Sieh dir nur mal Bella Hadid im superkurzen Falten-Hüftrock oder Dua Lipa im Thom-Browne-Crop-Top und gegen sämtliche Schul-Dresscodes verstoßenden Karo-Schulmädchen-Rock an. Nach mehr als einem Jahr im Lockdown – von dem wir den Großteil drinnen und in Schlabberklamotten verbracht haben – scheint die Fashion-Welt keine Lust mehr auf viel Stoff zu haben. Das Ergebnis: unzählige Röcke, die eindeutig in die Kategorie „NSFW“ fallen. Not safe for work – und genauso not safe for wind.
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Die ersten Anzeichen eines Minirock-Comebacks gab es schon im letzten Winter auf den Catwalks von Saint Laurent, Miu Miu und Blumarine zu sehen. Maxi- und selbst Midiröcke suchte man dort vergeblich. Stattdessen stürzte uns die 2021er-Version des Minirocks in nostalgische 2000er-Erinnerungen: Tief geschnitten, eng anliegend und superkurz erinnert er an die Y2K-Silhouette, die damals von Paris Hilton, Britney Spears, Rihanna und Co. ausgehend die Fashion-Welt eroberte.
Es ist demnach keine Überraschung, dass auch eine der ersten Minirock-Fans von damals das 2021er-Revival anführte: Im März kombinierte Rihanna für einen Ausflug zum Supermarkt einen Denim-Minirock mit sichtbaren Boxershorts, einem Tropenshirt und extrem hohen Riemchensandalen. Fotos des Outfits gingen direkt viral und sorgten dafür, dass viele von uns die Entscheidung bereuten, die meisten Jeansröcke aus den frühen Nullerjahren inzwischen gespendet oder weggeworfen zu haben.
Im Juli lieferte dann Maryam Nassir Zadeh mit ihrer Resort ’22 Collection einen ultrakurzen Minirock, der an ein Tube Top erinnerte. Das Label Gimaguas machte mit und stylte sein inzwischen ausverkauftes Tube-Top-Angebot als Mikro-Miniröcke (und umgekehrt). Auch Indie-Labels wie 1xblue, Tank Air, Miaou und Gauge81, die schon vor dem Minirock-Revival entsprechende Pieces designten, landeten mit ihren Röcken plötzlich im virtuellen Instagram-Rampenlicht und waren an A-Promis wie Paloma Elsesser, Emma Chamberlain, Willow Smith und Olivia Rodrigo zu sehen. Die Konsequenz: Ausverkäufe und endlose Wartelisten. Ebenfalls im Juli meldete dann die Jetzt-kaufen-später-zahlen-Plattform Klarna einen 67-prozentigen Anstieg in den Suchanfragen nach Miniröcken, verglichen zum Juni.
Und dann kam im September schließlich die New York Fashion Week, wo 2000er-Miniröcke neben sichtbarer Unterwäsche und Hüftjeans im Zentrum der Aufmerksamkeit standen. Models auf dem Laufsteg von Theophilio trugen Minis aus gestreiftem Strick und rotem Leder, während Kim Shui Lederröcke mit Tuch-Tops kombinierte. Sandy Liang stylte hingegen kurze Cardigans mit Falten-Miniröcken, wohingegen Saint Sintra an Alufolie erinnernde Röcke mit transparenten Tops und zerrissenen Strumpfhosen auf den Catwalk schickte. Dank dieses geballten Minirock-Supports dürfte uns der Trend wohl noch lange ins nächste Jahr begleiten.
Wenn wir bedenken, wie lange wir im Lockdown in Jogginghosen rumgehangen haben, kommt der Minirock-Trend als erfrischende Abwechslung – und gibt uns die Möglichkeit, endlich mal die gemusterten Strumpfhosen auszuführen, die wir vor (oder während) der Pandemie geshoppt und dann doch nie getragen haben. Und wenn das nicht ein Argument dafür ist, deiner Rock-Sammlung mit einer Schere zu Leibe zu rücken, weiß ich auch nicht.
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