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Warum ich supergecroppte Pullis jetzt doch mag

Es gibt Trends, die ich überhaupt nicht nachvollziehen kann, bis ich sie oft genug sehe und sie dann plötzlich Sinn ergeben. Das ist keine Seltenheit in der Welt der Mode und Inneneinrichtung. In Sache Strick-Fashion ist das aber ganz besonders der Fall. Das weiß ich deshalb, weil ein peinlich eingefleischter Strickfan bin.
Der Balaclava-Trend, zum Beispiel, war in den sozialen Medien sehr beliebt, bevor er Ende 2021 dann die Läden im Sturm eroberte: 2020 ließen sich junge Skandinavier:innen abnehmbaren Kapuzen stricken oder häkeln oder fertigten sie selbst an, die sie an ihre Kindheit erinnerten. Es dauerte nicht lange, bis Marken wie Acne und Paloma Wool ihre eigenen Modelle auf den Markt brachten, wodurch der Trend neue Höhen erreichte. Dieselbe Entwicklung (von unabhängigen Hersteller:innen über High-End-Brands bis hin zu regulären Geschäften) haben wir bei Sweater Vests und Statement-Kragen gesehen. Da immer mehr – vor allem jüngere – Menschen Kleidung stricken oder häkeln, fanden sie innovative Wege, um traditionelle Stücke zu kreieren, stylen und verändern.
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So sind wir beim supergecroppten Pullover angekommen.
Offiziell hat sich bei diesem Trend noch kein Name durchgesetzt – manche sprechen von „supergecroppt“ („super crop“), während andere den Begriff „Bolero“ oder sogar „Armstulpen“ verwenden. Ich denke, dass „supergecroppt“ dieses Kleidungsstück, das hauptsächlich aus Ärmeln besteht, die über dem Schlüsselbein miteinander verbunden sind und die Brust kaum bedecken, sehr gut beschreibt. Dieses Teil ist für einen Schichtenlook gedacht. Indie-Strickdesigner:innen und -hersteller:innen erzählten mir, dass sie seit ein paar Jahren ihre eigenen Versionen dieses Modells entwerfen, wobei sie mit Farbe, Textur und der Dicke (und damit dem Gewicht) spielen. Josefine Dyring, eine dänische Designerin für handgefertigte Strickwaren und Schnittmuster, entwarf ihren „No-Body-Pullover“ letztes Jahr und sagte, dass er besonders bei ihren jüngeren Followern sehr beliebt sei.
„Ich entwarf das Design zwar schon vor einem Jahr, jetzt sprechen meine Follower aber mehr darauf an als damals“, erzählt sie R29. „Immer mehr junge Leute haben mit dem Stricken begonnen und diese Form steht bei jenen von ihnen, die mir folgen, besonders hoch im Kurs.“
Alice Hoyle von Rows Knitwear (die hinter der besonders beliebten Bug Hood steckt) hat ihren Croissant-Cardigan – ein schlabberiges Paar Ärmel – so entworfen, dass er sowohl gemütlich als auch stylish ist. Alice sagt: „Ich wollte dafür sorgen, dass dieses Kleidungsstück bequem ist, aber es gleichzeitig auch ermöglicht, das Outfit darunter zur Schau zu stellen. Dieses Modell ist verspielt und lässt viele Styling-Experimente zu.“
Evvia von Loupy Studio stimmt dem zu, fügt aber hinzu, dass das wirklich Geniale daran ist, dass deine Schultern nicht zu frieren brauchen:
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„Dieses Kleidungsstück bietet alle Vorteile einer Strickjacke, ohne dass sie einem ständig von den Schultern rutscht! Ich liebe es, ein Teil zu haben, das ich über jedes Outfit anziehen kann, um dann mit dem Rad fahren, einkaufen oder tanzen gehen zu können und zu wissen, dass sie am Hals gut sitzt. Ich verwandle meine Strickjacke oft in einen Schal, sodass ich sie nicht ausziehen muss.“
Was dieses Modell ausmacht, ist seine Vielseitigkeit: Es ist perfekt für Sommerabende und diese seltsamen nicht wirklich warmen, aber auch nicht kalten Tage. Es ist auch ein Teil, das sich für Schichten-Looks eignet und mit dem du dein Outfit darunter zur Geltung bringen kannst. Es kann natürlich sein, dass du dich anfangs nur sehr schwer mit diesem Teil anfreunden kannst. Sobald du aber einmal Blut geleckt hast, wirst du es nicht mehr ausziehen wollen.
Abgesehen davon ist die Idee eines supergecroppten Pullovers nicht neu.
Für diejenigen, die sich wie ich in den frühen 2000er-Jahren für Mode zu interessieren begonnen haben, erinnert der Stil stark an den Bolero, den du dir mal eben so überwerfen konntest, wann immer du kurz das Haus verließt, oder an einen Shrug, den du auf der Hochzeit einer Tante über einem Satin-Slipkleid tragen würdest. Das wird besonders deutlich, da ihn jetzt auch Bella Hadid trägt, die schließlich amtierende Meisterin darin ist, den heutigen 20- und 30-Jährigen frühe Modeerinnerungen ins Gedächtnis zu rufen.
Dann gibt es die Versionen des Modells, die eher aus Jersey oder dehnbarem Material bestehen. Sie erinnern an Activewear und wurden schon an Promis wie Dua Lipa und Charli XCX sowie in der Streetwear-Szene gesehen.
Die Strickversion ist aber etwas Besonderes. Sie ist dick, zusammengestückelt und oft bunt. Sie ist eine verspielte Variante eines ansonsten altbekannten Kleidungsstücks und auf dem besten Weg, sich sowohl in der Slow Fashion als auch in Fast-Fashion-Labels zu etablieren.
Wenn du jetzt auf den Geschmack gekommen bist, kannst du das Teil natürlich kaufen. Es selbst anzufertigen, macht aber viel mehr Spaß.

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