Friends: Warum Carol & Susan die wahren Heldinnen und Style-Ikonen sind
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Erinnerst du dich noch an die Hüte, die Carol und Susan von Friends bei ihrer Hochzeit getragen haben? In letzter Zeit muss ich besonders häufig an sie denken, weil ich selbst lesbisch bin und gerade meine eigene Hochzeit plane. Und das einzige Vorbild, das ich dafür je in der Popkultur hatte, ist eben genau dieses Pärchen. Carol trug einen (zugegebenermaßen scheußlichen) Hut mit goldfarbenem Netzstoff und Susan ein faltiges Samtmonster auf dem Kopf. Aber wahrscheinlich sind es genau diese ganz offensichtlichen modischen Fails, wegen derer ich mich auch heute noch an die Serie erinnere – 15 Jahre, nachdem ich sie zum ersten Mal sah. Ich weiß noch genau, wie begeistert ich damals von der Tatsache war, dass zwei Frauen ihre Liebe offen auf der Leinwand zeigen durften.
Über die Outfits der Friends wurde und wird viel geredet – fast schon zu viel. Nur die beiden Stilikonen Carol und Susan werden bisher weitgehend übersehen. Zugegeben: Sie waren nur zwölf Mal in der ganzen Serie zusammen zu sehen. Trotzdem hatten ihre Looks damals großen Einfluss auf mich – ein junges Mädchen, das seine eigene Sexualität allzu oft zu überspielen versuchte.
Idee, Konzept & Bedeutung der Outfits
Carol und Susan nehmen nicht nur in der Show Nebenrollen ein, sondern gehören auch gesamtgesellschaftlich betrachtet zu einer noch immer marginalisierten Gruppe. Und so hat Kostümdesignerin Debra McGuire mittels der Kostüme versucht, all diese Aspekte ihres Daseins zu vereinen und eine Brücke zu schlagen: Durch das Casting von konventionell femininen und attraktiven Schauspielerinnen, wirkte das lesbische Paar vorerst nicht einschüchternd, sondern fiel in den Rahmen des Mainstream-kompatiblen Stereotyps. Gleichzeitig widerlegen sie jegliche Konventionen, indem bei ihren Outfits immer eine gesunde Portion Verachtung gegenüber dem „Male Gaze“, also dem männlichen Blick mitschwingt. Das Ergebnis mag grauenvoll aussehen, ist aber genial in seiner Essenz.
Das Thema Lesbophobie kam übrigens sowohl vor als auch hinter der Kamera auf: Auf der einen Seite stand Ross mit seinen suuuperlustigen Witzen (Achtung, Ironie), auf der anderen die Tatsache, dass Jessica Hecht für die Rolle der Susan gecastet wurde, weil sie „gar nicht so lesbisch aussah“. Was das im Klartext bedeutet: Butch Lesben oder maskulin wirkende Frauen, die den heteronormativen Male Gaze nicht befriedigen – oder, wie Hannah Gadsby es nennt, als „gender-not-normal“ wahrgenommen werden –, haben eigentlich gar kein Anrecht auf lange Spielzeiten, geschweige denn auf große Hauptrollen. Traurigerweise scheint sich da in den letzten Jahren nicht viel getan zu haben. Oder wie oft siehst du nicht-feminine Frauen, egal welcher Sexualität, in Filmen und Serien?
All das sage ich jetzt rückblickend. Damals, als ich die Show zum ersten Mal sah, fand ich Carol und Susan einfach nur cool und wollte sein wie sie. Die goldblonde, stets höfliche, aber eben auch bittere Carol und Susan, die von so einer abgrundtiefen Verachtung erfüllt war, dass sie einem quasi ins Gesicht sprang, waren das perfekte Gegenstück zu der sonst so heteronormativen, oft homophoben Show.
Das alles soll nicht heißen, dass die Outfits der beiden etwas inhärent „Lesbisches” an sich hätten. Abgesehen davon, dass es sowieso heikel ist, einer sexuellen Orientierung äußere Merkmale oder eine bestimmte Ästhetik zuzuweisen – mit Ausnahme von queeren Personen selbst, die sich beispielsweise Mode aneignen und für sich uminterpretieren können –, entsprachen die meisten Outfits von Susan und Carol einfach der damaligen Mode. Ihre Looks mögen heute ganz allgemein nicht mehr ins Bild passen, aber an ihnen wirkten die Klamotten eben besonders cool und das sollte auch 20 Jahre später noch honoriert werden.
Durch die beiden Frauen konnte ich einen Blick in die Zukunft werfen – auf das, was irgendwann mal meine Realität werden könnte (abgesehen vom Ex-Mann, den langen Haaren und dem Baby). Unbewusst habe ich immer versucht, mich wie sie zu kleiden. Im Moment suche ich gerade nach einem ähnlichen Samthut, den ich meiner Verlobten für die Hochzeit aufzwingen will (Falls du das liest, Babe, ich mach natürlich nur Spaß... oder doch nicht?).
Hier kommen einige der besten Outfits plus eine Prise Verachtung für all die dummen, ignoranten Kommentare, die Ross von sich gegeben hat.
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