Wer sich selbst zu der Gruppe zählt, die, „wenn es hart auf hart kommt“, zur Zielscheibe des rechten Mobs wird, ist dieser Tage leicht reizbar. Im Freundeskreis, im Büro, in den Medien, von der Politik wird einem gesagt, man solle nicht überreagieren, Ruhe bewahren. Es wird eine Sache gesagt und das Gegenteil getan: Die Jagd auf Menschen sei nicht vereinbar mit unserem Rechtsstaat, wird versichert, aber wenn Menschen in Deutschland gejagt werden und nichts dagegen unternommen wird, dann sind die beiden Dinge ganz offensichtlich doch miteinander vereinbar. Der Verfassungsschutz soll, Überraschung, die Verfassung schützen, also dafür sorgen, dass alles dem Grundgesetz entsprechend abläuft – der NSU-Prozess hat gezeigt, er tut das nicht. Im Geschichtsunterricht lernt man, dass sich die 1930er niemals mehr wiederholen dürfen, dass wir aus den Fehlern unserer Großeltern gelernt hätten – werden wir jedoch mit einer Situation konfrontiert, die genau dieses Andershandeln einfordert, handeln plötzlich erstaunlich wenige überhaupt noch. Es wird eine Sache gesagt und das Gegenteil getan, als würde man Betroffene solange für dumm verkaufen wollen, bis sie irgendwann selbst glauben, dass es ihre eigene Wahrnehmung ist, die zurechtgerückt gehört. Man nennt diese Strategie auch
politisches Gaslighting.