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Der Dating-Trend „Mosting” hört sich netter an, als er ist

Illustration: Mallory Heyer
Wer 2019 single ist, sollte vor Dates am besten Vokabeln pauken, denn heute ist alles anders als vor der Digitalisierung. „Ghosting“, „Orbiting“ und „Cushioning“ sind nur drei Begriffe, die man kennen sollte, und die Liste wird immer länger. Neueste Addition: „Mosting“. Hört sich erstmal ganz nett an oder? You da most (du bist der*die Beste) und ähnliche umgangssprachliche Kommentare schreiben Kids einander schließlich in den Sozialen Medien heutzutage unter die Instagram-Posts, um ihre tiefe Zuneigung zueinander auszudrücken. Doch bei Tinder, Lovoo & Co. bedeutet das eher das Gegenteil.
Und so läuft die fiese Masche ab: Du lernst jemanden kennen, ihr likt einander, schreibt euch Nachrichten hin und her, verabredet euch und habt irgendwann Sex. Zu Beginn läuft alles super – besser noch: Es läuft bombastisch, denn dein Schwarm schickt dir rund um die Uhr the most amazing Nachrichten, macht dir ständig Komplimente und gesteht dir vielleicht nach nur wenigen Treffen seine oder ihre starken Gefühle, spricht sogar von Liebe. Dieser erste Teil der Masche nennt sich auch „Love Bombing“ und besagt, dass du mit Liebe buchstäblich überschüttet wirst.
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Ihr schwebt also für kurze Zeit auf Wolke sieben, doch dann kommt der harte Crash und dein Gegenüber will plötzlich immer unsympathischer und abgeneigter. Der letzte Teil der gemeinen Taktik ist es, das Date zu ghosten, sich also von heute auf morgen nie wieder zu melden. So heiß, wie eure Liebelei begonnen hat, so kalt endet sie auch. Zurück bleiben zwei Singles: eine*r verwirrt und verletzt, der oder die andere sucht online schon nach dem nächsten Opfer.
„Mosting“: So mies wird man als Single abserviert
Erkannt hat das Muster erstmals eine Kolumnistin für die New York Times, die Opfer eines „Mosters“ wurde und auch eine meiner besten Freundinnen erzählte mir erst kürzlich die Geschichte ihrer gescheiterten Beziehung, die nur zwei Wochen zuvor begonnen hatte, dafür aber heiß und schnell. Sie lernten sich kennen, er schüttete ihr sein armes, gebrochenes Herz aus, sie tröstete ihn, er lobte sie für ihr Einfühlungsvermögen und ihre herzerwärmende Empathie, sie schlief nach zehn Monaten Sexpause mit ihm (wohlgemerkt nur ein Mal), er lud sie ein, mit ihm Silvester zu feiern, sagte ihr, sie sei seine Retterin vor einem Leben in Einsamkeit. Dann kam wochenlang nichts. Silvester feierte sie spontan bei Freund*innen. Letztens versuchte sie ihn in meiner Anwesenheit anzurufen. „Ich habe noch seine Strickjacke. Und ich vermisse ihn.“ „Behalt seine Jacke und vergiss den Typen“, war mein nüchterner Rat.
Doch wieso tut man so etwas, dachte ich? Wieso überschüttet man jemanden von Sekunde eins an mit Liebe, nur um die Person dann wenig später wieder zu ignorieren? Was sagt ein solches Verhalten über die Person aus? Laut Evan Mark Katz, einem Dating Coach aus den USA, kann das zwei Gründe haben. Entweder ist die Person in Sachen Dating noch unerfahren und taucht aus diesem Grund direkt ganz tief ein, merkt dann aber, dass die Gefühle genauso schnell wie sie gekommen sind, auch wieder verschwinden und traut sich nicht ehrlich zu sein. Oder es ist tatsächlich eiskaltes Kalkül, um jemanden ins Bett zu bekommen und sich geliebt und begehrt zu fühlen…
Merke: Vokabeln üben, Augen öffnen und Sinne spitzen beim Swipen!

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