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Was passierte, als wir eine Woche lang niemandem aus dem Weg gingen

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In der heutigen Gesellschaft ist der Ausdruck „einen Platz einnehmen“ allgegenwärtig. Er hat für jeden einzelnen Menschen auf dieser Erde (der buchstäblich ein Teil des Platzes auf dieser Welt einnimmt) eine andere Bedeutung. Viele verbinden ihn aber mit dem Wunsch, sich im Leben zu behaupten und dem Wahren des eigenen Existenzrechts. Dabei ist es egal, wie man diesen Platz für sich beansprucht. Einige machen es durch lautstarke Proteste für Gleichberechtigung und andere wiederum behaupten sich immer wieder aufs Neue in vielen kleinen Alltagssituationen.
Ehrlich gesagt gehöre ich zu den Menschen, denen es schwer fällt um den eigenen Platz in der Gesellschaft zu kämpfen. Ich wurde eigentlich sogar eher herumgeschubst – und das öfter, als ich zugeben möchte.
Als ehemalige Herumgeschubste lege ich sehr viel Wert darauf, mich in diesem täglichen Kampf des Platzanspruchs zu behaupten. Ich kämpfe ständig gegen die vielen kleinen Ungerechtigkeiten des Alltags an, auch wenn sie versuchen, sich in meine Gedanken zu drängen und mir das Gefühl zu geben, dass ich es nicht verdient hätte, zu existieren. Auf eine gewisse Situation stoße ich dabei besonders oft und ich wette, dass sie vielen von uns schon widerfahren ist. Die Rede ist von dem frustrierenden Moment, wenn zwei Leute sich auf der Straße gegenüber stehen und aneinander vorbei wollen. In diesem kurzen Augenblick sieht man sich zu einer schnellen Entscheidung gezwungen. Entweder bieten sich beide einen sehr ungeschickten und auch etwas peinlichen Tanz miteinander, bis eine*r zur Seite geht und die andere Person durchlässt, oder man weicht vom eigenen Kurs ab, bevor es unangenehm wird. Oder aber man geht einfach stur auf dem eigenen Weg weiter und erwartet, dass die andere Person schon Platz machen wird.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass meistens ich diese andere Person bin. Vor allem wenn mein Gegenüber ein Mann ist, neige ich dazu, meinen Platzanspruch abzugeben.
Kurz zu meiner Person: Ich bin 1,52 Meter und habe ohne Make-up ein absolutes Babyface. Nachts könnte man mich auch locker für eine Zwölfjährige halten. Ich bin nicht nur eine kleine Frau, sondern habe auch asiatische Wurzeln. Das ist deshalb wichtig, weil mir schon von klein auf beigebracht wurde, dass Tugenden einer Frau darin bestehen, ruhig und unterwürfig zu sein. Es ist also nicht besonders verwunderlich, dass ich meistens diejenige bin, von der man(n) erwartet Platz zu machen.
Der Punkt ist: Einige von uns laufen mit einem gewissen Selbstbewusstsein durch die Welt. Ganz so, als ob sie ihnen gehören würde. Andere eher so, als ob sie eigentlich nicht mal eine Daseinsberechtigung hätten. Ich möchte nicht mehr zu Letzteren gehören und habe beschlossen etwas dagegen zu tun. Gemeinsam mit einigen mutigen Refinery29-Kolleginnen habe ich mich einer Challenge gestellt: Eine Woche lang haben wir uns selbst dazu herausgefordert, Männern auf der Straße nicht mehr auszuweichen – einfach nur um zu sehen, was passiert. Heraus kamen dabei die folgenden Erfahrungsberichte.
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