Ich bin eigentlich gar kein eifersüchtiger Mensch. Als mich meine beste Freundin aber vor ein paar Jahren einer ihrer Freundinnen vorstellte (die es sehr schnell vom Bekanntenstatus in ihren engsten Freundeskreis geschafft hatte), weiß ich noch, dass in mir ein enormer Neid hochkochte.
Normalerweise hätte es mich überhaupt nicht gestört – sondern sogar gefreut –, dass meine Freundin eine neue Freundschaft geknüpft hatte. Nachdem ich aber eine Story zu viel von ihren grandiosen sonntäglichen Brunch-Dates und ihren unglaublichen Party-Nächten gehört hatte, empfand ich doch einen gewissen Groll gegenüber dieser neuen Freundschaft. Hatte meine Freundin mit ihr etwa mehr Spaß als mit mir? War sie ihr ähnlicher als mir?
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Der vernünftige Teil von mir wusste zwar, dass die Existenz einer neuen Freundschaft natürlich nicht bedeutete, dass unsere Freundschaft dadurch weniger wertvoll war. Das hielt mich aber nicht davon ab, mir einzureden, diese Frau hätte mir den ersten Platz auf dem Freundschaftspodest geraubt.
Wenn ich mich auf TikTok mal so umsehe, bin ich mit diesen Gefühlen aber offensichtlich nicht allein. Es scheint, dass viele Leute irgendwann wegen der Freundschaften ihrer besten Freund:innen schon mal verunsichert waren. Aber macht uns das zu schlechten Menschen? Sind wir deswegen etwa schlechte Freund:innen?
Freundschafts-Eifersucht gibt es tatsächlich
Die Beziehungstherapeutin Amanda Lambros versichert mir: Nein, das macht mich nicht zum schlechten Menschen. „Eifersucht existiert nun mal“, erzählt sie. „Obwohl dich mit deiner Freundin eine feste Beziehung verbindet, kann die Vorstellung einer ‚neuen‘ Person als Bedrohung empfunden werden. So unrealistisch diese Bedrohung auch sein mag: Unser Gehirn spielt uns dahingehend gern eine Gefahr vor“, sagt sie.
„Vielleicht verbringst du aktuell [wegen dieser neuen Freundschaft] weniger Zeit mit deinem Freund oder deiner Freundin. Dadurch denkt sich dein Gehirn eine ganz eigene Geschichte aus und füllt die empfundenen Lücken mit deiner Fantasie. Diese Storys entspringen meist deiner eigenen Unsicherheit.“
Wie kannst du also verhindern, dass dieser Groll außer Kontrolle gerät und am Ende vielleicht sogar deine Freundschaft ruiniert?
Gestehe dir deine Gefühle ein
„Lass deine:n Freund:in wissen, wie sehr du eure Freundschaft schätzt, und betrachte das Ganze als Gelegenheit zur Selbstreflexion. Überlege dir: Wieso empfinde ich so?“, empfiehlt Lambros. „Je eher du diese Gefühle anerkennst und daran arbeitest, desto besser. Lass nicht zu, dass deine negativen Vorstellungen völlig außer Kontrolle geraten. Das passiert aber, wenn du dich nicht darum kümmerst.“
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Zum Glück konnte ich mir recht schnell eingestehen, dass ich meine eigene Unsicherheit und vermeintliche Unzulänglichkeit auf die neue Freundschaft meiner besten Freundin projiziert hatte. Kurz gesagt: Ich hatte schon vorher Angst gehabt, ersetzt zu werden. Den Ursprung meiner Eifersucht zu verstehen, war wirklich befreiend; es erlaubte mir, mich grundlegend mit diesen spezifischen Gefühlen auseinanderzusetzen und mir selbst immer die wahre Realität vor Augen zu halten, wenn meine Gedanken gerade mal wieder aus dem Ruder liefen. In diesen Momenten sagte ich mir ganz klar: Die Existenz einer neuen Freundschaft bedeutete nicht automatisch das Ende unserer Bindung.
Die TikTokerin @mojojojo496 meint dazu, es könne hilfreich sein, die eigenen Gedanken folgendermaßen in rationale Bahnen zu lenken: „Frag dich selbst: Wenn du dich mit jemandem triffst, die nicht deine beste Freundin ist, tust du das dann, um diese Freundin zu ersetzen? Kommt dir das überhaupt in den Sinn? Nein. Was würde deine Freundin sagen, wenn du sie fragst, ob sie dich ersetzen will? Vermutlich nein. Vielleicht würde sie sagen, sie wollte diese Frau einfach treffen.“ In anderen Worten: Wenn du das Ganze mal aus der anderen Perspektive betrachtest, kannst du die Situation in einem ganz anderen (weniger unsicheren) Licht einschätzen.
Natürlich wird dir dieser Perspektivwechsel und der Abschied von der Eifersucht vermutlich nicht über Nacht gelingen. Ich behaupte nicht, dass ich eines Morgens aufgewacht wäre und gar keine Probleme mehr mit der ganzen Situation gehabt hätte. Wenn du aber selbst gerade in dem Teufelskreis festhängst, erst eifersüchtig zu sein und dich dann dafür schuldig zu fühlen, möchte ich dir versichern, dass dich das nicht zu einem schlechten Menschen macht. Deine Taten sind nämlich das, was wirklich zählt.
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Sprich das Thema offen an
Wenn du glaubst, dein:e Freund:in könnte für ein solches Gespräch empfänglich sein, ist es eine gute Idee, deine Gefühle einfach mal offen anzusprechen. Ich habe das große Glück, dass ich mit meiner besten Freundin wirklich über alles reden kann, und fühlte mich daher wohl genug damit, ihr von meinen Zweifeln zu erzählen. Sie konnte mir daraufhin einige meiner Ängste nehmen, indem sie mir versicherte, dass meine Gedanken der Realität sehr fern waren. Danach gab sie sich außerdem Mühe, mich zu Verabredungen mit ihrer neuen Freundin mitzunehmen, damit sie und ich uns auch besser kennenlernen konnten. Das half mir enorm bei meiner Unsicherheit.
Seitdem sind ein paar Jahre vergangen, und ich werde nicht mehr eifersüchtig, wenn meine beste Freundin eine neue Freundschaft anfängt. Ich habe nicht mehr das Gefühl, ersetzt oder von ihr nicht mehr so sehr geliebt zu werden. Mir ist klar geworden, dass es wichtig ist, dich in deinen eigenen Freundschaften sicher genug zu fühlen, um genau zu wissen, dass deine Freund:innen auch andere Freundschaften knüpfen können, ohne dass eure Freundschaft zwangsläufig darunter leidet. Tatsächlich kann es sogar eine sehr bereichernde Erfahrung sein, mehrere enge Freundschaften zu führen. Es öffnet dich gegenüber neuen Ideen und Perspektiven und schenkt dir ein größeres Support-Netzwerk. Das nächste Mal, wenn du einen Hauch Eifersucht verspürst, wenn sich dein:e Freund:in mit jemand Neuem anfreundet, versuche also, das als positiv zu betrachten. Es bedeutet, dass dein:e Freund:in den eigenen sozialen Kreis erweitert und neue Leute findet, die ihm oder ihr am Herzen liegen – und umgekehrt. Und das sollte auf jeden Fall Grund zur Freude sein.
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