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Warum ziehe ich nur emotional unerreichbare Partner:innen an?

Warst du jemals in einer Beziehung, von der du dachtest, sie sei eigentlich recht stabil – und die dann doch überraschend komplett entgleiste? Vielleicht wird die Kommunikation immer unregelmäßiger, die andere Person hat kaum Zeit für ein Treffen, und Gefühle werden komplett verschwiegen. Und anstatt deine Beziehung dann mit einem „Soft-Launching“ diskret öffentlich zu machen, googelst du womöglich: „Wieso ziehe ich immer wieder emotional unerreichbare Männer an?“
Es ist ja nicht deine Schuld, dass du dich immer wieder zu Menschen hingezogen zu fühlen scheinst, die offenbar Bindungsangst haben, emotional distanziert oder unsensibel sind. Okay, vielleicht ist dein Liebesleben ein bisschen chaotisch, und hey, wenigstens hast du jede Menge Horror-Storys von Tinder auf Lager. Aber das macht dich sympathisch – du bist quasi die Hauptfigur in einer romantischen Komödie, hoffnungslos romantisch und verliebst dich immer wieder in die „falsche“ Person.
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… oder?
Es ist leichter zu sagen, „Niemand will was Festes!“, als dir einzugestehen, dass du dein eigenes Liebesleben womöglich unabsichtlich selbst sabotierst. Manche von uns bleiben dann vielleicht ewig in einer Situationship hängen, von der wir eigentlich wissen, dass sie nirgendwohin führt. Andere hüpfen von einer Freundschaft Plus zur nächsten, immer in der Hoffnung, dabei doch noch den oder die Richtige:n zu finden.
Ich persönlich mache beides. Und war damit auch lange zufrieden. Als mir dann der Typ, mit dem ich sechs Monate lang was hatte, die dritte Woche in Folge absagte, wurde mir etwas klar: Ich machte es mir damit zu leicht, ihm die Schuld daran zu geben, dass ich meine Zeit mit ihm verschwendete. Trotz all der Red Flags in unserer „Beziehung“ schenkte ich ihm doch immer wieder meine Zeit, sobald er mich anrief. Ich vermied jeden Streit, indem ich meine echten Gefühle nie auch nur erwähnte, und wir sprachen auch nie darüber, uns offiziell zum Paar zu erklären. Das passte mir ganz gut, weil ich deswegen immer noch andere Männer treffen konnte, ohne mich dafür schuldig zu fühlen.
Indem ich ihm die ganze Schuld zuschob, musste ich nie die Verantwortung für mein eigenes Verhalten übernehmen und mir die Wahrheit eingestehen: dass in Wahrheit eventuell ich diejenige war, die hier emotional unerreichbar war. Und so erkennst du, ob das vielleicht auch auf dich zutreffen könnte.

Was bedeutet es, emotional unerreichbar zu sein?

Der Begriff „emotional unerreichbar“ hört sich manchmal so an, als wolltest du einem Menschen, den du nicht magst, auf nette Weise sagen: „Es liegt nicht an mir, sondern an dir.“ Laut der Psychologin Mary Spillane ist diese emotionale Unerreichbarkeit aber eigentlich ein legitimer Grund dafür, Schwierigkeiten beim Knüpfen von Beziehungen zu haben.
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„Emotionale Unerreichbarkeit ist ein Überbegriff für eine Vielzahl von Schwierigkeiten, die eine Person haben kann“, erklärt sie. „Dazu können zum Beispiel Probleme gehören, enge Beziehungen zu entwickeln, Zuneigung zu zeigen, sich zu binden oder über Gefühle zu sprechen.“
Wenn du also sagst, du seist „emotional unerreichbar“, hört sich das vielleicht erstmal nach einem albernen modernen Dating-Begriff an; in Wahrheit steckt dahinter aber ein echtes Konzept, das von Psycholog:innen schon gründlich untersucht wurde. „Psycholog:innen betrachten emotionale Unerreichbarkeit oft im Zusammenhang mit der Bindungstheorie“, erklärt Spillane. „Dabei geht es darum, besser zu verstehen, wieso eine Person diese Bindungsschwierigkeiten hat.“
Emotionale Unerreichbarkeit ist für Betroffene oft ein Versuch, eine Form von Kontrolle zu behalten. Ich persönlich versuchte zum Beispiel, durch das Vermeiden des „Was sind wir?“-Gesprächs meine zugrundeliegende Angst vor dem Verlassenwerden unter Kontrolle zu halten. Er konnte mich schließlich nicht abblitzen lassen, wenn ich ihm dazu gar nicht die Möglichkeit gab – zumindest nach meiner Logik.

Wie verhält sich ein emotional unerreichbarer Mensch?

Den meisten Leuten fällt es auf irgendeine Art schwer, sich mit ihren Emotionen auseinanderzusetzen. Wer allerdings emotional unerreichbar ist, empfindet diese Gefühle oft als zu überwältigend, um sie auch nur anzuerkennen. Solche Menschen tun dann oft alles, was nötig ist, um sich selbst nicht verletzlich zu machen – und verhindern dadurch echte Bindungen.
Wenn du glaubst, selbst emotional unerreichbar zu sein oder jemanden zu daten, auf den oder die das zutreffen könnte, sind das einige Anzeichen dafür, nach denen du laut Spillane Ausschau halten solltest:

4 Anzeichen dafür, dass dein Gegenüber emotional unerreichbar ist

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– Er oder sie hat Schwierigkeiten damit, über Gefühle zu reden, oder drückt sich vor Gesprächen über die Beziehung.
– Er oder sie wirkt manchmal distanziert.
– Er oder sie ist in der Kommunikation und im Verhalten dir gegenüber wechselhaft und unberechenbar. 
– Er oder sie führt eure Beziehung am liebsten so, wie es ihm oder ihr passt – zum Beispiel, indem er oder sie allein bestimmt, wann ihr euch trefft.

4 Anzeichen dafür, dass du emotional unerreichbar bist

– Du vermeidest es, deine Gefühle für diese Person oder zu eurer Beziehung auszudrücken.
– Du fühlst dich unwohl mit emotionaler Intimität.
– Du hast Schwierigkeiten, dich einer Beziehung wirklich zu verpflichten und dich fest zu binden.
– Du drückst dich vor Konflikten.

Wieso kann ich mich nicht binden?

Okay, vielleicht erkennst du dich in einigen der eben genannten Punkte wieder. Aber woher kommt das denn? Und wieso fühlst du dich so zu emotional unerreichbaren Leuten hingezogen? 
„Es gibt viele Gründe dafür, warum wir uns zu bestimmten Arten von Menschen hingezogen fühlen. Oft ist das ein unbewusster Vorgang, den wir also nicht komplett mitbekommen“, erklärt Spillane.
„Wenn du selbst emotional unerreichbar bist, findest du vielleicht Personen attraktiv, die dir dahingehend ähnlich sind, weil es sich für dich vertraut anfühlt. Wenn du zum Beispiel in einem Umfeld aufgewachsen bist, in dem nicht oft über Gefühle gesprochen wurde, stehst du eventuell auf Partner:innen, die eben dieses Umfeld nachahmen.“
Die Ursachen emotionaler Unerreichbarkeit variieren von Mensch zu Mensch, weil jede Erfahrung ganz individuell ist. Im Folgenden haben wir trotzdem ein paar Beispiele dafür gesammelt, wieso es dir vielleicht so schwer fällt, dich anderen zu öffnen.
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Mögliche Gründe dafür, warum du emotional unerreichbar bist

– Du bist dir unsicher, wie du anderen auf tieferer Ebene näherkommen kannst.
– Du hast Schwierigkeiten damit, Gefühle zu verarbeiten und auszudrücken.
– Du hattest in der Vergangenheit schon mal eine schlimme Trennung.
– Du hast Schwierigkeiten mit deiner mentalen Gesundheit, wie zum Beispiel Angstzustände.

Ist es schlimm, dass ich emotional unerreichbar bin?

Als mir klar wurde, dass ich womöglich genauso emotional unerreichbar war wie der Mann, den ich datete, kam ich danach zu dem Schluss, dass es letzten Endes egal war: Wir konnten einfach zusammen emotional unerreichbar sein. Dadurch drückte ich mich aber davor, mich mit den echten zugrundeliegenden Problemen auseinanderzusetzen, und hielt mich selbst davon ab, mit ungesunden Beziehungsmustern zu brechen.
„Wer emotional unerreichbar ist, ist das oft aus guten Gründen. Die meisten Betroffenen fühlen sich sehr unwohl im Kontext von Emotionen und Beziehungen“, meint Spillane. „Vielleicht hatten sie in der Vergangenheit ein unangenehmes Erlebnis, oder vielleicht haben sie auch nie gelernt, wie sie mit ihren Gefühlen am besten umgehen. Dadurch ist es für sie schwer, enge Bindungen zu knüpfen – und das kann belastend sein.“

Wie du ungesunde Beziehungsmuster erkennst

Es ist eine enorme Herausforderung, ungesunde Beziehungsmuster zu durchschauen. Je mehr Mauern du um dich herum aufbaust, desto schwieriger wird es, sie einzureißen. Zwar ist es sehr wichtig, in einer Beziehung auch Grenzen zu ziehen; dennoch solltest du dir genau überlegen, wieso du diese Grenzen überhaupt etablierst.
„Um mit ungesunden Beziehungsmustern zu brechen, musst du sie zuerst verstehen“, meint Spillane. „Ein:e Therapeut:in kann dir dabei helfen, deine eigenen Muster zu identifizieren und zu begreifen. Daraus ergibt sich dann die Möglichkeit zur Veränderung.“
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Um es kurz zu sagen: Wenn du einfach aus Prinzip Mauern um dich herum aufbaust, kann auch niemand rein oder raus. Wer wirklich emotional unerreichbar ist, findet das vielleicht sogar reizvoll; in Wahrheit hältst du dich dadurch aber in deinem eigenen Teufelskreis gefangen.

Wie du dem Teufelskreis entkommst

Je mehr ich mich darüber beschwerte, nur emotional unerreichbare Männer anzuziehen, desto stärker verfestigte ich meinen eigenen Teufelskreis und machte das Ganze zur Realität. Ich gab mich mit weniger zufrieden, als ich verdiente, weil es leichter war, als allein zu sein. Dadurch missachtete ich aber meine eigenen Grenzen. 
Es ist niemals leicht, Verantwortung für dein eigenes Verhalten zu übernehmen – aber es ist entscheidend, um dich von den Überzeugungen zu dir selbst und deinen Beziehungen lösen zu können, die dich zurückhalten. Indem ich mir einredete, das sei die einzige Form von Beziehung, die mir möglich sei, verweigerte ich mir die wichtigste Liebe überhaupt – die Liebe zu mir selbst.
Und um es mal mit den Worten von RuPaul zu sagen: „Wenn du dich selbst nicht lieben kannst, wie zur Hölle willst du dann jemand anderen lieben?“
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