Ein Frau mit brennender Fackel – symbolischer kann ein Bild der Bewegung und des Aufstands nicht sein. „In ganz Indien finden sich Frauen zusammen und brennen Schnapsläden nieder", sagt mir ein Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Neu Delhi, als ich ihn frage, ob auch in diesem Land eine Art Frauenbewegung zu spüren sei. „Sie lehnen sich dagegen auf, dass ihre Männer das hart verdiente Geld für Alkohol ausgeben oder aber betrunken gewalttätig werden", erklärt er mir weiter. Wie überall sind Schulden, Familienbruch, häusliche Gewalt oder sexueller Missbrauch eng mit dem Alkoholismus der Menschen verflochten. In Indien leiden aber vor allem die Frauen unter den sozialen Konflikten.
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Vier Bundesstaaten haben mittlerweile schon ein Alkoholverbot ausgesprochen. Doch darüber, ob die Prohibition gesellschaftliche Probleme lösen kann, wird gestritten „Hier trinken Schulkinder schon vor der Schule. Alkoholismus ist Teil der Alltagskutur geworden", sagt Henri Tiphagne, Gründer der Menschenrechtsorganisation People's-Watch. Und weiter: „Wegen des Alkoholkonsums ihrer Männer müssen die Frauen oft Zweitjobs annehmen. Nur so können sie die Familie ernähren, denn die Männer versaufen ihr Gehalt."
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Ein Volk, das trinkt, ruiniert sich selbst
Mahatma Ghandi
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Die Anti-Alkoholproteste der Frauen sind nachvollziehbar und die Regierungen nutzen das für ihre Wahlkämpfe. Wer verspricht, Alkohol zu verbieten, der fängt viele Stimmen der weiblichen und muslimischen Bevölkerungsgruppen. Der Knackpunkt ist aber: Wer trinken will, findet auch Stoff. In den „trockenen" Staaten Indiens sind bereits unzählige Menschen gestorben, weil sie an gepantschten, heimlich gebrannten Schnaps gerieten.
Eigentlich wird das Trinken im Hinduismus als Laster und Sünde angesehen – wenn es auch nicht verboten ist, hat schon Mahatma Ghandi gesagt: „Wenn ich nur eine Stunde Diktator Indiens wäre, würde ich sie nützen, um alle Alkoholläden für alle Zeit zu schließen, denn Alkohol ist eine Erfindung des Teufels, und ein Volk, das trinkt, ruiniert sich selbst.“
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