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Wie kann ich eingeschlafene Freundschaften wiederbeleben?

Foto: Paola Vivas.
Seit sie in eine neue Stadt gezogen ist, hat Ash (24) den Kontakt zu vielen ihrer alten Freund:innen verloren. „Ich wusste, dass das passieren könnte. Mir war aber nicht klar, wie schnell es gehen würde. Wir quatschen nicht so oft, wie wir uns vorgenommen hatten, und im Laufe der Zeit ist es immer unangenehmer geworden, sich bei den jeweils anderen zu melden“, erzählt sie. „Ich bin diejenige, die den Freundeskreis zurückgelassen hat, und ich schätze, sie haben alle noch Kontakt zueinander und wissen, was im Leben der anderen so passiert. Klar: Ich habe diese Freundschaften einschlafen lassen – sie aber auch. Wie kann ich ihnen wieder näher kommen?“
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Dr. Sheri Jacobson, eine pensionierte Psychotherapeutin mit über 17 Jahren Berufserfahrung, kann hier weiterhelfen.
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Dr. Sheri Jacobson: Veränderungen gehören zu fast jedem Lebensbereich dazu. Alles entwickelt sich weiter – selbst unsere Beziehung zu uns selbst, unsere Lebensumstände, unsere Wünsche und Prioritäten. Und auch die Freundeskreise, mit denen wir uns umgeben, bleiben nicht ewig dieselben. Selbst wenn du sehr lange mit jemandem befreundet bist, wird sich die Natur eurer Beziehung höchstwahrscheinlich verändern. Das ist weder etwas Gutes noch etwas Schlechtes, sondern ganz normal – und es lässt sich oft schwer voraussagen, welche Form diese Beziehung als Nächstes annehmen wird.
Du solltest auch bedenken, dass wir in einer Welt leben, in der wir ständig Kontakt zu unzähligen Menschen haben (können). Daher können wir genau genommen sehr, sehr viele Freundschaften eingehen; trotzdem sind wir eigentlich dafür gebaut, nur ein paar sehr enge solcher Beziehungen zu führen. Es passiert heute also viel schneller, dass unsere Freundschaften „verwässern“ und schwächer werden. Daher müssen wir uns bewusst darum bemühen, den Leuten nah zu bleiben, die wir in unserem Leben behalten möchten. Es ist aber auch nicht zwangsläufig etwas Schlechtes, wenn der Kontakt hier und da einschläft. Das bedeutet einfach, dass du andere Entscheidungen getroffen hast – zum Beispiel zugunsten deiner Karriere, deiner Familie oder dir selbst. Das ist kein Zeichen des Versagens. Es geht darum anzuerkennen, dass Freundschaften viel Arbeit erfordern und sich nur schwer aufrechterhalten lassen – und dass viele im Laufe der Zeit eben verloren gehen.
Soweit, so gut; lass uns jetzt über dein spezifisches Szenario reden. Du möchtest deinen Freund:innen wieder näher kommen, machst dir aber Sorgen, weil die unangenehme Stimmung zwischen euch zunimmt. Ich würde dir dazu raten, diese Peinlichkeit zu akzeptieren und zuzulassen, dass du dich unwohl fühlst. Je mehr wir uns unseren Emotionen öffnen, desto weniger versuchen wir, gegen sie anzukämpfen – und desto schneller schaffen wir es in die nächste Phase. In deinem Fall kann das die Kontaktaufnahme sein, oder auch die Erkenntnis, dass dir dieser erneute Kontakt sehr schwer fällt. Vielleicht hat sich zwischen euch so viel verändert, dass ihr nur noch wenig gemeinsam habt oder es zwischen euch nicht mehr harmoniert. Letztlich wird es dir guttun, eure Situation zu akzeptieren; je stärker wir nämlich dafür kämpfen, dass alles so wird, wie es mal war, desto größer ist häufig am Ende die Enttäuschung. Denk dran: Beziehungen sind keine Einbahnstraße. Du bist mit deinen Gefühlen also vermutlich nicht allein.
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Selbst die schwierigsten Emotionen – wie das Gefühl, außen vor zu sein – können sich als Chance erweisen, egal, wie unangenehm sie vielleicht sind. Du kannst sie beispielsweise als Signale dafür betrachten, dass etwas nicht stimmt, und dementsprechend handeln. In diesem Fall ist es womöglich deine Gelegenheit, um ein bisschen Zeit allein zu verbringen und dich mal nur mit deinen Gedanken zu befassen – sprich: Dinge zu tun, die dir guttun. Vielleicht sehnst du dich aber auch danach, Kontakt aufzunehmen – ob nun zu einer alten Freundschaft, deiner alten Clique oder ganz neuen Leuten. Anstatt dich so zu fühlen, als hätte dir jemand etwas angetan, kannst du das als Anstoß nutzen, um selbst etwas zu unternehmen. Dann bist du nicht das „Opfer“ deiner Situation, sondern bestimmst sie aktiv selbst.
Es ist absolut verständlich, dass du dir eine bedeutsame Verbindung zu anderen Menschen wünschst. Aber bitte nimm dir selbst den Druck von den Schultern. Reduziere die Erwartungen an dich selbst, „perfekte“ Freundschaften zu führen, der:die perfekte Freund:in zu sein, so-und-so-viel Kontakt zu anderen zu haben, und so weiter. Wenn du diese Erwartungen runterschraubst, kommt dir die Last gleich viel leichter vor – und du kannst dich stärker auf die Freude konzentrieren, die dir Freundschaften tatsächlich bringen können. Trau dich, selektiv zu sein und Entscheidungen zu treffen, zum Beispiel dazu, mit wem du deine kostbare Zeit eigentlich verbringen möchtest. Und dann bemühe dich bewusst darum, genau diese Beziehungen durch kleine Gesten zu pflegen – nicht durch große, dramatische Liebesbeweise. Selbst die kleinste Aufmerksamkeit (wie eine liebe Nachricht an die Person, an die du gerade denken musstest) kann schon eine große Erinnerung daran sein, dass du liebst und geliebt wirst. 
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