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Was ein gemeinsamer Hund für eure Beziehung bedeutet

Monatelang haben mein Partner Tom und ich hin- und herüberlegt, ob wir einen Hund adoptieren sollten. Wir sind 2021, genau zu Beginn des Lockdowns, zusammengezogen. Einen Großteil der Zeit passten wir auf die Hündin meiner Eltern auf und gewöhnten uns schnell daran, ein Haustier bei uns zu haben, mit ihr spazieren zu gehen und auf dem Sofa zu kuscheln. Als wir sie irgendwann wieder meinen Eltern zurückgeben mussten, hatten wir schon oft darüber gesprochen, uns einen eigenen Hund anzuschaffen. 
Es war nicht gerade eine spontane Entscheidung – wir wussten beide, wie viele Hunde im Tierheim landen, nachdem sie unüberlegt gekauft oder adoptiert wurden. Allerdings sahen wir diese Überlegung nicht wirklich als Beziehungsentscheidung. Aus Beziehungssicht war die Anschaffung eines Hundes für uns kein großes Ding. Wir dachten, für uns würde sich nicht allzu viel ändern – abgesehen davon, dass wir eben noch die Bedürfnisse eines Hundes berücksichtigen mussten.
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Wir irrten uns.
Ich glaube, den ersten Monat über war ich in einer Schockstarre. Wir adoptierten einen kleinen, neun Jahre alten Hund aus dem Tierheim und, nannten ihn Teddy. Wir hatten gründlich recherchiert und uns vergewissert, dass man ihn in einer Wohnung halten konnte und er es verkraften würde, alleine gelassen zu werden, wenn wir zur Arbeit mussten. Er lebte sich gut ein, es gab überhaupt keine Probleme. 
Wer sich nicht so gut anpassen konnte, war ich. Mir war wirklich nicht klar, wie ernst dieser Schritt für Tom und mich sein würde. Wir wurden direkt in ein neues Intimitätslevel in der Beziehung geschleudert – wir waren eine Familie. Ernsthaft, so fühlte es sich an. Wir waren nicht mehr einfach nur zwei Verliebte, die zusammen wohnen. Wir waren ein Paar, das ein kleines Tier am Leben halten musste – und dafür mussten wir zusammen arbeiten. Abgesehen davon, dass er mit Fell bedeckt ist, war er unser Kind.
Unsere Unterhaltungen drehten sich plötzlich um Teddy. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viele Nachrichten wir über die Konsistenz seiner Häufchen ausgetauscht haben. Sieht das gesund aus? Bedeutet das, dass irgendetwas nicht stimmt? Hätte er morgens sein Geschäft verrichten sollen? Wenn wir über das Wochenende verreisten, verbrachten wir die ganze Zeit damit, durch Fotos von ihm zu scrollen und uns zu fragen, wie es ihm wohl ging. Wir waren besessen – und diese Besessenheit schweißte uns zusammen wie Eltern eines Kindes.
Ted wird bei jeder Entscheidung, die wir treffen, miteinbezogen. Haushaltspflichten haben ein völlig anderes Gewicht bekommen. Denn wenn wir vergessen, dem Hund seine Herzwurmtablette zu geben, müssen wir zum Tierarzt. Er hat unser Leben komplett in Beschlag genommen. Komplett.
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Um Missverständnisse zu vermeiden: Wir sind wirklich glücklich über diese Verantwortung. Wir lieben ihn bis zum Mond und wieder zurück! Es ist aber einfach viel, viel mehr und viel intensiver, als ich erwartet hatte. Zum Beispiel nennen wir uns Mami und Papi, wenn wir mit dem Hund reden, und natürlich ist das ein Witz, aber es sind eben diese kleinen, harmlosen Dinge, an denen man merkt: „Scheiße, wir stecken noch tiefer in dieser Beziehung, als wir erwartet haben.“ 
Die Entwicklung von einem Paar zu einer Art Familie hat auch die Angst davor verstärkt, was passieren würde, wenn wir uns trennen. Ich habe nicht vor, Schluss zu machen, wir sind wirklich glücklich. Aber Beziehungen sind fragil, sogar die stärksten. Als wir zusammengezogen sind, habe ich wochenlang darüber nachgedacht, was passieren würde, sollte unsere Liebe vergehen. Schluss machen und dann auch noch darauf klarkommen, dass man aus einem gemeinsamen Zuhause ausziehen muss? Das ist hart – und auch, wenn man aus jeder Situation irgendwie rauskommt, ist es schon leichter, sich zu trennen, wenn man nicht zusammenlebt. 
Dann kommt ein Tier dazu. Sollten Tom und ich uns trennen, müssten wir nicht nur den Mietvertrag kündigen und die Wohnung aufteilen. Wir hätten auch noch Ted und die Frage, ob wir uns das Sorgerecht teilen. 
Ich weiß von keinem Paar, bei dem das reibungslos ablief — ein Ex von mir hat mit seiner Ex das Sorgerecht für den Hund ausgehandelt, als wir noch zusammen waren. Es war die Hölle — der Hund wird zum Spielball, zu einer Ausrede, um die Ex zu sehen oder um über sie zu meckern. Man verbringt so viel Zeit mit einer Person, die man liebt, und jetzt nicht mehr liebt (oder noch schlimmer, immer noch liebt und mit der man aus irgendwelchen Gründen nicht mehr zusammen sein kann).
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Aus Beziehungssicht war die Anschaffung eines Hundes für uns kein großes Ding. Wir dachten, für uns würde sich nicht allzu viel ändern – abgesehen davon, dass wir eben noch die Bedürfnisse eines Hundes berücksichtigen mussten. Wir irrten uns.

Meine Freundin Jenna trennte sich im Jahr 2020 von ihrem Partner, mit dem sie zehn Jahre zusammen war. Sie teilten sich eine wunderschöne Staffordshire-Hündin, Chino. Aber technisch gesehen war sie seine Hündin – es war sein Name auf dem Mikrochip und er hatte die Aufnahmegebühr bezahlt. Dennoch hatte Jenna im Laufe der Jahre alle Tierarztrechnungen für Chino bezahlt und sie natürlich liebgewonnen. 
„Ich wurde bei der Trennung überrumpelt und verlor gleichzeitig meinen Partner und meinen Hund”, erklärt sie. „Das war wirklich hart. Vier Jahre lang blickte ich jeden Morgen beim Aufwachen in ihr Gesicht. Das war eine riesige Umstellung, zusätzlich zu der Trauer über die Trennung, die ich durchmachte.”
Jenna vergaß monatelang, dass Chino nicht mehr da war. Sie ließ Möhrenreste auf den Boden fallen und erwartete, dass Chino sie aufsammelte, oder sie wachte um 4 Uhr morgens auf, weil sie sich erinnerte, dass sie weg war. Sie hatten zwar über Besuchsmöglichkeiten gesprochen, aber Jenna sagt, dass sie damit einfach nicht zurechtkam.
„Ich war noch nicht über ihn hinweg und es tat zu sehr weh”, erklärt sie. „Ich sehe sie jetzt ab und zu, aber ehrlich gesagt nur, wenn er in der Klemme steckt und eine Babysitterin für den Hund braucht. Aber ich sehe sie immer noch gerne. Das Beste ist, dass sie sich an mein Gesicht erinnert und durchdreht, wenn sie mich sieht!”
Diese Geschichten sind herzzerreißend, aber das ist die Realität, wenn man als Paar ein Haustier besitzt. Sie sind keine Kinder, aber irgendwie eben doch. Man entwickelt eine Bindung zu ihnen, aber die Regeln für die Haltung von Haustieren, wenn man kein Paar mehr ist, sind nicht eindeutig.
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Meine Freundin Rachel hat sich zum Beispiel kürzlich von ihrem Partner getrennt. Sie hatte einen Hund, Finn, und ein Kleinkind mit ihm, sagt aber, dass die Aufteilung des Sorgerechts für den Hund fast noch komplizierter ist als für das Baby.
„Es ist verdammt schwer und eine seltsame Erfahrung. Denn, wenn Finn eine Woche nicht bei mir ist, vermisse ich ihn zuerst schrecklich, aber dann gewöhne ich mich an die Erleichterung, kein zweites (pelziges) Baby zu haben, um das ich mich kümmern muss, und beginne, diesen Lebensstil zu genießen.”
Sie sagt, wenn sie in diese Denkweise verfällt, machen sich Schuldgefühle breit. „Ich fühle mich so schlecht, weil ich ihn so sehr liebe. Aber einen Hund zu teilen ist eine ganz andere Erfahrung, als ein Baby zu erziehen.”

Sie sind keine Kinder, aber irgendwie eben doch. Man entwickelt eine Bindung zu ihnen, aber die Regeln für die Haltung von Haustieren, wenn man kein Paar mehr ist, sind nicht eindeutig.

Ich glaube, als wir zum ersten Mal überlegten, einen Hund zu adoptieren, war uns nicht klar, wie sehr wir an ihm hängen würden. Ted ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Baby von einem Hund – so bedürftig und verschmust, dass es schwer ist, ihn nicht wie ein Kleinkind zu behandeln. Manche Menschen haben nicht so einen Hund, und vielleicht empfinden sie nicht die tiefe, alles einnehmende Bindung, die wir zu ihm haben. Du weißt einfach nicht, was auf dich zukommt –, egal, wie viel du über Hunderassen und Alter recherchierst. Niemand kann vorhersagen, wie du dich mit einem Haustier fühlen wirst, und das ist der entscheidende Punkt, vor dem ich angehende Hundebesitzer:innen warnen möchte.
Vielleicht denken einige, einen Hund zu adoptieren, sei einfach. Vielleicht denkt ihr, dass eure Partnerschaft so gefestigt sei, dass ihr nicht einmal darüber nachdenken müsst, was passiert, wenn ihr euch trennt. Aber sich einen Hund anzuschaffen, ist ein größeres Ding, als man sich vorstellen kann. Es wird eure Beziehung grundlegend verändern. Und wenn ihr euch eines Tages trennt (im Laufe der Jahre habe ich gesehen, wie sich selbst die glücklichsten Paare getrennt haben –, das ist nie auszuschließen), dann habt ihr eine zusätzliche Herausforderung zu bewältigen, die den Herzschmerz verlängern könnte.
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Trotz all dieser negativen Aspekte möchte ich sagen, dass Tom, Teddy und ich ein wundervolles Leben zusammen führen, und obwohl der Anfang hart war, bereuen wir nichts. Ich liebe diese neue, tiefere Phase unserer Beziehung. Sie hat mir neue Seiten an Tom gezeigt, und es ist das schönste Gefühl der Welt, auf der Couch zu kuscheln, wenn Ted sich zwischen uns hindurchschlängelt und uns das Kinn leckt. Mit dem Hund spazieren zu gehen, ist meine liebste Wochenendbeschäftigung, und wir sind als Paar so sehr gewachsen, weil wir gemeinsam an Kompromissen gearbeitet und die organisatorischen Aspekte um Ted herum gemeistert haben. 
Es ist eine wunderbare Erfahrung, gemeinsam ein Haustier zu haben. Ich würde es nur nicht noch einmal auf die leichte Schulter nehmen.
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