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Eure Konfliktstile zu kennen, ist der Schlüssel zu einer glücklichen Beziehung

Foto: Refinery29
In den letzten Jahren haben wir versucht, unseren eigenen Bindungsstil zu verstehen, herauszufinden, ob unsere Partner:innen tatsächlich narzisstisch sind, oder wie hoch ihre emotionale Intelligenz ist. Aber eines der vielleicht nützlichsten Muster des menschlichen Verhaltens, das wir in Hinblick auf unsere Beziehungen anwenden können, hat mit einem Thema zu tun, das von Natur aus heikel ist: sich streiten und die Art und Weise, wie wir es tun.
Sich in die Haare zu kriegen, ist völlig normal. Konflikte sind schließlich ein unvermeidlicher Teil des Lebens: Kein Mensch ist gleich und daher denken wir nicht alle auf dieselbe Weise oder vertreten die gleichen Meinungen. Aber die Art und Weise, wie wir streiten, kann die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren und einander verstehen, drastisch verändern. Das wiederum kann sich auf unsere Beziehungen auswirken.
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Holly Roberts, Beraterin bei der Wohltätigkeitsorganisation Relate, nennt das Beispiel einer selbstbewussten und durchsetzungsfähigen Person, die sich mit einer eher introvertierten Person streitet. „Diese Art von Streit wird immer damit enden, dass die introvertierte Person das Gefühl hat, ‚verloren‘ zu haben, weil sie sich nicht gut ausdrücken konnte, während die andere Person vielleicht denkt, dass sie ‚gewonnen‘ hat, sich der Sieg aber eigentlich bedeutungslos anfühlt.“
In solchen Fällen ist es unwahrscheinlich, dass die Probleme, über die sich zwei Personen streiten, gelöst werden können. Keine der beiden Seiten ist nämlich in der Lage, ihren Standpunkt wirklich darzulegen oder sich anzuhören, was die andere Seite zu sagen hat. Wenn der Sinn einer Auseinandersetzung nur darin besteht, deinem Gegenüber zu vermitteln, was du empfindest, dann, so erklärt Holly, „geht der Sinn des Streits verloren. So geht es nur noch darum, wer am lautesten schreit.“
Deshalb kann es der Schlüssel zu einer glücklichen Beziehung sein, unterschiedliche Konfliktstile zu kennen. um zu lernen, besser zu kommunizieren und konstruktive Auseinandersetzungen miteinander zu haben.
Am Arbeitsplatz oder in der Geschäftswelt wird das Thomas-Kilmann-Modell mit seinen fünf Konflikttypen und -stilen eingesetzt, das einen Überblick über das Verhalten von Menschen in Auseinandersetzungen gibt. Da gibt es die Raushalter:innen, die gerne Konflikte vermeiden, die freundlichen Helfer:innen, die anderen entgegenkommen, die Problemlöser:innen, die zusammenarbeiten, die harten Kämpfer:innen, die konkurrieren und dominieren, und die goldene Mitte, also Personen, die versuchen, Kompromisse zu schließen. Während diese Stile sehr klar definiert sind, weist die Psychotherapeutin Beverley Blackman, darauf hin, dass es verschiedene Rollen gibt, die Menschen in Streitsituationen einnehmen können.
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„Oft wird unser charakteristischer Konfliktstil schon früh im Leben geprägt, in der Regel durch das Nachahmen unserer Eltern oder anderer Autoritätspersonen wie Lehrer:innen, und ist deshalb oft tief verankert“, sagt Beverley. Wenn wir uns nicht damit beschäftigen, wie wir in Konfliktsituationen für gewöhnlich reagieren, können wir nicht wissen, zu welchem Typ wir im Normalfall gehören. Es ist wichtig, hervorzuheben, dass niemand einen fixen Stil hat. Dennoch lassen sich Konfliktstile grob in vier Typen aufteilen.

Angreifend

Dieser Konfliktstil, der auch als „konfliktanfällig“ bezeichnet werden kann, zeichnet sich durch Gefühle wie Wut oder Verärgerung aus und dadurch, dass die Person in Frage in der Regel auf „Fehler“ anderer Menschen hinweist.
„Dieses Streitverhalten kann aggressiv und beschuldigend rüberkommen“, erklärt Beverley, „Sätze beginnen normalerweise mit ‚Du…‘ wie zum Beispiel: ‚Du räumst nie die Wäsche weg‘ oder ‚Du überlässt es immer mir, mit den Lehrer:innen unseres Kindes zu sprechen‘.“ So kannst du zwar deiner Verärgerung und Wut auf dein:e Partner:in Luft machen, machst aber nicht unbedingt klar, was du dir von ihm:ihr willst oder brauchst. Und da es sich um Anschuldigungen handelt, die sich auf die Handlungen deines Partners oder deiner Partnerin beziehen, feuert dieser:diese dann zurück, um sich zu verteidigen. Das führt bloß zu erhitzten Gemütern. Aus diesem Grund ist von einer angreifenden Verhaltensweise abzuraten, um einen Konflikt zu lösen.

Abwehrend

Dieser Konflikttyp wird für gewöhnlich das Opfer eines verbalen Angriffs. Da ist es nur allzu verständlich, dass sich solche Menschen verteidigen und versuchen wollen, sich zu rechtfertigen oder Anschuldigungen zu bestreiten – meist aus einem Gefühl von Verärgerung oder Ablehnung heraus. „Sich verteidigen zu wollen, ist zwar normal“, sagt Beverley, „wird aber auch nicht unbedingt dazu beitragen, das eigentliche Problem zu lösen, weil diese beiden Stile in Kombination wenig Raum für eine Lösungssuche lassen.“
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Zurückziehend

Wenn sich jemand von dir zurückzieht, fällt es dir wahrscheinlich schwer, diese Person ihren Freiraum zu geben. Vermutlich spürst du den Drang, zu versuchen, deinen Standpunkt noch einmal und genauer zu erklären. Laut Beverley ist die Person, die sich zurückzieht, dann aber „normalerweise frustriert oder hat den Eindruck, nicht gesehen oder gehört zu werden. Es ist zwar schön, einen Konflikt lösen zu wollen, wenn du dabei aber nicht auf die Reaktion deines Partners oder deiner Partnerin eingehst oder ihren Wunsch nach etwas Distanz zu Herzen nimmst, werden seine:ihre Emotionen so mit hoher Wahrscheinlichkeit nur noch verstärkt und er:sie wird nur noch wütender auf dich.“
Wenn du diejenige Person bist, die sich in Konfliktsituationen gerne zurückzieht, hat das in der Regel damit zu tun, dass du Angst hast oder besorgt bist. „Dieser Typ möchte sich in keiner Weise auf einen Streit einlassen und will sich oft emotional von seinem Partner oder seiner Partnerin distanzieren, wenn sich ein Streit anbahnt. Das kann diesen:diese aber sowohl frustrieren als auch verärgern. Auch das ist nicht die beste Art, einen Konflikt zu lösen, vor allem nicht, wenn du befürchtest, dass deine bessere Hälfte wieder wütend werden könnte, sobald du das Thema zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgreifst“, fügt Beverley hinzu.
Außerdem gibt es laut Holly Menschen, die absichtlich neutral und passiv bleiben. „Dieser Typ ist darum bemüht, zu verhindern, dass der Haussegen schief hängt.“ Es kann sein, dass solche Menschen sich mit allem zufriedengeben, was die andere Person sagt, und nie versuchen, ihren eigenen Standpunkt darzulegen. Das kann einen Streit aber nur noch nerviger machen.
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Offen

Und dann gibt es natürlich noch den heiligen Gral der Konfliktstile: offen und fähig zu sein, die ganze Situation aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und dabei ruhig zu bleiben. „Das ermutigt deine:n Partner:in, über den Konflikt und die Art und Weise, wie ihr beide reagiert, nachzudenken“, sagt Beverley, „und es ist oft produktiv, wenn die andere Person das Gefühl hat, dass du ihr zuhörst und sie verstehst. Auch wenn du mit dem, was sie sagt, nicht einverstanden bist, hilft es, wenn du ihre Perspektive nachvollziehen kannst. So ist es möglich, die Gemüter zu beruhigen und nach Wegen zu suchen, wie ihr beide eure gemeinsamen Schwierigkeiten lösen könnt.“
Diese Konfliktstile sind keineswegs fix: Derjenige, zu dem du dich am meisten hingezogen fühlst, ist wahrscheinlich derjenige, den du von den Erwachsenen um dich herum aus deiner Kindheit kennst. Aber auch die Person, mit der du eine Auseinandersetzung hast, und der Kontext können einen Einfluss auf deinen Konfliktstil haben. Die Art und Weise, wie du mit deinen Kolleg:innen oder Vorgesetzten Konflikte löst, geht bestimmt auch anders vonstatten als ein Streit mit deinem Partner oder deiner Partnerin, deinen Geschwistern oder Freund:innen.
Du kannst den Stil, zu dem du dich am meisten hingezogen fühlst, erkennen, indem du darauf achtest, was in deinem Körper während eines Konflikts vor sich geht, sagt Holly. „Versuch, Halt zu machen und dir eine Minute Zeit zu nehmen, um in dich zu gehen. Rast dein Herz? Zucken deine Beine, weil du vor dieser Situation am liebsten weglaufen möchtest? Bist du so wütend, dass du nicht einmal mehr weißt, was du sagst?“ Wenn du diese Hinweise bemerkst, bist du in der Lage, festzustellen, ob deine Reaktion wut- oder angstgesteuert ist oder damit zu tun hat, dass du dir wünschst, die Erde würde sich auftun.
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Das herauszufinden, kann dir dabei helfen, auf produktivere Weise zu streiten, was wiederum deinen Beziehungen zugutekommen kann. Um das zu erreichen, sagt Holly, musst du dir bewusst machen, was du fühlst und sagst, und die Verantwortung für dein eigenes Verhalten übernehmen. Wenn du weißt, dass du zum Beispiel zu Konflikten neigst und dich oft in einen Streit hineinsteigerst, kannst du dank dieses Wissens dein eigenes Benehmen hinterfragen, anstatt eine andere Person anzugreifen. „Wenn dir klar ist, dass du eine Person bist, die gerne einen Streit anzettelt, hast du die Möglichkeit, dieses Verhaltensmuster zu ändern. Schließlich können wir niemanden anderen außer uns selbst verändern“, sagt Holly. „Wenn du dir all dessen bewusst bist, ist es möglich, angemessener zu reagieren oder etwas flexibler sein.“
Deinen eigenen Konfliktstil und den deiner Partner:innen zu kennen, kann besonders nützlich für deine Beziehung sein, meint Beverley. „Auseinandersetzungen sind unvermeidlich, aber so werdet ihr beide in der Lage sein, weniger emotional zu reagieren und euch auf das eigentliche Problem zu konzentrieren. Wenn du über deinen jeweiligen Konfliktstil sprechen (wenn ihr beide ruhig seid!) und erklären kannst, wie du dich während eines Streits fühlst, kann dein:e Partner:in Rücksicht darauf nehmen und sich bei Konflikten darauf einstellen.“ So könnt ihr einen gemeinsamen Weg finden und Raum für eure Gefühle schaffen, ohne dass ihr euch dabei gegenseitig Anschuldigungen macht oder abwehrend verhalten müsst.
Letzten Endes geht es bei einem Streit doch darum, sich gehört und verstanden zu fühlen. Wenn du dich von deiner instinktiven Reaktionsweise auf Auseinandersetzungen löst, kannst du dir Gehör verschaffst und – was entscheidend ist – auch dafür sorgen dass sich die andere Person gehört fühlt. Auf diese Weise verbringt ihr weniger Zeit mit Streiten und Schmollen und mehr Zeit damit, die Gesellschaft des oder der anderen zu genießen.

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