In New York ist das 19-jährige Model Halima Aden für Kanye Wests fünfte Yeezy-Kollektion mit Hijab über den Runway der New York Fashion Week gelaufen. In Berlin findet das bei der jungen Muslima Asma Rahoma großen Zuspruch.
„Die Medien wollen einem ja oft weismachen, dass wir unterdrückte Frauen sind und eigentlich nichts zu sagen haben“, sagt Rahoma im Gespräch. „Aber [Kanye Wests Fashion Show] hat endlich gezeigt: Du kannst alles erreichen, egal, was du trägst und egal, welche religiösen Ansichten du hast.“
Rahoma selbst ist 21 Jahre alt, lebt und studiert in Berlin und ist „großer Fan von Kanye West und dem ganzen Kardashian-Clan.“ Dass West auch schon wegen vieler Kontroversen im Fokus der Medien stand, stört sie dabei nicht. Und das zeigt eigentlich auch schon das Mindset junger Deutscher, die solche vermeintlich polarisierenden Unterschiede nicht mehr als trennend, sondern als ergänzend wahrnehmen. Wenn Kim Kardashian nackt sein möchte, soll sie das bitte sein – und wenn eine Frau ein Kopftuch tragen will, dann ist das ihre Entscheidung. Nicht mehr, nicht weniger.
„Mode ist etwas, bei dem alle zusammenkommen können“, findet Rahoma und bezieht sich auch auf eine noch junge Modebewegung: „Modest Fashion“, übersetzt etwa ‚schlichte Mode‘, ist ein Movement, das einen dezenteren, bedeckteren Kleidungsstil umfasst und das Styling vieler junger, muslimischer und jüdischer Frauen aufgreift.
„Modest ist ja ein sehr breitgefächerter Begriff. Man kann sowohl Jeans als auch eine Abaya tragen, wenn man sich modest kleidet.“ Außerdem schließen sich Modest Fashion und Haute Couture nicht aus. Auch Dolce & Gabbana haben schon eine Abaya-Kollektion herausgebracht und bedienen somit die modischen Bedürfnisse vieler Frauen im arabisch-muslimischen Raum.
Rahoma selbst nennt ihren eigenen Stil auch modest, orientiert sich jedoch an „aktuellen Trends in Deutschland und dem Rest der westlichen Welt. Und wenn mal etwas kürzer Geschnittenes im Trend ist, versuche ich es einfach ein wenig bedeckter umzusetzen, sodass es trotzdem derselbe Trend ist, nur eben einfach für mich passend.“ Zu ihren Stilvorbildern gehören vor allem die Londoner Youtuberin Dina Tokio und die New Yorker Bloggerin Maria Alia.
Neben Kanye West präsentierte im Übrigen auch Designerin Anniesa Hasibuan ihre erste Kollektion auf der NYFW, die ganzheitlich aus Modest Fashion bestand. Dass es in Deutschland noch keine Designer und Labels gibt, die sich mit modest Mode führen, findet Rahoma zwar schade, „aber es gibt so viele ausländische Onlineshops, sodass man auch in Deutschland an wirklich schöne Kleidung kommt, die modest ist.“
Wenn wir uns die Fashion Week so anschauen und uns mit Asma unterhalten, können wir entgegen vieler Ereignisse und trüber Prognosen für 2017 glatt wieder ein bisschen Hoffnung schöpfen. Bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass den Jungen absehbar auch mal das Wort überlassen wird – in der Mode und überall.
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