Seit ein Muslim im Berliner Prenzlauer Berg einen Juden mit einem Gürtel schlug und antisemitisch beleidigte, ist die Debatte über Judenhass auch wieder eine Debatte über muslimischen Extremismus.
Eins wird auch den moderaten Muslimen dabei immer wieder vorgeworfen: Sie würden sich nicht entschieden genug vom Hass auf Juden distanzieren. Sich nicht wehren, nicht laut werden, wenn ihre Glaubensgenossen Israelis als “Kindermörder” bezeichnen und Flaggen verbrennen.
Es zeigte sich allerdings: Viele Muslime bekennen längst Farbe, um gegen Antisemitismus einzustehen. In mehreren deutschen Städten gingen Menschen mit der traditionellen jüdischen Kopfbedeckung, der Kippa, auf die Straße. Darunter viele Muslime.
Musliminnen tragen Kippa, Özdemir appelliert an Gläubige
Over 2,000 Attend 'Wear a Kippa' Protest in Berlin After anti-Semitic Attack https://t.co/eSuFws7ta7 pic.twitter.com/yX5aSpAf0K
— Haaretz.com (@haaretzcom) April 25, 2018
So geht's auch: Kippa auf Kopftuch. #BerlinträgtKippa pic.twitter.com/MTn8Fp1Ceg
— Albrecht Kolthoff (Hakima) (@AlbKol) April 25, 2018
Ein #Muslim trägt #Kippa#ThüringenträgtKippa #Muslimefürfrieden pic.twitter.com/GMzq6VfLSf
— Suleman Malik (@sulemannmalik) April 25, 2018
"Heute ist es Zeit, den Dank zurückzugeben!" @cem_oezdemir erklärt, warum er bei #BerlinträgtKippa war. (via @morgenpost / https://t.co/AYy8ErYu2E) pic.twitter.com/BPylZUocq8
— Max Boenke (@mx_boenke) April 25, 2018
“Wer nur auf Muslime schaut, versteht das Problem nicht”
Nicht nur in der Rolle des Täters, in die Angehörige der Religion zunehmend gedrängt werden. Sondern auch als entschlossene Aktivisten gegen den noch immer präsenten Hass.
Armin Langer von der Initiative Salaam-Schalom, die sich in Neukölln für die interreligiöse Verständigung einsetzt, sagte der HuffPost im Dezember:
“Wer beim Thema Judenhass nur auf Muslime schaut, hat das Problem nicht verstanden. Der Antisemitismus ist Teil von Deutschland, seit Jahrhunderten. Er ist ein Problem der gesamten Gesellschaft und nicht eines Teils der Bevölkerung.”
Tatsächlich geht eine Mehrzahl der erfassten antisemitischen Straf- und Gewalttaten in Deutschland laut Verfassungsschutzbericht noch immer auf Rechtsextreme zurück. Außerdem vertritt jeder Fünfte Deutsche antisemitische Thesen, wie jüngst ein vom Bundestag in Auftrag gegebener Bericht zum Thema zeigte.
Es kann erst der Anfang sein
Denn Fakt ist jenseits aller populistischen Hetze: Das Bedrohungspotenzial durch muslimische Antisemiten hat zugenommen.
In einer Befragung der Universität Bielefeld gab sogar die Mehrheit der von Antisemitismus betroffenen Juden an, von Muslimen angefeindet worden zu sein.
In einigen Gegenden Deutschlands trifft der hasserfüllte Keim des Nahost-Konflikts auf besonders nahrhaften Boden. Der 25-jährige Monty Ott, Mitarbeiter im Deutschen Bundestag, sagt deshalb: “In manche Außenbezirke von Berlin traue ich mich nicht mehr.” Immer skrupelloser verleihen junge – oft radikale Muslime ihrem Israel-Hass hier Ausdruck.
Oft beruht dieser Hass auf Verschwörungstheorien, die schon an Kinder weitergegeben werden, erklärt Islamexperte Ahmed Mansour.
Hier anzusetzen, wird eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die ersten symbolischen Schritte werden gerade gemacht.